Stuttgart-Profi Pavard erobert Frankreichs Fußball-Nation

Mit seinem sehenswerten Treffer zum 2:2 hatte Benjamin Pavard großen Anteil am 4:3-Sieg der Franzosen über Argentinien.
 ©sampics / Stefan Matzke

Eigentlich war Benjamin Pavard nur als Backup für Djibril Sidibé vorgesehen, doch inzwischen ist der Stuttgarter bei Frankreich auf der rechten Seite nicht mehr wegzudenken. Das Beste Inzwischen schießt er auch noch Tore.

Istra - Die „L'Équipe“ kürte ihn auf dem Titel zusammen mit Kylian Mbappé schon zum neuen Helden und widmete Benjamin Pavard gleich drei komplette Seiten. Der Profi des VfB Stuttgart selbst wähnt sich in diesen Tagen wie in einem „Traum“. Als Ergänzungsspieler gerade so für die WM nominiert worden, gehört er bisher zu den großen Gewinnern bei Mitfavorit Frankreich. Stammspieler, ein Tor der Extraklasse beim 4:3 gegen Argentinien - es könnte für Pavard in Russland kaum besser laufen. Wäre da nicht diese eine Sache. Sein Spitzname „Jeff Tuche“ gefällt dem 22-Jährigen mal so gar nicht. „Am Anfang war es ja noch lustig, aber ...“, sagte der rechte Außenverteidiger.

Teamkollege Adil Rami, vielleicht besser bekannt als Freund von Baywatch-Blondine Pamela Anderson, hatte ihm den Namen in Anlehnung an die von Jean-Paul Rouve gespielte Filmfigur mit dem ausgeprägten Lockenkopf aus der Komödie „Les Tuche“ verpasst. Es ist in etwa so, als würde er in Deutschland „Atze Schröder“ gerufen werden.

Jeff Tuche, Atze Schröder - die Locken sind aber bei Weitem nicht das einzige markante Merkmal von Pavard bei der WM. Der Mann aus Maubeuge, einem Örtchen ganz im Norden Frankreichs, ist in erster Linie ein richtig guter Defensivspezialist. „Ich liebe es zu verteidigen“, sagt Pavard. Das hat gegen Argentinien zuletzt Paris-Superstar Angel di Maria derart zu spüren bekommen, dass Teamkollege Paul Pogba geradezu ins Schwärmen geriet, „mit welcher Mentalität und Aggressivität“ Pavard seinen Job erledigte.

Und dann auch noch dieses Traumtor, volley in den Winkel, „das schönste Tor dieser WM“, wie Frankreichs Keeper Hugo Lloris bemerkte. „Ich mag Volleyschüsse, aber im Training habe ich meist die Tauben getötet“, scherzte Pavard, der als erster französischer Verteidiger seit Lilian Thuram im WM-Halbfinale 1998 traf. „Eine Karriere wie Thuram zu machen, würde ich sofort unterschreiben“, sagt Pavard, der am Montag in der „L'Équipe“ zusammen mit Mbappé gefeiert wurde.

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Ob Pavard in Stuttgart bleibt, erscheint immer fraglicher

Thuram ist mit 142 Länderspielen Rekord-Nationalspieler und trug das Trikot der AS Monaco, von Juventus Turin und des FC Barcelona. Für Pavard ging es bislang von der Ersatzbank des OSC Lille zum VfB. Ob er da aber auch nächste Saison noch spielt, wird immer fraglicher. „Ich kann es nicht versprechen. Denn wenn ich verspreche, dass ich in Stuttgart bleibe und es dann nicht tue, werden mich die Fans auf dieser Welt nicht mehr mögen. Aber ich will Champions League spielen“, sagte der Abwehrspieler jüngst dem TV-Sender Sky.

In Stuttgart haben sie „Mr. Zuverlässig“ längst schätzen gelernt. 34 Spiele, von Anfang bis zum Ende stand er auf dem Rasen. Dass es für den Aufsteiger bis auf Platz sieben raufging, hatten sie auch ihm zu verdanken. Fünf Millionen hat er gekostet, heute liegt der Marktwert des bis 2021 an den VfB gebundenen Verteidigers weit über 30 Millionen Euro. Tendenz steigend. Sportdirektor Michael Reschke stellte klar, dass er nicht mal für 50 Millionen Euro gehen könne.

Eine derartige Karriere hätte ihm so schnell aber kaum einer zugetraut. Erst im Herbst vergangenen Jahres war er erstmals von Didier Deschamps berufen worden, für die WM war er als Backup für Djibril Sidibé berufen worden. Als dieser in der Vorbereitung patzte, schlug die Stunde von Pavard. „Dafür habe ich hart gearbeitet“, sagt er glücklich. Es läuft alles nach Plan. Und sein Spitzname? Die Mitspieler wollen ihn jetzt Mark Landers aus der Serie „Olive et Tom“ nennen. Doch nach seinem Tor gegen Argentinien legte Rami gleich noch einmal mit einem Wortspiel nach. „Il les a tuché... mon soldat“, schrieb Rami auf Instagram, was in etwa soviel heißt: „Er hat sie getötet... mein Soldat.“

dpa

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