Rio de Janeiro - Kleine Zwischenfälle, großer Erfolg: FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke sprach zur Turnier-Halbzeit von Problemen und einer faszinierenden WM.
Dauer-Pessimist Jerome Valcke strahlte Zuversicht und Zufriedenheit aus: „Brasilien ist auf dem besten Weg, die WM erfolgreich zu organisieren. Alles, was wir bislang gesehen haben, gibt uns das Gefühl, dass es eine faszinierende WM wird“, lobte der Generalsekretär des Fußball-Weltverbandes FIFA in seinem Fazit nach Abschluss der Vorrunde und glaubt, dass die versprochene „Copa das Copas“, die beste WM aller Zeiten, am Ende Realität werden könnte.
Wie vielleicht auch eine WM 2030 in Uruguay, 100 Jahre nach der ersten Auflage, plaudert der Franzose locker weiter. Vom angespannt wirkenden Valcke der hektischen Wochen vor dem Turnierstart, als der Zeitverzug bei der Fertigstellung der Stadien an den Nerven zerrte, war am Freitag nichts mehr zu sehen. Der „Generalstabschef“ des Weltverbandes versprühte positive Stimmung und hat auch keine Abwehrhaltung mehr gegen eine erneute WM auf dem südamerikanischen Kontinent.
Unterstützung beim Halbzeit-Fazit erhielt Valcke von Brasiliens Sportminister Aldo Rebelo. Ob an Flughäfen, bei der Sicherheit, in der Hotellerie oder im öffentlichen Nahverkehr, nirgendwo sei das befürchtete Chaos eingetreten, so der Politiker vor der Presse. „Die WM verläuft im normalen Bereich ab, mit kleinen Problemen, aber auch großen Erfolg auf und außerhalb des Platzes“, führte der 58-Jährige aus.
Selbst das Schreckensszenario der Massenproteste sei nicht eingetreten. „Ich habe darauf vertraut, dass die WM die Energie der Unzufriedenen auffangen könnte“, äußerte Rebelo, für den die bisherigen Kundgebungen während der WM-Tage „ohne große Beteiligung der Bevölkerung“ ablaufen.
Valcke sprach dennoch auch die unschönen Gesichter der WM an. Zum Beispiel „Beißer“ Luis Suarez. „Ich denke, er sollte einen Weg finden, um das zu stoppen. Er sollte sich einer Behandlung unterziehen“, riet der FIFA-„General“. Die harte Strafe für den Uruguayer - neun Spiele und vier Monate Sperre für dessen Beiß-Attacke gegen den Italiener Giorgio Chiellini - habe gerade „wegen seiner Vergangenheit“ nicht auf internationale Spiele begrenzt bleiben dürfen.
Viele Gründe für Zufriedenheit
Die Bilder von ghanaischen Spielern, die im Hotel stolz ihre Dollar-Bündel der ausgezahlten WM-Prämie zeigten, kanzelte Valcke als „bizarr“ ab und versprach: „In Zukunft werden wir darauf drängen, dass uns Prämien-Vereinbarungen vor der WM mitgeteilt werden.“ Und für die Auszahlung sei der Bankweg sicher die einfachere Lösung.
136 Tore in der Vorrunde, 2.454.377 Stadionbesucher bei den bisherigen 48 WM-Spielen, rund 2,9 Millionen Schaulustige beim Public Viewing auf den Fan-Festen, TV-Zuschauerrekorde selbst in Ländern ohne WM-Teilnehmer: Die FIFA hat allen Grund, mit dem WM-Verlauf bislang zufrieden zu sein.
Davon könne sich jetzt auch Franz Beckenbauer nach der Aufhebung der 90-Tage-Sperre ein Bild vor Ort machen. „Wir hätten es gerne, wenn er hierhin käme“, sprach Valcke die Einladung aus. Aber der „Kaiser“ wird der WM-Endrunde in Brasilien die kalte Schulter zeigen - er ist offenbar verstimmt aufgrund der ausgesprochenen Sanktion vonseiten des FIFA-Ethik-Komitees.
Dicker Schmatzer: So schön sind die WM-Fans
Und so blieb am Ende des Halbzeit-Fazits sogar Zeit für eine noble Geste. Der 85-Jährige Joedir Sancho überreichte der FIFA am Freitag eine Original-Eintrittskarte des finalen Endrundenspiels der WM 1950 zwischen Brasilien und Uruguay (1:2) für das geplante Fußball-Museum des Weltverbandes und erhielt als Dank ein Ticket für das WM-Endspiel am 13. Juli im Maracana-Stadion. Zumindestens einen hat die „Copa das Copas“ jetzt schon glücklich gemacht.
sid