Appell an Deutschland: Nagelsmanns Sehnsucht nach Gemeinschaft

Bundestrainer Julian Nagelsmann hat die Begeisterung bei der EM rund um das DFB-Team entfacht. Bei der Abschluss-Pressekonferenz holt er aus.

Herzogenaurach – Rund 17 Stunden nach dem bitteren Aus bei der Europameisterschaft wird in Fußball-Deutschland weiterhin über die Handspielsituation diskutiert. Wäre Spanien weitergekommen, wenn Schiedsrichter Anthony Taylor auf den Punkt gezeigt hätte? Auf diese Frage wird das DFB-Team keine Antwort mehr geben können. Bundestrainer Julian Nagelsmann aber stand schon wieder parat und musste im HomeGround in Herzogenaurach seine bislang wohl schwierigste und emotionalste Pressekonferenz abhalten.

Nagelsmann will mehr Gemeinschaft

Der 36-Jährige kämpfte zu Beginn noch mit den Tränen, die Last-Minute-Niederlage nahm ihn sehr mit. Nagelsmann hat in den vergangenen Wochen und Monaten eine großartige Entwicklung genommen, er ist in seiner ganzen Persönlichkeit gereift. Natürlich wird ihn der Ehrgeiz und die Gier nach Erfolg immer nach vorne treiben. Nagelsmann ist es dabei allerdings gelungen, einen gesunden Blick zwischen Fußballkosmos und der Gesellschaft insgesamt zu finden.

Er appellierte: „Wir müssen zurück zur Gemeinsamkeit kommen. Uns muss es gelingen, diese unfassbare Individualität zu überwinden und wieder eine geschlossene Gruppe zu werden.“ Nagelsmann führte dabei Beispiele aus dem alltäglichen Leben aus: „Wenn jeder im kleinen Kreis anfängt, dem Nachbarn zu helfen, wenn etwas ist, dann kann man viel erreichen. Mir fällt da das Hochwasser ein, wo man sich helfen und unterstützen kann.“

Eine große Rede: Nagelsmann wird so zum EM-Gewinner

Der Bundestrainer mahnt davor, stets alles negativ zu sehen und Verantwortung auf andere abzudrücken: „Ich höre ganz oft, dass wir ein Problem haben und ganz selten, dass wir eine Lösung finden wollen. Wir hatten beim DFB auch ein brutales Problem. Aber wir haben nach Lösungen gesucht. Ob etwas funktioniert, wissen wir erst danach.“ Beim Duell gegen Spanien etwa habe die Aufstellungsidee nicht geklappt. Dann habe man probiert, etwas zu verändern und danach sei das Spiel besser gelaufen.

Es ist die Sehnsucht von Nagelsmann nach Gemeinschaft, die Suche nach einem Miteinander. Weniger Egoismus, mehr Macher-Mentalität und Teamwork. Dem Trainer ist es gelungen, ein Team zu formen, das gegen Spanien einen großen Teil zu dem wahrscheinlich spektakulärste Duell der bisherigen EM beitragen konnte. Der Spalt zwischen Nationalmannschaft und Fanlager ist wieder deutlich kleiner geworden, die Märsche mit 20.000, 30.000 oder 40.000 Anhängern zeigte die wiedergewonnene Lust auf das Team. Nagelsmann hat es geschafft, zu vereinen – und damit eine von ihm gewünschte Gemeinschaft herzustellen. Spätestens nach dieser bewegenden Rede ist der Bundestrainer schon jetzt einer der ganz großen Gewinner dieser Europameisterschaft.

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