Vor Singapur: Kerber trennt sich von Coach

Angelique Kerber und Ex-Trainer Wim Fissette
 ©dpa / Steven Paston

Ohne Trainer geht Angelique Kerber die WTA Finals in Singapur ambitioniert an. Das Ende der Zusammenarbeit mit Erfolgstrainer Wim Fissette hat vor dem Saisonabschluss für Verwunderung gesorgt. 

Singapur - Von der Normalität ist Angelique Kerber in Singapur weit entfernt. Die Rätsel um ihre plötzliche Trennung von Trainer Wim Fissette drängen das Sportliche vor dem Auftakt der WTA Finals am Sonntag zunächst einmal in den Hintergrund. Dass Deutschlands Tennis-Star sich lieber auf die kniffligen drei Vorrundenpartien konzentriert und das Stelldichein der besten acht Spielerinnen als „absolutes Highlight“ einstuft, dürfte daran nichts ändern.

Neuanfang nach nur elf Monaten

Zu überraschend, zu unerklärt blieb der Schnitt, mit dem Kerber nach nur elf Monaten vor dem nächsten Neuanfang steht und der in der Tennis-Szene für Verwunderung sorgt. Ihr Umfeld? Zerrissen. Nur wenige Tage vor der abschließenden Herausforderung für dieses Jahr trennte sich die 30-jährige Kielerin vom Belgier Fissette.

„Es ist viel passiert in den letzten zwei Jahren und Teil davon war es, einige schwierige Entscheidungen zu treffen, um auf das nächste Level zu kommen“, schrieb Kerber auf Instagram, ohne explizit einen Zusammenhang zur Trennung von Fissette zu nennen. Am Samstag wird Kerber beim Medientag in Singapur sprechen.

Brüche im Vertrauensverhältnis?

Wie sehr drifteten ihre Vorstellungen über die Pläne für 2019 auseinander? Ging es um Eitelkeiten, Einfluss oder um den Vertrag? Die offizielle, knappe Begründung des Kerber-Managements hinterließ Raum für Spekulationen. Es gebe „unterschiedliche Auffassungen“ in der „zukünftigen Ausrichtung“, stand in der Erklärung.

Dass die Basis nicht mehr für eine gemeinsame Woche ausreicht, deutet zumindest auf Brüche im Vertrauensverhältnis hin. Der Schritt kommt von außen betrachtet umso unerwarteter, wenn man bedenkt, dass Kerber Veränderungen wenig mag und von der langjährigen Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner als „Gewohnheitstier“ beschrieben wurde.

Im vergangenen November war der Wechsel von Langzeitcoach Torben Beltz zu Fissette für Kerber eine mutige Entscheidung gewesen. Erfolgreich hatten die beiden dann zusammengearbeitet. Die Kielerin überwand das Tief von 2017, etablierte sich wieder in der Weltspitze. Und erfüllte sich mit dem Wimbledontriumph Mitte Juli einen Traum.

Nachfolger von Fissette erst nach der Saison

Mit der Nachfolger-Thematik will sich die Weltranglisten-Dritte erst nach ihrem letzten Turnier des Jahres beschäftigen. Spätestens zum Beginn der Vorbereitung auf die nächste Saison soll der neue Trainer dann feststehen. In den kommenden Tagen begleitet Sparringspartner André Wiesler die Schleswig-Holsteinerin, ihn kennt sie seit Jahren.

Bei der letzten Auflage des Saisonabschlusses in Singapur vor dem Standort-Wechsel nach Shenzhen hat sich Kerber vorgenommen, „noch mal ans Limit“ zu gehen und als eine der zwei Besten ihrer Gruppe das Halbfinale zu erreichen. „Die WTA Finals sind nach den Grand Slams ein absolutes Highlight und zeitgleich auch immer eine Belohnung für ein erfolgreiches Jahr. Die Herausforderung könnte nicht größer sein“, sagte die Wimbledonsiegerin vor der Auslosung am heutigen Freitag, „da man direkt von Anfang an auf eine Top-Acht-Spielerin trifft und keine Zeit für Experimente bleibt“.

Konzentration vor dem Urlaub

Viermal war die deutsche Nummer eins bereits bei den WTA Finals dabei. 2012, 2013 und 2015 endeten ihre Auftritte jeweils nach der Gruppenphase. Vor zwei Jahren wurde sie erst im Endspiel von der Slowakin Dominika Cibulkova gestoppt. Die Ergebnisse der vergangenen Wochen sprechen jetzt nicht für einen ähnlichen Erfolgsweg der Linkshänderin, nicht einmal schaffte sie es bei den fünf Turnieren nach Wimbledon ins Viertelfinale. Allerdings hat sich Kerber darauf eingeschworen, sich auf die großen Turniere zu konzentrieren. Und maximal fünf Partien trennen sie nun vom ersehnten Urlaub.

dpa

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