Rio de Janeiro - Lena Schöneborn ist bei den Olympischen Spielen die deutsche Medaillenhoffnung im Modernen Fünfkampf. Acht Jahre nach ihrem Triumph in Peking träumt sie erneut vom Podium.
Für Lena Schöneborn war alles neu, und irgendwie fühlte sie sich erschlagen. "Ich konnte in der Mensa nicht still sitzen und habe für meinen Teller zwei Stunden gebraucht, weil ich mich immerzu nach den anderen Sportlern umgeguckt habe", sagte Schöneborn dem SID über ihre Olympia-Premiere 2008 in Peking.
Als 22-Jährige war Schöneborn damals nach Fernost gereist, "ich war noch ein junger Vogel, der überall rumgeflattert ist". Wenige Tage nach dem nervösen Auftritt im Speisesaal drehten sich die Athleten im Dorf nach ihr um. In Peking focht, schwamm, ritt, schoss und lief Schöneborn überraschend zum Olympiasieg im Modernen Fünfkampf, als erste Deutsche - eine Sensation!
"Das Leben wird an Olympia ausgerichtet"
Aus dem schüchternen Lockenkopf aus Troisdorf wurde "Gold-Lena", Einladungen in Talkshows folgten Preisverleihungen und Auftritte auf dem Roten Teppich. Die Bodenhaftung verlor sie dabei nie. Der Sport und Olympia blieben Konstanten in Schöneborns Leben. "Die Spiele sind für einen Leistungssportler das Größte. Danach wird die Lebensplanung ausgerichtet", sagte sie.
Und so ist die Wahl-Berlinerin auch acht Jahre nach ihrem Gold-Coup noch das Aushängeschild des Modernen Fünfkampfes in Deutschland - aufgrund vieler Höhen, aber auch einiger Tiefen. Die wohl schwerste Niederlage erlitt Schöneborn bei den Spielen 2012 in London, ausgerechnet. Der Druck war enorm, die Erwartungen an sich selbst nicht minder groß. Doch Schöneborn scheiterte, belegte am Ende nur den 15. Rang - und zog aus der Enttäuschung die Lehren.
"Sie hat seit London noch mal viel dazugelernt. Sie weiß, was sie will, und sie kann besser mit dem Druck umgehen", sagte Bundestrainerin Kim Raisner, die Schöneborn seit Jahren begleitet: "Lena ist als Mensch gereift und hat inzwischen so viel Erfahrung. Sie ist eine volle Fünfkämpferin."
Schöneborn amtierende Weltmeisterin
Schöneborn ist eine der komplettesten Athletinnen im Fünfkampf. Sie zählt zu den besten Fechterinnen im Feld, kompensiert Schwächen im Schwimmen mit Top-Resultaten im Combined aus Laufen und Schießen. Auch ihre Titelsammlung ist vollständig. Schöneborn ist Olympiasiegerin, sie war Europameisterin im Einzel und mit der Staffel, gewann das Weltcup-Finale und kürte sich im Vorjahr in Berlin zur Weltmeisterin.
In der Saison 2016 knüpfte sie bislang nahtlos an die Erfolge an, bei jedem (!) Start stand Schöneborn auf dem Podium und zählt so auch in Rio zu den Favoritinnen. "Für mich ist es sehr beruhigend zu wissen, was mich erwartet, weil ich jede Situation schon einmal durchlebt habe", sagte Schöneborn. Wenn sie am Donnerstag in den Wettkampf startet, soll sich das bezahlt machen.
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SID