Die Sponsoren sind weg, die Spieler sind weg, die Kasse ist leer. Dem Hamburger steht eine beinharte Saison in Liga 2 bevor. Vom Aufstieg will Trainer Daniel Thioune daher nichts wissen. Genau wie Sportvorstand Jonas Boldt. Diese Zurückhaltung stößt auf Ablehnung bei den schwarz-weiß-blauen Fans.
- HSV-Trainer Daniel Thioune* macht einen Witz über den Aufstieg.
- Fans in Hamburg* sind gespalten. Manchen gefällt die Bescheidenheit, andere sind erbost.
- Jonas Boldt, Sportvortstand des Hamburger SV*, gibt sich bei Zielsetzung defensiv.
Hamburg – Der Hamburger SV steht nach dem missglückten Aufstieg* unter Ex-Trainer Dieter Hecking* da wie ein gerupftes Huhn. Der Hauptsponsor „Emirates“ ist weg*, Investor Klaus-Michael Kühne fährt die Zahlungen runter und reichlich Spieler haben den Verein verlassen*. Auch deswegen wurde mit Daniel Thioune ein neuer Cheftrainer verpflichtet, der als Entwickler gilt. Nach Platz vier in der Vorsaison hieße das, mindestens die Relegation zu erreichen. Doch Daniel Thioune blockt und macht nur einen Witz: „Wenn sie die Treppen zum Stadion hoch meinen – dann spreche ich über Aufstieg.“ HSV-Legende Uwe Seeler, der den Aufstieg unbedingt noch erleben möchte*, dürfte über so viel Flapsigkeit nicht erfreut sein.
Fußballverein | Hamburger SV |
Cheftrainer | Daniel Thioune |
Vorsitzender | Marcell Jansen |
Gründung | 29. September 1887, Hamburg |
Vorstand | Jonas Boldt (Sport), Frank Wettstein (Finanzen, Recht & Personal) |
Ligen | 2. Fußball-Bundesliga, DFB-Pokal, Fußball-Landesliga Hamburg |
Hamburger SV: Trainer Daniel Thioune macht Witz über Aufstieg – HSV-Fans gespalten, Sportvorstand Jonas Boldt vorsichtig
Und mit dieser bescheidenen Art ist der Cheftrainer nicht allein. Auch Sportvorstand Jonas Boldt will den Aufstieg nicht als Saisonziel ausgeben. „Wir werden uns mit der Mannschaft zusammensetzen und schauen, welche Ziele man formulieren kann. Aber wir brauchen nicht drum rumreden, dass wir ein guter Zweitligist sind, der aus den Fehlern der Vergangenheit lernen will“, sagte er dem HSV-Portal „Rautenperle“. Und offensiver wird es nicht.
Manchen Fans gefällt diese neue Bescheidenheit. „Mir gefällt der neue Weg, den der Verein einschlägt, sehr gut“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer kommentiert: „Bescheidenheit: Endlich. Hätte schon im ersten 2.-Liga-Jahr gutgetan.“ Auch die schwierige Transferphase wird berücksichtigt: „Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis wir überhaupt wissen, mit welchem Team wir in die Saison gehen. Ganz unabhängig von Ab- und Zugängen. Jegliche Spekulation über einen möglichen Saisonverlauf verbietet sich erstmal.“
HSV-Fans gespalten: Aufstieg Pflicht oder Kür? Hamburger SV will Bundesliga-Rückkehr nicht zum Saisonziel machen
Es scheint fast, als sei der Aufstieg etwas Zerbrechliches, das kaputtgeht, sobald man drüber spricht. So kommentiert ein Nutzer: „Man kann nur hoffen, dass sich Thioune, selbst bei einem erfolgreichen Start in die neue Saison, nicht zu Höhenflügen hinreißen lässt, und irgendwelche Parolen der Presse bietet. Zurückhaltung, Respekt und Demut sind angesagt! Dies sollte nicht nur schwadroniert, sondern gelebt werden beim HSV!“
Doch Sportvorstand Jonas Boldt und Trainer Daniel Thioune sind nicht beim Hamburger SV, um den Verein in der 2. Fußball-Bundesliga zu etablieren. Das wissen sie auch selbst. „Wir sind nicht an Bielefeld oder anderen Vereinen gescheitert, sondern an uns selbst. Darauf müssen wir uns konzentrieren – auf die eigene Entwicklung“, erklärt Jonas Boldt der „Rautenperle“.
Hamburger SV will sich entwickeln: Sportvorstand Jonas Boldt vorsichtig – manch HSV-Fan fordert Aufstieg
„Gjasula ist auch die Lehre, die wir aus der vergangenen Saison gezogen haben, wo wir viel Fokus auf Fußball spielen gelegt haben, was uns weitgehend ja auch gelungen ist. Wo wir aber in schwierigen Phasen eben auch gemerkt haben, dass uns die Elemente defensive Robustheit, Abgeklärtheit und Kopfballhoheit gefehlt haben“, macht Jonas Boldt die angestrebte Entwicklung am ersten Neuzugang der Saison* fest. Dem könnte Nachwuchs aus den eigenen Reihen folgen, denn Thioune will verstärkt auf HSV-Talente setzen*.
Die „neue Bescheidenheit“, wie es die „Rautenperle“ nennt, stößt aber nicht bei jedem Fan nur auf Zustimmung: „Es wird ziemlich rumgeeiert, um das Wort Aufstieg zu vermeiden. Thioune macht ein Witzlein, anstatt klar anzusprechen, was man in Hamburg von ihm erwartet. Ich persönlich bin mir ziemlich sicher, dass dies die letzte Saison ist, in der wir vom Kader wahrscheinlich einen sportlichen Vorsprung vor der Konkurrenz haben.“ Probleme, die Sportdirektor Michael Mutzel entspannter sieht*.
HSV-Fan: „Vereinsziel muss der Aufstieg sein“ – doch Trainer Daniel Thioune will nicht davon sprechen
Ein anderer User fasst seine Erwartungen so zusammen: „Vereinsziel muss der Aufstieg sein und alle haben auf dieses Ziel hinzuarbeiten, sich danach zu richten und sich entsprechend vorzubereiten.“ Ein anderer: „Wenn ich die Worte Druck und oder Erwartungshaltung lese, kräuseln sich mir die Nackenhaare! Was sollen denn Teams wie Bayern sagen, von denen selbstverständlich immer Titel erwartet werden, alles lächerlich. Trainiert vernünftig, stellt die richtigen Spieler auf und spielt Fußball.“
Ein User formuliert es kurz und knapp: „Warum soll sich der HSV auf einmal mit einem Mittelfeldplatz zufriedengeben?“ Und als hätte Sportvorstand Jonas Boldt die Frage geahnt sagt er im Interview: „Ambitioniert sind wir, am Ehrgeiz scheitert es sicher nicht.“ Doch vielleicht an den Spielern. Denn Jonas Boldt kriegt aktuell nicht die Profis an die Elbe gelockt*, die er gerne hätte. Dies könnte sich jedoch durch zahlungskräftige Investoren ändern*. * 24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.