Deutsches Olympia-Team trauert um Stefan Henze

Stefan Henze (links) erlag am Montag seinen schweren Kopfverletzungen.
 ©dpa

Rio de Janiero - Kanu-Slalom-Trainer Stefan Henze ist an den Folgen seines Unfalls bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gestorben.

Der Tod von Kanu-Trainer Stefan Henze hat die deutsche Olympia-Mannschaft in Rio geschockt. Drei Tage nach einem Verkehrsunfall erlag der 35-Jährige am Montag seinen schweren Kopfverletzungen. „Wir sind unendlich traurig an diesem Tag“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann. Henze starb im Beisein seiner Familie. „Wir wissen: Stefans eigene olympische Gedanken leben in vielen Menschen weiter“, wurde seine Familie in der DOSB-Mitteilung zitiert.

Alle deutschen Fahnen auf Halbmast

Das deutsche Team wird Henze am Dienstag im olympischen Dorf gedenken. „Worte können nicht annähernd beschreiben, was wir im Olympia-Team nach diesem schrecklichen Verlust empfinden“, sagte Hörmann. Auf Bitten des DOSB wird das Internationale Olympische Komitee am elften Wettkampftag alle deutschen Fahnen auf halbmast setzen. „Das IOC trauert um einen wahren Olympier. Unsere Anteilnahme gilt der Familie von Stefan Henze, seinen Freunden sowie der gesamten deutschen Olympiamannschaft“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach.

In einer Videobotschaft sprach Hörmann Henzes Angehörigen sein Mitgefühl aus. „Der gesamte deutsche Sport trauert um Stefan Henze“, sagte Hörman. „Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und bei seiner Lebensgefährtin. An diesem Tag tritt alles andere in den Hintergrund.“

Henze hatte bei dem schweren Unfall in einem Taxi am Freitag ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Der deutsche Olympia-Chefarzt Professor Bernd Wolfarth hatte die schwere Verletzung Henzes bereits am Freitag als lebensbedrohlich beschrieben. Wolfarth hatte sich ständig von den brasilianischen Ärzten im Hospital Miguel Couto, einer neurochirurgischen Spezialklinik im Stadtteil Leblon, unterrichten lassen. Dorthin war Henze nach der Erstversorgung in einem Krankenhaus in Barra nahe der olympischen Wettkampfstätten verlegt worden. Wolfarth hatte die Rettungskette ausdrücklich gelobt.

Sportler und Funktionäre sind tief erschüttert

Henzes Eltern und sein Bruder waren nach Rio gereist. Seine Lebensgefährtin sei in Gedanken bei ihm gewesen, teilte der DOSB mit. „Heute tritt der Sport, für den unser gesamtes Team nach Rio gefahren ist, in den Hintergrund. Unsere Gedanken sind bei Stefan Henzes Angehörigen, die hier vor Ort noch Gelegenheit hatten, Abschied zu nehmen“, sagte der deutsche Chef de Mission Michael Vesper. Auch IOC-Präsident Thomas Bach meldete sich zu Wort. "Das IOC trauert um einen wahren Olympier. Unsere Anteilnahme gilt der Familie von Stefan Henze, seinen Freunden sowie der gesamten Deutschen Olympiamannschaft", teilte Bach mit.

Auch das deutsche Kanu-Slalom-Team zeigte sich betroffen. „Wir sind tieftraurig. Ruhe in Frieden, Stefan, Du bleibst für immer in unseren Herzen“, hieß es bei Twitter in einer ersten Reaktion auf die Nachricht. „Wir sind alle zutiefst traurig und müssen schauen, wie wir mit dieser Situation umgehen“, sagte Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes.

Umgehend äußerten weitere deutsche Olympioniken und Funktionäre ihr Mitgefühl. „Wir sind erschüttert und trauern um Stefan Henze. Dieses Ereignis relativiert viele mit dem Sport verbundene Emotionen“, sagte Handball-Delegationsleiter Bob Hanning. "Was zählt unser Aus gegen das Leben von Kanu-Trainer Stefan Henze. R.I.P.", twitterte Fahnenträger Timo Boll. 

Keine Feier für erfolgreiche Reiterinnen

Die Nachricht von Henzes Tod trübte auch die Stimmung bei den erfolgreichen Dressurreiterinnen. „Das ist heute ein Wechselbad der Gefühle. Das relativiert alles. Wenn wir nicht euphorisch sind, ist das der Grund“, sagte Isabell Werth, die am Nachmittag (Ortszeit) Silber im Einzel vor Kristina Bröring-Sprehe geholt hatte.

Entgegen der Gewohnheit wurde darauf verzichtet, die erfolgreichen Dressurreiterinnen als Medaillengewinner zu präsentieren. „Es ist so grausam und furchtbar“, erklärte Werth. Statt ausgiebig den sportlichen Erfolg zu feiern, wolle man Respekt zeigen und „in ruhiger Form“ zusammenkommen. „Es ist uns ein Bedürfnis“, sagte Werth. Sie hatte Silber im Einzel gewonnen, Bröring-Sprehe hatte Bronze geholt.

Henze war selbst bei Olympischen Spielen als Slalom-Kanute aktiv gewesen. „Der Kanusport wurde mir im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt“, sagte er einmal über sich. Bei Olympia 2004 in Athen gewann er gemeinsam mit Marcus Becker Silber im Canadier-Zweier. Nach der verpassten Qualifikation für die Olympischen Spiele in London 2012 beendeten Henze und Becker ihre Laufbahnen. Henze startete danach in die Trainer-Karriere. In Rio betreute er als Disziplincoach die Augsburgerin Melanie Pfeifer.

Alle Geschehnisse in Rio erfahren Sie in unserem Live-Ticker.

dpa/sid

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