In elf Tagen geht die Saison für Eintracht Frankfurt los. Und die Frage, die sich stellt: Kann Trainer Dino Toppmöller die Aufgaben besser bewältigen?
Frankfurt - Elf Tage vor dem Pflichtspielbeginn 2024/25 hat Eintracht Frankfurt noch ein Freundschaftsspiel beim FSV Frankfurt ausgetragen. Der Viertligist hat seinen 125. Geburtstag gefeiert, vor rund 10.000 Anhängern gab es am Ende einen 5:2-Erfolg für den Favoriten. Der einzige große Test steht am kommenden Samstag (21 Uhr) beim FC Valencia auf dem Programm. Danach ist die Vorbereitung vorbei, die ersten Reisen gehen im Pokal nach Braunschweig und in der Liga nach Dortmund. Das ist knackig.
Toppmöller war nach dem Sieg im Test gegen den FSV Frankfurt zufrieden
Trainer Dino Toppmöller trat nach dem Duell beim FSV locker und entspannt auf. „Wir hatten richtig Spaß heute. Genau das habe ich den Jungs vor dem Spiel in der Kabine auch gesagt. Ich wollte sehen, dass wir Bock auf Fußball haben“, erklärte der Coach nach Abpfiff. Vor allem in den ersten 45 Minuten, als die Eintracht vier Treffer erzielte und hinten noch rigoros agierte, sei dies zu sehen gewesen.
Und doch kann man nach den Spielen gegen die bisherigen Gegner Heusenstamm (12:0), Juarez (2:1), Louisville (4:0), Steinbach Haiger (4:1 in einem geheimen Test) und FSV kaum seriöse Rückschlüsse ziehen. Auffällig ist die inzwischen deutlich facettenreicher besetzte Offensive, die in Igor Matanovic und Can Uzun zwei sehr spannende Spieler dazubekommen hat. Dennoch darf bei aller anfänglichen Euphorie nicht vergessen werden, dass der Sprung von Liga zwei in eins ein großer ist.
Die Rückrunde der vergangenen Saison war nicht gut
Daher stellt sich die Frage: Packt es Toppmöller tatsächlich bei den Hessen? Der Coach hat die Eintracht im ersten Jahr zwar auf Rang sechs geführt, doch das frühe Ausscheiden in DFB-Pokal (Achtelfinale bei Drittligist Saarbrücken) und Conference League (Zwischenrunde gegen Union Saint-Gilloise) war nicht zufriedenstellend. Zudem lag das Erreichen der Europa League auch an der Schwäche der Konkurrenz, die eine mäßige Rückserie der Frankfurter mit nur vier Siegen und 20 Zählern nicht ausnutzen konnte.
Zwischenzeitlich forderte Sportvorstand Markus Krösche „mehr Heavy Metal“. Können die Neuzugänge dazu beitragen, die E-Gitarre auszupacken und wilde (und möglicherweise auch weniger schief klingende) Töne zu erzeugen? Agieren die Defensivakteure um Robin Koch in Zukunft mutiger im Spielaufbau? Kreiert die neu zusammengestellte Offensive mehr Überraschungsmomente? Stichworte: Mehr Vertikalität, Tiefe, mehr Zug zum Tor, weniger Rückpässe?
Toppmöller wirkt lockerer und deutlich konkreter in seiner Aussagen
Toppmöller hat, nachdem Krösche eine lange Analyse vorgenommen hatte, mit Xaver Zembrod einen Co-Trainer an die Seite gestellt bekommen, der sich vom spanischen Fußball hat inspirieren lassen und daher seine Stärken im Offensivfußball hat. Und doch schwebt über allem die kritische Frage: Kann durch dieses Drehen an gewissen Stellschrauben tatsächlich eine deutliche Verbesserung herbeigeführt werden? Gelingt es Toppmöller, die Erwartungshaltung zu erfüllen? Geht er den nächsten Schritt in seiner Entwicklung? Wird jetzt tatsächlich alles besser und erfolgreicher?
Kommunikativ lässt sich ein deutlicher Aufwärtstrend erkennen. Es ist geradliniger, konkreter, etwas lockerer geworden. Beim Coaching selbst hingegen gilt weiterhin höchste Anspannung. Toppmöller gibt lautstark viele Anweisungen, er zieht sich einzelne Profis zum Einzelgespräch raus, erklärt dann ruhig, was er fordert. Am Ende zählt es, mehr Tore zu erzielen, insgesamt attraktiver zu agieren und dabei die defensive Stabilität nicht aus dem Blick zu verlieren.
Der Auftakt ist Risiko und Chance zugleich
Genau hier ist zuletzt einiges verrutscht. 24:30 lautete das Torverhältnis nach Abschluss der Rückserie. Nach dem letzten Sieg - nur einer von fünf Dreiern im Jahr 2024 - gegen den FC Augsburg (3:1), vor etwas mehr als drei Monaten am 19. April, musste Vorstandssprecher Axel Hellmann seinem Ärger Luft lassen: „Man sieht, wie leicht es ist, dieses Stadion zu erwecken. Mit Zug zum Tor, mit Zweikämpfen, mit Leidenschaft ... Das muss uns auch mal von Anfang an gelingen und nicht erst in der zweiten Hälfte.“
Der Auftakt in Braunschweig und Dortmund bietet für Toppmöller nun Chance und Risiko zugleich. Sollte es vor allem im Pokal beim Zweitligisten schief gehen, werden die Töne und Stimmen in Fan- und Journalistenkreisen schnell scharf sein. Gelingt es der Eintracht allerdings, eine Runde weiterzukommen und möglicherweise auch beim noch unsortierten BVB zu überraschen, hätte Toppmöller viel Vertrauen gewonnen.