Die Verpflichtung von Diant Ramaj stellte den überraschendsten Transfer des BVB im Winter dar. Der Klub plant bei seinen Torhütern langfristig.
Dortmund – Lars Ricken sprach am Dienstag im Rahmen der Vorstellung von Niko Kovač als neuem Cheftrainer bei Borussia Dortmund davon, der Klub habe alleine am Deadline Day „vier von fünf“ Transfers über die Bühne gebracht. Ob der Sportchef damit auf das Scheitern einer Verpflichtung von Rayan Cherki von Olympique Lyon anspielte, blieb offen.
Auf vier Deals kam Ricken, weil er Diant Ramaj doppelt zählte: Während Daniel Svensson und Carney Chukwuemeka am Montag leihweise nach Dortmund kamen, wurde der Torhüter von Ajax gekauft, aber sogleich an den FC Kopenhagen weitergereicht. Zunächst bis Saisonende soll der frühere Schlussmann von Eintracht Frankfurt in Dänemark auf ordentlichem Niveau Spielpraxis sammeln.
Das sagte Lars Ricken zum Torwart-Deal des BVB
Unter anderem trifft Kopenhagen in der Conference League am 13. und 20. Februar auf den 1. FC Heidenheim. Davon, dass Ramaj dann zwischen den Pfosten steht, ist auszugehen. Der BVB hätte seinen Neuzugang kaum an den Hauptstadtklub verliehen, wenn er nicht die Gewissheit hätte, dass er dort zum Zug kommen wird. Gerüchte über eine Leihe von gleich 18 Monaten zerschlugen sich indes schon im Vorfeld des Transfers.
Allerdings ist nicht gesagt, dass Ramaj wirklich schon im Sommer nach Dortmund übersiedelt. Der Torwart-Plan des BVB ist mit seiner Verpflichtung von großer Flexibilität gekennzeichnet.
„Auf die aktuelle Torwart-Konstellation hat das überhaupt keine Auswirkungen“, sagte Ricken. „Wir haben mit Gregor Kobel einen der besten Torhüter Europas, mit Alexander Meyer den besten zweiten Torwart und mit Marcel Lotka auch noch den vielleicht besten Torwart der 3. Liga.“ Warum also Geld für Ramaj ausgeben? „Wir haben als Verein die Verantwortung, strategisch zu denken“, betonte der Sportchef.
Gregor Kobel hat in England definitiv einen Markt
Auf welchen Fall sich der BVB mit der Verpflichtung von Ramaj zuvorderst vorbereitet, liegt dabei auf der Hand: Ein Abschied von Kobel nach der laufenden Saison ist längst kein sonderlich unwahrscheinliches Szenario mehr. Der Schweizer gilt als besonders ehrgeizig, kann sich dem Vernehmen nach eine Saison ohne Champions League nicht zwingend vorstellen, wenn es spannende Alternativen gibt.
Dass dem so sein wird, ist allemal realistisch. Wie fussball.news aus England bestätigt wurde, wird auf der Insel gleich bei zwei finanzstarken Klubs genau auf Kobel geschaut: Der FC Chelsea hat zwar nicht weniger als neun Torhüter unter Vertrag, große Zufriedenheit herrscht aber mit keinem davon. Und auch Manchester United ist bis dato nicht wirklich glücklich mit 55-Millionen-Euro-Mann André Onana.
Warum würde der BVB Kobel verkaufen?
Ein Bieterstreit zweier Schwergewichte der Premier League würde dem BVB in die Karten spielen. Eine Entscheidung, Kobel zu verkaufen, wäre dabei sicherlich nicht unbedingt populär. Aus strategischen Gesichtspunkten würde sie aber nach aktueller Lage der Dinge Sinn ergeben. Allzu viele Spieler mit sehr hohem Marktwert hat der BVB nicht im Kader, die Situation stellte sich in Vorjahren auch schon anders dar.
Im Tor sollte indes leichter fallen, einen adäquaten Ersatz zu finden, als etwa bei einem offensiven Unterschiedsspieler wie Jamie Gittens. Zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass Kobel in Dortmund diese Saison nicht auf dem Niveau des Vorjahres spielt und vor allem seine Schwächen mit dem Ball am Fuß immer wieder zu Tage treten. Zuletzt unterlief dem eidgenössischen Nationalspieler gegen Schachtar Donezk nicht das erste Gegentor der Kategorie ‚Slapstick‘.
Viele Szenarien im BVB-Tor sind denkbar
Selbstredend wissen auch die Verantwortlichen des BVB, dass sich bei Kobel im Sommer eine Luftveränderung andeuten könnte und es einen robusten Markt für ihn gibt. Die Verpflichtung von Ramaj beweist dabei Weitsicht in der Führungsetage. Wenn sich Ramaj in Kopenhagen wunschgemäß entwickelt, könnte er im Sommer zum Nachfolger von Kobel aufsteigen, wobei womöglich ein Zweikampf mit Meyer ausgerufen würde, der als Ersatzmann seine Sache stets ordentlich erledigt hat.
Nicht auszuschließen ist dabei auch ein anderes Szenario, in dem Meyer selbst nochmal Nummer 1 sein will und sich Ramaj als Kronprinz hinter Kobel einsortiert. Vielleicht spielt Ramaj am Ende auch bis 2027 in Kopenhagen und wird die Torwartfrage in Dortmund erst dann gestellt. Flexibilität ist bei dieser Personalie eben das Zauberwort.
5 Millionen Euro soll Ramaj den BVB gekostet haben, damit legt sich der Klub nicht zwingend auf einen künftigen Stammtorhüter fest, hält sich ganz im Gegenteil alle Optionen offen.