Warum bei Deutschland-Spielen im Stadion die Leichtigkeit fehlt

Deutschland hat die EM-Gruppenphase auf Platz eins abgeschlossen. Dennoch ist die Stimmung in den Stadien weiterhin ausbaufähig. Woran liegt es?

Frankfurt - Die Einschaltquoten rund um die Europameisterschaft im eigenen Land? Sie boomen! Über 25 Millionen Menschen machten am Sonntagabend das TV-Gerät an, um das Duell zwischen Deutschland und der Schweiz (1:1) zu sehen. Auch auf den Fanmeilen ist viel los, die Stimmung steigt immer weiter an. Nur im Stadion ist davon eher weniger zu sehen. In Frankfurt war es trotz geschlossenen Arena-Dachs verhältnismäßig still.

Warum fehlt noch die Leichtigkeit im Stadion?

fussball.news hat Gründe dafür ausgemacht, warum bei DFB-Partien im Stadion die „EM-Reife“ fehlt. Allerdings gibt es noch weitere Punkte für das Fehlen der Leichtigkeit, die zumindest in München und Frankfurt (in Stuttgart war die Atmosphäre sehr gut) gutgetan hätte. Rückblick: Am 29. Mai startete das von Julian Nagelsmann trainierte Team seine Vorbereitung im Weimarer Land. Die erste öffentliche Trainingseinheit fand vor knapp 15.000 Fans am Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena statt.

Und die Stimmung? Sie war so laut, dass die Stars auf dem Rasen kaum ihr eigenes Wort hören konnten. Die vielen Kinder und Jugendlichen waren euphorisiert und froh, die Topspieler wie Thomas Müller oder Joshua Kimmich aus nächster Nähe sehen zu dürfen. Was wäre wohl passiert, wenn auch noch Toni Kroos und Manuel Neuer aufgetaucht wären? Doch gerade diese Gruppe an Fans kommt kaum in die Stadien herein.

Es gibt wenige Tickets und die sind teuer

Dies hängt zum einen mit den Ticketpreisen zusammen. Die Spanne liegt dabei zwischen 50 und 250 Euro (dafür kann der DFB nichts, weil die UEFA den Hut aufhat). Das ist viel Geld für Familien, Schüler und Studenten. Die Chance, überhaupt an Karten zu kommen, war angesichts des Andrangs schwer möglich. Bereits im Oktober 2023 sind wohl über 20 Millionen Anfragen eingegangen. Das hat das 2,7 Millionen Tickets fassende Kontingent deutlich überstiegen.

Das nächste Problem sind die Anstoßzeiten. Wenn die Partien um 21 Uhr starten, wird die Nacht kurz, wenn am nächsten Morgen der Schultag um 8 Uhr beginnt. Da sind viele Eltern konsequent und lassen wegen der Uhrzeit wenig Spielraum. Selbst für die berufstätige Bevölkerung ist es ein Abwägungsprozess, der auch Urlaubstage kosten kann. Die Jugend, die auf den Fanzonen unterwegs ist und dort vor allem Florian Wirtz und Jamal Musiala anhimmelt, ist so kaum zu ködern. Während draußen auf Saxophon-Musik getanzt wird, ist es in den Blöcken eher still.

DFB hat den Kontakt zur Basis verloren

Und dann sind da noch die Auswirkungen der Kommerzialisierung und Eventisierung. Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 hat der DFB die Bodenhaftung verloren. Marketing hier, Verkaufszahlen dort, Slogans überall. Das Nationalteam war nicht mehr greifbar, in einem anderen Universum unterwegs. Wer keinen Erfolg hat, der verkauft keine Trikots. Es hat gedauert, bis ein Umdenken stattfand und der Kontakt zur Basis wieder gesucht wurde. Die zuletzt getätigten Schritte immerhin kamen bei vielen Menschen gut an.

Es wird auch zukünftig darum gehen, die Fans zu ermutigen und zurückzuholen. Das sind Prozesse, die nicht von heute auf morgen fruchten. Schotten, Dänen, Türken oder Niederländer zeigen aber, wie groß die Euphorie rund um ihre Mannschaft sein kann. Auch in Deutschland schlummert viel Potenzial, wie die Atmosphäre in den Profi-Ligen regelmäßig zeigt. Diese Leichtigkeit und Euphorie in den Stadien, sie sollte nun auch wieder beim DFB herausgekitzelt werden.

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