13 Profis des VfB Stuttgart sind auf Länderspielreise. Für den deutschen Vizemeister, der noch vor zwei Jahren um den Klassenerhalt gekämpft hat, ist es eine enorme Herausforderung.
Stuttgart – Alexander Nübel, Deniz Undav, Maximilian Mittelstädt, Chris Führich, Angelo Stiller und Jamie Leweling stehen im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft. VfB-Teamkollege Ermedin Demirovic geht für Bosnien-Herzegowina, dem nächsten Gegner der deutschen Mannschaft, auf Torejagd. Für die Türkei läuft Atakan Karazor auf, Fabian Rieder wiederum spielt mit der Schweiz das brisante Duell gegen Serbien. Stürmer El Bilal Touré kämpft mit Mali um die Qualifikation zum Afrika-Cup – und bei den Nachwuchs-Auswahlmannschaften läuft Enzo Millot für Frankreichs U21 auf. Ebenso gehen Nick Woltemade und Frans Krätzig für die deutsche U21-Auswahl an den Start. Macht zusammen 13 Profis des VfB Stuttgart, die sich gerade auf Länderspielreise befinden.
Vierfachbelastung für den VfB Stuttgart
Wer davon spricht, der VfB Stuttgart müsse diese Saison mit der Dreifachbelastung aus Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League klarkommen, der übersieht demnach die regelmäßigen Länderspielreisen der Stuttgarter Akteure. Die Schwaben müssen also eine Vierfachbelastung stemmen, was einerseits den Klub stolz machen kann, weil seine Spieler große Anerkennung erhalten, andererseits hat das naturgemäß Auswirkungen auf die Leistungen der Spieler im Laufe der Saison.
Nun könnte man alles positiv deuten und davon sprechen, dass die Stars durch die zusätzlichen Spiele einen „Boost“ erhalten und noch motivierter ihre Aufgaben angehen. So lassen es zumindest die VfB-Verantwortlichen in Medien durchsickern. Doch aller Erfahrung nach wirken sich zu viele Spiele, Reisen und Belastungen auf die Form von relativ unerfahrenen Spielern auf diesem Niveau eher negativ aus. Die Debatte dazu hat bereits begonnen, da die Stuttgarter nur neun Punkte aus den ersten sechs Spielen geholt haben. Auch der Start in die Champions League mit einem Punkt aus zwei Spielen ist als unterdurchschnittlich zu bewerten.
Topstars sind zum BVB gewechselt
Lässt man die Saison mit der Vizemeisterschaft 2023/24 weg, so galt der VfB Stuttgart jahrelang als „Fahrstuhlmannschaft“ zwischen 1. und 2. Liga. Auch hat er nun einen großen Umbruch zu bewältigen: Mit Serhou Guirassy und Waldemar Anton sind zwei Topstars zu Borussia Dortmund abgewandert. Mit all diesen Einflüssen wäre es nicht verwunderlich, wenn der VfB in der Bundesliga wieder in den Abstiegskampf abrutscht. In diese Richtung äußerte sich auch die verstorbene VfB-Legende Christoph Daum noch im Sommer.
Das große Glück für den VfB könnte aber Trainer Sebastian Hoeneß heißen. Er ist nicht nur in Stuttgart geblieben, sondern er hat bereits vergangene Saison den Schwaben einen Spielstil beigebracht, der Topmannschaften entspricht. Anders als Überraschungsteams wie Union Berlin oder Borussia Mönchengladbach muss mit der Europacupteilnahme nun der Spielstil nicht groß verändert werden, zumal ihn der Taktikexperte und Ex-Profi Thomas Broich ohnehin als „State of the Art“ in der Bundesliga (gemeinsam mit Leverkusen) bezeichnet hat.
Hoeneß setzt auf Ballbesitz
Zum VfB-Spielstil zählt viel Ballbesitz, um dadurch auch weniger laufen zu müssen. Ein kräfteschonender, intelligenter Spielstil, wie man ihn bei Top-Vier-Mannschaft oftmals sieht. Mit 60 Prozent Ballbesitz liegen die Stuttgarter auf Platz zwei im Bundesligaranking. Nur der FC Bayern München kommt auf einen höheren Wert (65 Prozent). In Sachen Laufleistung sind die Schwaben dagegen nur auf Platz 16. Im Schnitt legen die Stuttgarter Profis 112 Kilometer pro Partie zurück. Auch bei Sprints (Platz 14) und intensiven Läufen (Platz 16) halten sich die Schwaben noch zurück.
Die Tendenz ist somit deutlich: Sebastian Hoeneß will mit einem kontrollierten, Ballbesitz-affinen Fußball nicht nur erfolgreich sein, sondern auch seine Profis kräfteschonend durch die Saison bringen. Wer viel den Ball hat, muss eben weniger laufen. Ob die Vierfachbelastung der Profis trotzdem zur großen Belastung wird, werden die Akteure wohl schon in den kommenden Wochen deuten können: Drei der nächsten vier Gegner in der Bundesliga lauten FC Bayern, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt.