Frauen-WM 2019: Marozsan vor WM-Comeback im Viertelfinale: "Ich bin bereit"

Dzsenifer Marozsan will wieder angreifen.
 ©Sebastian Gollnow

Trotz gebrochenem Zeh: Spielmacherin Dzsenifer Marozsan ist wohl fit für den Kampf um den Einzug ins Halbfinale in ihrer Wahlheimat.

Update vom 23. Juni: Dzsenifer Marozsan lief beim Gang durch die Interviewzone mit geöffneten Schnürsenkeln nicht ganz rund, der gebrochene Zeh schmerzte noch immer - doch die Frauenfußball-Bundestrainerin plant bereits das WM-Comeback ihrer Spielmacherin. "Dzseni wird im Viertelfinale wieder auflaufen", sagte Martina Voss-Tecklenburg mit funkelnden Augen nach dem 3:0 (2:0) gegen Nigeria, "dafür sind wir marschiert, dafür haben wir alles gegeben."

Neben dem Platz hatte Marozsan im Achtelfinale am Samstagabend im voll besetzten Stade des Alpes von Grenoble zumindest schon mal wieder auf der Ersatzbank gesessen. Doch für einen Einsatz ausreichend verheilt war der seit dem Auftaktspiel gegen China (1:0) vor zwei Wochen gebrochene linke Mittelzeh eigentlich noch nicht.

"Ich habe der Trainerin gesagt, ich bin bereit, vom Kopf her frei. Aber natürlich war es gut, dass ich noch nicht zum Einsatz gekommen bin. Das hilft der Heilung, wenn ich Zeit gewinne", sagte die sichtlich erleichterte Marozsan nach dem Abpfiff.

Statt dieser für sie so besonderen Endrunde in der Wahlheimat ihren Stempel aufdrücken zu können, musste die 27-Jährige von Olympique Lyon drei Spiele lang zuschauen, mitfiebern und -leiden. Nun hat sie bis zum Spiel am Samstag (18.30 Uhr/ARD und DAZN) in Rennes noch fast eine Woche, um im Training mit einem Tape um den lädierten Zeh Sicherheit zu gewinnen - und eben Zeit für den Heilungsprozess: "Der Zeh ist immer noch gebrochen und er wird nicht schneller zusammenwachsen."

Nach einer beidseitigen Lungenembolie im vergangenen Sommer weiß Marozsan aber auch, so eine nach sechs bis acht Wochen verheilte Knochenfraktur einzuordnen. "Es gibt Schlimmeres als einen Zehenbruch", betonte Marozsan mit Blick auf ihre schwere Erkrankung, die sie drei Monate lang außer Gefecht gesetzt hatte. "Wenn man so etwas erlebt, geht man mit einer anderen Sicht durch die Welt."

Bei der WM sprang nun eine andere Spielerin als Ballverteilerin und Taktgeberin in die Bresche: Lina Magull von Bayern München - sehr zur Zufriedenheit von Marozsan: "Sie ist eine geile Kickerin, eine Straßenfußballerin. Ich habe viel Spaß und Freude, ihr zuzuschauen."

Beim Kampf ums Halbfinale gegen Schweden oder Kanada soll die begnadete Technikerin aber wieder selbst auf dem Feld die Fäden ziehen und mit ihren Standards für noch mehr Torgefahr sorgen. Ihr ganz großes Ziel ist die letzte WM-Woche, wenn in Lyon die Halbfinals (2./3. Juli) und das Endspiel (7. Juli) stattfinden. "Natürlich würde ich mich freuen", sagte Marozsan, "aber so weit denke ich noch nicht."

Frauen-WM 2019: Dzenifer Marozsan vor Comeback gegen Nigeria? Voss-Tecklenburg optimistisch

Update vom 21. Juni: Die Nachrichten um die Zehenverletzung der deutschen Spielmacherin ließen in den letzten Tagen wenig Grund zum Optimismus. Schlimmer als gedacht, schien sie der gebrochene Zeh mehr als nur die Gruppenspiele zu kosten. Vor dem Achtelfinale gegen Nigeria (Samstag, 17.30 Uhr im Live-Ticker) äußerte sich Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg allerdings wieder zuversichtlich. 

Am Freitag soll Marozsan voll ins Training zurückkehren können und "dann werden wir schauen, wie der Fuß reagiert", erläuterte die Bundestrainerin der Deutschen Presse-Agentur. Für die Startelf werde es aber wohl auf keinen Fall reichen, zumindest ein Joker-Einsatz ist immerhin denkbar. 

Vorrunde der WM 2019 für Marozsan beendet: DFB-Frauen geschockt

Valenciennes - Nach der Schockdiagnose und dem drohenden Szenario des vorzeitigen Turnier-Endes von Dzsenifer Marozsan möchten die DFB-Frauen bei der WM 2019 eine Trotzreaktion zeigen. Nach dem bitteren Vorrunden-Aus der Spielmacherin von Olympique Lyon hat sich die deutsche Frauen-Nationalmannschaft auf den nächsten Gegner Spanien eingestimmt. "Wir waren erstmal alle geschockt und traurig", verkündete Leonie Maier, um dann wieder in den Kampfmodus umzuschalten und zu versprechen: "Das müssen wir jetzt im Kollektiv kompensieren. Wir wollen für Maro spielen."

Marozsan-Verletzung bei Frauen-WM: Bruch des mittleren Zehs nach Foul

Vor dem zweiten Gruppenspiel gegen die Spanierinnen in Valenciennes heute Abend (ab 18.00 Uhr/So sehen Sie das Spiel live in TV und Live-Stream*) gab Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg Details zur Art und Schwere der Verletzung und der mutmaßlichen Ausfalldauer der eigentlich unverzichtbaren Champions-League-Siegerin von Olympique Lyon bekannt. Die 27 Jahre alte Marozsan erlitt zum Auftakt gegen China (1:0) schon in der Anfangsphase bei einem Foul einen Bruch des mittleren Zehs am linken Fuß. «Sie hat damit noch 75. Minuten durchgespielt, auf die Zähne gebissen und sich in den Dienst der Mannschaft gestellt», erläuterte Voss-Tecklenburg. Damit gab sie auch die logische Antwort auf Frage, warum Marozsan im ersten Spiel nicht so glänzen konnte wie erwartet.

Die Spielmacherin zeigte sich kämpferisch. Es gebe für sie keinen Grund, «den Kopf hängen zu lassen. Wer mich kennt, weiß ganz genau, dass ich nicht so einfach aufgeben werde», schrieb Marozsan am Dienstagnachmittag bei Instagram. Zu möglichen weiteren Einsätzen während des Turniers äußerte sie sich nicht.

Die Diagnose bekam der DFB bereits am Samstagabend nach einer Untersuchung im Krankenhaus von Rennes. Nach Außen kommuniziert wurde die Verletzung jedoch erst am Dienstag. «Es war natürlich ein Schock, und wir mussten das allle erstmal verdauen», erläuterte die 51-jährige Trainerin. «Der Ausfall tut weh, auch persönlich. Auch Dzseni musste das erstmal verarbeiten, weil es für sie natürlich ein besonderes Turnier ist.»

Marozsan: Warum wurde der Ausfall für Vorrunde bei Frauen-WM so spät verkündet?

Die um drei Tage verzögerte Mitteilung an die Öffentlichkeit begründete Voss-Tecklenburg auch damit, dass man zunächst der Informationspflicht gegenüber Marozsans französischem Klub Lyon und ihrem Umfeld nachkommen musste. Darüber hinaus nahm sich das Trainerteam die Zeit, eine angemessene Strategie für den weiteren Turnierverlauf ohne die Edeltechnikerin auszuklügeln. «Dzseni kann man nicht ersetzen, weil sie besondere Eigenschaften und Fähigkeiten hat. Wir müssen das als Mannschaft kompensieren und unsere Spielweise dementsprechend anpassen.»

Dzsenifer Marozsan hatte sich unglaublich gefreut auf die WM in ihrer Wahlheimat. Noch vor gut drei Wochen hatte die gebürtige Ungarin in ihrer Geburtsstadt Budapest ihr Team im Finale gegen den FC Barcelona zum 4:1-Triumph geführt und dabei selbst ein Tor erzielt. «Das war ein wunderschönes Erlebnis. Das habe ich sehr genossen», sagte Marozsan. Kurz darauf war sie zum dritten Mal hintereinander von den Spielerinnen in der französischen Liga zur «besten Spielerin der Saison» gekürt worden, was ihr «sehr viel bedeutet».

Psychisch und physisch war Marozsan, die im Vorjahr nach einer Lungenembolie «die schwierigste Zeit meines Lebens» durchgemacht hatte, wieder auf einem absoluten Höhenflug. Kein Wunder, dass sie mit großen Träumen, voller Tatendrang und Vorfreude nach Frankreich gereist war. «Die WM ist für mich absolut was Besonderes», hatte Marozsan vor wenige Tagen strahlend erklärt. «Ich spiele seit drei Jahren hier. Frankreich ist ein Stück Heimat für mich. Der Titel wäre natürlich ein Traum.»

Verletzungspech bei Marozsan

Nun wirft das Verletzungspech die U20-Weltmeisterin (2010), Europameisterin (2013) und Olympiasiegerin (2016) erneut zurück. Ob sie im Turnierverlauf noch einmal eingreifen kann, ist offen. Mindestens im dritten Gruppenspiel in Montpellier gegen Südafrika am kommenden Montag wird sie laut Voss-Tecklenburg noch fehlen. Was dann kommt und wie der Heilungsverlauf bei Marozsan verläuft, kann niemand vorhersagen. Daher verzichtete die Trainerin auch auf jegliche Prognose. Zumal die DFB-Elf ja auch erst für die K.o.-Runde beginnend mit dem Achtelfinale qualifizieren muss. Mit einem Sieg gegen Spanien wäre die Auswahl des DFB so gut weiter.

Wie das Trainerteam konkret auf das Fehlen der Regisseurin und Taktgeberin reagieren will, verriet Voss-Tecklenburg nicht. Nur, dass gegen das Team von Jorge Vilda eine veränderte Startelf aufbieten wird, «nicht nur wegen des Ausfalls», sondern auch aus anderen taktischen und personellen Erwägungen.

Möglich scheint gegen die im 4-3-3-System offensiv ausgerichteten Spanierinnen eine Umstellung auf eine Dreier- bzw. Fünferabwehrkette mit den Flügelspielerinnen Giulia Gwinn und Carolin Simon. Weitere Optionen wären Spielführerin und Stoßstürmerin Alexandra Popp auf die nun vakant vakante Zehnerposition zurückzuziehen oder die 17-jährige, robuste und unbekümmerte Lena Oberdorf von Beginn an zu bringen.

Wie auch immer die Lösung im Schlüsselspiel um den angepeilten Gruppensieg ohne die 91-malige Nationalspielerin aussieht: «Ich erwarte ein Spiel auf absoluter Augenhöhe, und wir müssen 100 Prozent geben. 80, 85 Prozent genügen nicht», sagte Voss-Tecklenburg.

Deutschland Spanien: Die voraussichtlichen Aufstellungen

Deutschland: Schult - Oberdorf, Hegering, Doorsoun - Gwinn, Leupolz, Simon - Huth, Däbritz, Schüller - Popp

Spanien: Panos - Torrejon, Irene Paredes, Maria Leon, Corredera - Vicky Losada, Torrecilla - Sampedro, Jennifer Hermoso, Putellas - Mariona Caldentey

Schiedsrichterin: Katerina Monzul (Ukraine)

dpa/pf

*tz.de ist ein Angebot des bundesweiten Ippen Digital Redaktionsnetzwerks

Es hat nichts genützt: Dzsenifer Marozsan stand zwar auf dem Platz, konnte das Viertelfinal-Aus gegen Schweden aber nicht verhindern.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser