Rio de Janeiro - Hammerwerferin Betty Heidler hat zum Abschluss ihrer Karriere in Rio nur knapp die Bronze-Medaille verpasst. Mit 73,71 Metern musste sie sich mit dem vierten Platz zufrieden geben.
Betty Heidler packte mit versteinerter Miene ihre Tasche und verließ für immer die olympische Bühne: "Miss Hammerwurf" hat in ihrem letzten großen Finale eine Medaille knapp verpasst und bei der Weltrekord-Show der Polin Anita Wlodarczyk in Rio Platz vier belegt. Die Weltmeisterin von 2007, die im letzten Durchgang vom Bronzerang verdrängt wurde, geht damit ohne Happy End in den sportlichen Ruhestand.
Heidler kam am Montag bei brütender Hitze nicht über 73,71 m hinaus und blieb damit mehr als zwei Meter hinter ihrer Saisonbestleistung zurück. Zur zweiten Olympia-Medaille nach Bronze in London fehlten der 32-Jährigen 83 Zentimeter. Damit erfüllte sich der große Wunsch der Frankfurterin nicht: "Ich möchte einen schönen Abschluss für mich selbst finden und dieses Stück Lebensgeschichte dann abschließen", hatte sie gesagt.
Polin Wlodarczyk wirft Weltrekord
Die neue Olympiasiegerin Wlodarczyk warf im dritten Versuch 82,29 m und blieb damit deutlich über der alten Marke (81,08), die sie am 1. August 2015 in Cetniewo aufgestellt hatte. Damals hatte sie als erste Frau die 80-Meter-Marke übertroffen. Wlodarczyk, die im 29. Wettkampf in Serie ungeschlagen blieb, hatte bereits über die polnische Presse angekündigt, dass sie in Rio neue Maßstäbe setzen werde.
Es war bereits der dritte Weltrekord der Leichtathletik-Wettbewerbe von Rio. Zuvor hatten der Südafrikaner Wayde van Niekerk über 400 m (43,03) und die Äthiopierin Almaz Ayana über 10.000 m (29:17,45) neue Bestmarken erzielt.
Mit deutlichem Rückstand sicherte sich die Chinesin Zhang Wenxiu (76,19) hinter Wlodarczk Silber, Bronze ging an die Britin Sophie Hitchon (74,54). Heidler hatte sich nach ganz schwachem Start im fünften Durchgang auf Platz drei vorgeschoben - doch dann konterte Hitchon.
Über ein Jahrzehnt verkörperte Heidler ihren Sport in Deutschland, sie warf Weltrekord, wurde Weltmeisterin und sorgte stets für Drama - ihre Nerven spielten der Frankfurterin oft einen Streich. Unvergessen bleibt der Gewinn von Olympia-Bronze in London vor vier Jahren, als ihr Wurf aufgrund eines Softwarefehlers, ausgelöst von einem verwirrten Kampfrichter, zunächst nicht in die Ergebnisliste aufgenommen wurde.
"Ich bin aber immer wieder aufgestanden"
Heidler, die Wundertüte: Höhe-Punkte wie der WM-Titel 2007 sowie WM-Silber (2009/2011) oder Olympia-Bronze wechselten sich ab mit unerklärlichen Aussetzern. Den Tiefpunkt erreichte die Weltmeisterin von Osaka 2007 bei der WM in Moskau sechs Jahre später. Damals schied Heidler in der Qualifikation aus und wollte schon alles hinschmeißen.
"Ich bin aber immer wieder aufgestanden", sagte Heidler, nachdem sie sich wieder berappelt und zur Fortsetzung der Karriere entschlossen hatte. Es folgten weitere Enttäuschungen bei der EM 2014 (5.) und der WM im Vorjahr (7.), doch bei den vorolympischen Europameisterschafen im Juli in Amsterdam feierte sie mit Silber eine kleine Wiederauferstehung.
"Wenn ich das abrufen kann, was ich kann, dann werde ich auch eine Medaille gewinnen", sagte Heidler. Sie konnte es nicht. Und irgendwie war das symptomatisch für ihre Karriere.
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SID