Das Nachbarschaftsduell im Halbfinale verspricht Spektakel, denn Frankreich und Belgien sind die bislang besten Teams des Turniers.
St. Petersburg - Der Fight um das erste Finalticket bietet alle Zutaten für Fußball-Feinkost: Ein emotionales Nachbarschaftsduell mit titelreifen Power-Offensiven, garniert mit schillernden Stars, taktischer Raffinesse und einer pikanten Personalie. Alles ist angerichtet für das "Derby des Jahrhunderts", wie die L'Equipe das Rendezvous von Frankreich und Belgien im WM-Halbfinale am Dienstag (20.00 Uhr MESZ/ARD und Sky Deutschland) nennt.
Der Weltmeister von 1998 trifft auf den ewigen Geheimfavoriten - viele sehen die Begegnung in St. Petersburg als vorweggenommenes Endspiel. Nach den bisher so überzeugenden Auftritten in Russland ist das Selbstvertrauen in beiden Lagern kurz vor dem Ziel, dem Finale am Sonntag im Luschniki-Stadion von Moskau, jedenfalls grenzenlos.
"Wir müssen jetzt den Traum bis zum Ende träumen", forderte Frankreichs Bayern-Profi Corentin Tolisso. "Wir wollen als Kollektiv unsere Grenzen überwinden und nach dem Schönsten greifen, was es im Fußball gibt", sagte Kapitän Hugo Lloris: "Wir wollen uns in Frankreichs Fußball-Geschichte verewigen."
Belgien hofft auf „brillante Generation“
Belgiens "brillanter Generation" auf der Gegenseite traut einer der Fußball-Helden, die 1986 mit Platz vier den bislang größten belgischen WM-Erfolg feierten, auch Historisches zu: Die Final-Premiere und den ersten Titelgewinn überhaupt.
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"Ja," sagte das Torwart-Idol Jean-Marie Pfaff im SID-Interview, "Belgien kann das schaffen." Der frühere Keeper von Bayern München warnte die Franzosen vor allem vor dem Feind aus dem eigenen Land: "Frankreichs größter Gegner sitzt auf der belgischen Bank." Gemeint ist Thierry Henry.
Frankreichs Rekordtorschütze kümmert sich seit 2016 als Assistent von Roberto Martinez um Belgiens Offensive. Vor dem Wiedersehen mit seinem 1998er-Weltmeisterkollegen Didier Deschamps ("Ich freue mich auf Thierry, aber das ist eine schwierige Situation für ihn") auf der französischen Trainerbank dürfte er wertvolle Tipps parat haben. Nicht nur für den gefürchteten Offensiv-Dreizack der Roten Teufel mit Kevin De Bruyne, Eden Hazard und Romelu Lukaku.
Frankreich mit Mbappe, Griezmann und Giroud
Doch auch die Franzosen, die vor zwölf Jahren in Deutschland zum zweiten und bislang letzten Mal in einem WM-Finale standen, haben ja ein beachtliches Trio Infernale zu bieten: Wunderknabe Kylian Mbappe, Antoine Griezmann und Olivier Giroud sollen den "kleinen Bruder" und "teuflischen Nachbarn" (Sud Ouest) in die Schranken weisen.
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Das gelang zuletzt nicht so gut. Der letzte Sieg der Grande Nation liegt bereits 14 Jahre zurück. Zuletzt musste sie sich dem aufmüpfigen kleinen Nachbarstaat (11,4 Millionen Einwohner, Frankreich 67 Millionen) im Juni 2015 bei einem Länderspiel im heimischen Stade de France mit 3:4 geschlagen geben.
Während die Brussels Airline kurzfristig Sonderflüge von Brüssel nach St. Petersburg ins Angebot nahm, hat das Fußball-Fieber auch die politische Ebene erfasst. Sowohl Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als auch der belgische Premierminister Charles Michel werden auf der Tribüne Platz nehmen.
"Asterix bei den Belgiern"
Auch die Presse stimmt sich mit Herzblut auf das Duell mit besonderer Note ein. So druckte die französische Sonntagszeitung Le Journal de Dimanche eine Zeichnung aus dem Comic "Asterix bei den Belgiern" auf ihr Titelblatt, in dem die Häuptlinge der Gallier und Belgier Nase an Nase darüber streiten, welches Volk denn nun das mutigste ist.
Auch die L'Equipe titelte am Sonntag mit einer liebevollen Hommage an den belgischen Comic-Autoren Herge. Das Cover mit Deschamps und Co. auf dem Weg zu einer Rakete entstand in Anlehnung an Tim und Struppis Abenteuer "Reiseziel Mond". Nur heißt das Reiseziel in Wirklichkeit eben Moskau.
sid