Der BVB wird als eine der besten Talentschmieden in Europa angesehen. Trotzdem hat ein Juwel im Sommer seinen Jugendverein verlassen.
Dortmund/Wolfsburg – Die Personalie Paris Brunner hat bei Borussia Dortmund für große Diskussionen gesorgt. Nach dem Wechsel des Sturmjuwels zur AS Monaco Mitte August ist es jedoch still um den 19-Jährigen geworden.
Die Monegassen haben Brunner gleich an Cercle Brügge in Belgien weiterverliehen, damit spielt er außerhalb des Fokus der deutschen Fußballöffentlichkeit. Am Mittwoch präsentierte sich der Angreifer immerhin mal wieder im Rahmen der U19-Auswahl des DFB einem – wenn auch überschaubarem – Publikum.
521 Zuschauer waren beim 2:0-Sieg der Mannschaft von Trainer Hanno Balitsch gegen den slowenischen Nachwuchs im Drömlingstadion in Wolfsburg-Vorsfelde auf den Rängen.
Experte schätzt Entwicklung von Ex-BVB-Juwel Brunner als „besorgniserregend“ ein
Wer Brunner in den vergangenen Jahren aus der Ferne beobachtet hat, muss zum Schluss kommen, dass das ehemalige BVB-Talent mit seiner Situation kaum zufrieden sein kann. Für Leihklub Brügge hat Brunner 20 zumeist kurze Einsätze auf dem Konto, schoss dabei zwei Tore. Ob er sich mit dieser Zwischenbilanz für eine tragende Rolle beim Stammverein Monaco empfehlen kann, wohin es im Sommer zurückgeht, sei dahingestellt.
Im Umfeld des BVB heißt es, Brunner habe zu schnell zu viel gewollt, seine noch ganz am Anfang stehende Profikarriere nicht mit genügend Geduld angegangen. „Wir hätten Paris gerne langfristig an Borussia Dortmund gebunden, leider wollte er den von uns aufgezeigten Weg nicht mitgehen“, äußerte sich Sportdirektor Sebastian Kehl in der Transfermitteilung des Klubs ziemlich vielsagend.
„Es ist besorgniserregend, wenn du bester Spieler der U17-EM und U17-WM wirst und dir anschließend selbst im Weg stehst“, schätzt Experte Matthias Strohmaier im Gespräch mit Absolut Fußball, dem Fußballportal von Home of Sports, ein
Abschied aus Dortmund „nicht das ideale Zeichen“
Bemerkenswert ist dies vor allem, weil gerade Spielertypen wie Brunner, die über die Außenbahnen und Halbräume Kreativität und Torgefahr ausstrahlen, beim BVB zumeist eine gute Entwicklung genommen haben.
„Wenn du von diesem Verein weggehst, dann ist das nicht das ideale Zeichen“, sagt Strohmaier. „Paris Brunner startet bisher auch in Belgien nicht richtig durch. Er muss im Kopf verstehen, was er jetzt leisten muss, um sein Potenzial voll auszuschöpfen. Paris hat großes Talent. Aber Jugend- und Profifußball sind zwei verschiedene Paar Schuhe.“
Im Nachwuchsbereich schoss Brunner beim BVB alles kurz und klein, der Schritt in den Erwachsenenfußball fällt ihm jedoch schwer. Und da kommt eben die Frage auf, ob Brunner genügend Geduld an den Tag gelegt hat.
„Die Entscheidung vom BVB war offenbar nicht so falsch“
„Ich war bei den Vertragsgesprächen natürlich nicht dabei. Allerdings vermute ich, dass etwas vorgefallen sein muss. Den besten Spieler der U17-EM und U17-WM lässt du als Borussia Dortmund nicht so einfach ziehen“, ist Strohmaier überzeugt. „Wenn man sieht, dass er sich auch in Belgien nicht durchsetzt, dann war die Entscheidung vom BVB offenbar nicht so falsch. Sie haben ihm sicherlich einen guten Plan und Weg für einen nachhaltigen Aufbau aufgezeigt.“
Vier Millionen Euro soll Dortmund von Monaco für Brunner kassiert haben. Das ist viel Geld für einen Spieler, der bei den Profis nie zum Debüt kam. Gemessen am Potenzial, das der Jungspund gerade im DFB-Dress immer wieder gezeigt hat, können aus dieser stattlichen Summe aber schnell auch Peanuts werden – wenn Brunner den Durchbruch packt.
Ehemaliges Bayern-Talent als positives Beispiel für Brunner
„Es kann für Toptalente wie Paris schnell in die eine wie in die andere Richtung gehen. Sie müssen aufpassen, nicht abzustürzen. Aber sie können auf der richtigen Station auch schnell zünden“, betont Strohmaier, der ein Beispiel parat hat: „Nicolas Kühn hat es damals beim FC Bayern nicht gepackt, aber er konnte über die Stationen Rapid Wien und Celtic Glasgow durchstarten.“
Kühn gewann 2019 die Fritz-Walter-Medaille in Gold, schaffte aber bei Bayern nicht den Sprung aus der zweiten in die Profimannschaft. Bei Celtic ist er zum Star geworden, der zuletzt auch reichlich symbolträchtig in der Champions League gegen die Münchner traf – und inzwischen sogar als Kandidat für die DFB-Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann gilt.
Ein solcher Durchbruch sei auch bei Brunner möglich, sagt Strohmaier, der aber auch warnt: „Bei ihm besteht die große Gefahr, dass er sich selbst vieles verbaut.“