„Die Zügel sind angezogen und bleiben es auch“: Wie Werder Bremen das Union-Spiel eingeordnet hat

Werder Bremen um Maximilian Eggestein enttäuschte gegen Union Berlin auf ganzer Linie. Zeigen die Bremer gegen Bayer Leverkusen eine Reaktion?
 ©nordphoto / gumzmedia

Bremen – Direkt nach dem Schlusspfiff wusste er es selbst noch nicht so genau. Da hatte auch Florian Kohfeldt noch keine Idee davon, wie er mit seiner Mannschaft am besten umgehen sollte. Dafür war der Auftritt während der 0:2-Heimniederlage des SV Werder Bremen gegen Union Berlin viel zu besonders gewesen – besonders schlecht, wohlgemerkt.

„Ich werde mir das Spiel nochmal angucken. Erst dann werden wir entscheiden, wie wir mit der Mannschaft umgehen“, sagte der Trainer. Ob es in den vergangenen Tagen nun Dauer-Donnerwetter oder doch eher aufbauende Worte in der Werder-Kabine gegeben hat, ist nicht überliefert. Fest steht aber: An seinen gewohnten Abläufen hat der Bundesligist in der Woche vor dem schweren Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr) nichts verändert. In einer Medienrunde hat Clemens Fritz, Leiter Profifußball des SV Werder Bremen, am Mittwoch erklärt, wie der Verein die herbe Union-Pleite aufgearbeitet hat.

Werder Bremen: Keine Sanktionen, sondern „business as usual“ nach herber Niederlage gegen Union Berlin?

„Es ist nicht so, dass wir großartige Veränderungen vorgenommen haben“, sagte Fritz. Das Spiel sei intern aber natürlich analysiert und die Fehler „klar angesprochen“ worden. Sätze, die sich in dieser oder ähnlicher Form auf jeden anderen Spieltag übertragen lassen – und die zumindest den Schluss nahelegen, dass der Nachgang des Union-Spiels bei Werder Bremen nicht allzu weit von „business as usual“ entfernt war.

Die Zeiten der Straftrainings oder gestrichener freier Tage gehören im Fußball schon lange der Vergangenheit an, weil ihr Nutzen zweifelhaft ist. Werder scheint aber ohnehin vielmehr darauf zu setzen, dass die Spieler den Ernst der Lage auch ohne Sanktionen erkennen – und dass Union ein Ausreißer nach unten war, der sich in vergleichbarer Form nicht wiederholen wird.

Werder Bremen nach Pleite gegen Union Berlin: Mehr Druck und bessere Leistung gegen Bayer Leverkusen?

„Unsere Mannschaft ist sehr reflektiert, die Jungs beschäftigen sich damit“, sagte Clemens Fritz. Eine Reaktion sei nach schwachen Spielen zumeist bereits während der Trainingswoche und dann in der nächsten Partie zu sehen. „Das wünschen wir uns auch jetzt“, sagte Fritz, ehe er den Inhalt dieses Satzes dann doch lieber noch einmal als Forderung formulierte: „Wir erwarten, dass es am Wochenende besser wird.“

Bei Bayer Leverkusen steht Werder Bremen ohne Frage vor einer enorm schweren Aufgabe, viel deutlicher könnte die Rollenverteilung in Favorit und Außenseiter kaum sein. Hier der formstarke Tabellendritte, dort die Bremer mit dem Union-Rucksack. In der Vergangenheit hatte Werder oftmals gerade in solchen Situationen plötzlich überzeugt und ein anderes Gesicht gezeigt. „Immer wenn wir in einer Drucksituation waren, haben wir häufiger funktioniert, aber das ist nichts, worauf ich mich verlassen will“, sagte Kohfeldt. Erstmal müssen die Grundlagen, die gegen Union Berlin gefehlt hatten, im Bremer Spiel wieder passen. Werden sie, glaubt Fritz, denn „die Zügel sind bei uns angezogen und bleiben es auch“. (dco) Auch interessant: In unserem TV-Guide erfahrt ihr, wie ihr Werder Bremen gegen Union Berlin live im TV und im Livestream sehen könnt.

Zum Nachbericht vom 3. Januar 2020:

Von wegen Augenhöhe: SV Werder Bremen viel zu klein für Union Berlin

Der SV Werder Bremen hat das erste Bundesliga-Auftaktspiel des Jahres 2021 nach enttäuschender Vorstellung gegen Union Berlin völlig verdient mit 0:2 verloren - der Nachbericht der DeichStube*.

Bremen – Wie viele bittere Tränen die Marketing-Experten von Sponsor Wiesenhof geweint haben, ist nicht überliefert. Es dürften einige gewesen sein. Denn das, was sie Werder Bremen zur Einführung einer neuen fleischlosen Produktlinie für das Spiel gegen Union Berlin auf das Trikot Brust geschrieben hatten, wurde von den Spielern auf dem Platz einerseits bitter-ironisch bestätigt, weil auch die Leistung bei der 0:2-Pleite irgendwie fleischlos war. Andererseits wurde der Slogan auf der Brust konterkariert. „Green Legend“ stand auf den Shirts – doch legendär war nichts von dem gewesen, was Werder gezeigt hatte. „Green Disaster“ – das hätte es besser getroffen.

Nach 90 Minuten, in denen das Team von Trainer Florian Kohfeldt dem Gegner im wahrsten Sinne des Wortes nicht gewachsen war, blieb eine Stimmung zurück, die so gar nicht dem entsprach, was sich die Bremer vor dem Spiel erhofft hatten. Ein Sieg und mehr Stabilität in der Tabelle – das war das ausgegebene Ziel gewesen. Doch am Ende blieb festzustellen, dass der Mannschaft des SV Werder Bremen die Stabilität fehlt, um in der Tabelle tatsächlich stabil dazustehen. Mehr noch: Die Unterschiede zu Union Berlin – zu einem Club, der gewiss nicht über bessere Voraussetzungen als Werder verfügt – waren niederschmetternd deutlich.

„Bocksauer“ trat Kohfeldt nach dem Match auf und verzichtete auf jedes beschönigende Wort. „Einfach nur schlecht“ sei die Leistung an einem „rabenschwarzen Tag“ gewesen. „Es gibt nichts zu erzählen, das gut war“, sagte der Coach, der sonst immer einen positiven Ansatz findet, und sei er noch so klein. Diesmal nicht. Es gab schlicht keinen.

Werder Bremen gegen Union Berlin: Kevin Möhwald fällt kurzfristig aus

Die Offensive? Harmlos. Auch weil das Werder-Mittelfeld mit Yuya Osako, Leonardo Bittencourt und Romano Schmid (in Abwesenheit des an einem Magen-Darm-Virus erkrankten Kevin Möhwald) an körperlich überlegenen Berlinern schlicht abprallte. Dem starken Eindruck, dass Werder Bremen im zentralen Mannschaftsteil zu schmächtig aufgestellt ist und zu wenig Robustheit zu bieten hat, trat Sportchef Frank Baumann aber energisch entgegen – so, wie man es eigentlich von den Spielern auf dem Platz hätte erwarten sollen. „Wir hatten kein körperliches Defizit“, sagte er, „das Problem war doch, dass wir gar nicht erst in die Zweikämpfe gekommen sind, weil wir nicht handlungsschnell waren und insbesondere in der ersten Halbzeit zu wenig investiert haben.“ Dass Werder kaum zu Torabschlüssen und schon gar nicht zu zwingenden Chancen kam, muss als Konsequenz daraus gesehen werden. Selbst als die Bremer in der Schlussviertelstunde neben Josh Sargent auch die Rückkehrer Niclas Füllkrug und Davie Selke sowie Tahith Chong, in der Summe also gleich vier Angreifer, auf dem Platz hatten, tat sich nichts. Viel hilft viel? Nicht in diesem Fall.

Union Berlin ist Werder Bremen „um einiges voraus“

Union Berlin hatte dagegen in Taiwo Awoniyi, einer Leihgabe vom FC Liverpool, und Sheraldo Becker, einem bei ADO Den Haag entdeckten Rechtsaußen, zwei Angreifer zu bieten, die die Bremer Defensive mit Tempo mehr als einmal in Verlegenheit brachten. Und die Tore erzielten sie auch. Becker das 0:1 (12.), Awoniyi das 0:2 (28.).

Das Union-Duo stand am Samstag gewissermaßen stellvertretend dafür, dass die Berliner in Sachen Scouting und Kaderzusammenstellung einiges besser gemacht haben als die Bremer. Baumann, an den sich diese Kritik richtet, erkennt an: „Union hat in dieser und auch schon der vergangenen Saison einen guten Job gemacht. Der Club macht im Moment viel aus seinen Möglichkeiten.“ Und die Tabelle zeige auch, dass die Köpenicker Werder Bremen aktuell „um einiges voraus“ seien, aber es gäbe auch andere Vergleiche, bei denen Werder nicht so schlecht abschneiden würde, so Baumann: „Natürlich kann man Union als Beispiel nennen. Im Vergleich zu anderen Clubs machen aber wir aktuell mehr aus unseren Möglichkeiten.“ Siehe Schlusslicht Schalke 04 oder die finanziell besser gestellten Tabellennachbarn 1899 Hoffenheim und Hertha BSC.

Werder Bremen gegen Union Berlin: „Wer so spielt, der gewinnt kein Bundesliga-Spiel“

Dass die eigenen Möglichkeiten vorerst nicht ins gesicherte Mittelfeld führen, hat sich Werder wegen der Null-Leistung des Samstags selbst zuzuschreiben. „Da haben wir eine Chance verpasst“, meinte Baumann. Wobei die Chance nur auf dem Papier bestand, nicht auf dem Platz. Dass es so war, dafür fehlte dem Ex-Profi und Ehrenspielführer „eine befriedigende Erklärung“. Für das kommende Spiel bei Bayer Leverkusen fordert er nun eine klare Reaktion von den Bremer Profis: „Wach sein, handlungsschnell sein, körperlich alles raushauen, als Team agieren, in die Zweikämpfe kommen und die dann auch konsequent führen – wenn wir das nicht schaffen, haben wir definitiv keine Chance.“ Oder wie Kohfeldt es nach dem Abpfiff gegen Union formulierte: „Wer so spielt, der gewinnt kein Bundesliga-Spiel.“ Und seine vor dem Spiel getroffene Aussage, dass Werder Bremen hinsichtlich der individuellen Qualität „auf Augenhöhe“ mit Union sei, musste er für den Moment auch wieder einkassieren, weil sie brutal widerlegt worden war: „Am heutigen Tag war es so.“ (csa)

Zur letzten Meldung vom 02. Januar 2021:

Fehlstart ins Neue Jahr: Harmloser SV Werder Bremen kassiert Heimpleite gegen Union Berlin

Bremen - Neues Jahr, altes Problem: Seine Heimschwäche hat der SV Werder Bremen auch im ersten Bundesligaspiel 2021 nicht ablegen können, gegen den 1. FC Union Berlin setzte es für die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt am Samstagnachmittag eine verdiente 0:2 (0:2)-Niederlage. Offensiv lieferten die Bremer dabei eine mehr als harmlose Vorstellung ab - daran änderte auch das Comeback von Stürmer Niclas Füllkrug nichts. In der Tabelle verpasste Werder den erhofften Anschluss ans gesicherte Mittelfeld.     

Im Vergleich zum 3:0-Pokalerfolg bei Hannover 96 hatte Florian Kohfeldt gleich vier Änderungen in der Startelf des SV Werder Bremen vorgenommen. Niklas Moisander, Milos Veljkovic, Jean-Manuel Mbom und Tahith Chong mussten wieder auf die Bank, Ömer Toprak, Marco Friedl, Leonardo Bittencourt und Yuya Osako kehrten dafür in die Anfangsformation zurück. Auch Kevin Möhwald hätte gegen Union gute Chancen auf einen Startelf-Einsatz gehabt, fiel allerdings kurzfristig mit einem Magen-Darm-Effekt aus. Für seine Kollegen auf dem Platz begann das Jahr 2021 dann ebenfalls äußerst unerfreulich.

Nicht einmal 30 Minuten waren gespielt, da führten die Gäste von Union Berlin bereits komfortabel mit 2:0 - und Werder Bremen hatte bei beiden Gegentreffern kräftig mitgeholfen. Vor dem Spiel hatten Bremer Fans ein Banner mit der Aufschrift „Danke Union! Für das 3:0 gegen Düsseldorf“ am Weserstadion aufgehängt, und fast wirkte es so, als wollte sich auch die Mannschaft für die Berliner Schützenhilfe im Abstiegskampf aus der Vorsaison bedanken. 

Fehlstart ins neue Jahr: Werder Bremen gegen Union Berlin viel zu harmlos

In der zwölften Minute genügte ein scharfes Zuspiel in die Tiefe von Unions Innenverteidiger Robin Knoche, um die komplette Hintermannschaft des SV Werder Bremen in arge Nöte zu bringen. Taiwo Awoniyi bediente Sturmpartner Sheraldo Becker, der wiederum trocken mit links zum 1:0 ins lange Eck traf. Vor allem Marco Friedl hatte in dieser Szene nicht gut ausgesehen, weil er den Torschützen aus den Augen verloren hatte. Auch vor dem 0:2 leistete sich der Österreicher wenig später einen folgenschweren Fehler. An der eigenen Eckfahne setzte Friedl, bedrängt von Becker, zum Befreiungsschlag an, der direkt vor den Füßen von Robert Andrich landete. Union Berlins Mittelfeldspieler setzte umgehend Awoniyi in Szene, der im Strafraum zwar den Ball nicht richtig traf, Werder-Keeper Jiri Pavlenka aber dennoch überrumpelte (28.). Die Bremer protestierten danach lautstark, weil sie ein Foul von Becker an Friedl gesehen haben wollten, allerdings war es vertretbar, das Spiel weiterlaufen zu lassen.

Hatten die Gastgeber vor dem zweiten Gegentor in Person von Bittencourt (23.) und Maximilian Eggestein (28.) wenigstens noch zwei Abschlüsse verzeichnet, ging danach bis zur Pause nichts mehr. Werders „Leiter Profifußball“ Clemens Fritz blieb in der Halbzeit nicht viel mehr übrig, als festzuhalten: „Union Berlin ist uns bisher in allen Belangen überlegen. Alles, was wir uns vorgenommen haben, haben wir bis jetzt nicht umgesetzt.“ Es sollte an diesem Nachmittag nicht viel besser werden.

Werder Bremen gegen Union Berlin viel zu lethargisch

Kohfeldt reagierte und brachte zum zweiten Durchgang in Davie Selke (für Osako) und Jean-Manuel Mbom (für Bittencourt) zwei frische Kräfte, um seine Mannschaft aus der Lethargie zu reißen. Am Auftritt änderte das aber nichts: Werder agierte im Spiel nach vorne weiterhin ideenlos und hatte große Schwierigkeiten mit der körperbetonten Spielweise des Gegners. Dass Union Berlin die erste Chance nach der Pause verzeichnete, war da fast folgerichtig: Grischa Prömel kam aus 18 Metern frei zu Schuss, zielte aber nicht genau genug (56.). Etwas später bot sich Awoniyi nach feiner Vorarbeit von Becker die dicke Gelegenheit zur Vorentscheidung: Der Stürmer setzte den Ball aus vollem Lauf im Strafraum über das Tor (70.). Und Werder Bremen? Hatte in der Zwischenzeit immerhin mal eine Strafraumszene gehabt, als Selke den Ball nach einer Ecke per Oberschenkel irgendwie in Richtung Union-Torhüter Andreas Luthe beförderte. Gefährlich war das aber nicht. 

In der 76. Minute gab es dann das Comeback von Angreifer Niclas Füllkrug, der für Romano Schmid ins Spiel und somit erstmals nach seiner Wadenverletzung aus dem Oktober wieder zum Einsatz kam. Für die Wende konnte der 27-Jährige aber auch nicht mehr sorgen. Immerhin ist mit seiner Rückkehr die Hoffnung auf Besserung verbunden, was aus Sicht des SV Werder Bremen am Samstagnachmittag, gegen 17.23 Uhr, aber nur ein äußerst schwacher Trost war. (dco)

Werder Bremen: Pavlenka - Gebre Selassie, Toprak (82. Veljkovic), Friedl, Augustinsson (76. Chong) - Groß, Eggestein, Bittencourt (46. Mbom), Osako (46. Selke), Schmid (76. Füllkrug) - Sargent 
 
1. FC Union Berlin: Luthe - Friedrich, Knoche, Hübner - Trimmel, Andrich, Lenz - Prömel (76. Griesbeck), Ingvartsen - Becker (88. Teuchert), Awoniyi (83. Ryerson)

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