Endloses Schiri-Tohuwabohu in Berlin - was Werder Bremen ärgert und was nicht

Trainer Florian Kohfeldt von Werder Bremen war beim Auswärtsspiel bei Union Berlin längst nicht mit allen Entscheidungen von Schiedsrichter Tobias Welz einverstanden.
 ©gumzmedia

Berlin – Die Pause zwischen Frage und Antwort fiel ungewöhnlich lang aus. Ungewöhnlich jedenfalls für Florian-Kohfeldt-Verhältnisse. Was schon ein erstes Indiz dafür war, dass der Coach des SV Werder Bremen die Thematik schwierig fand. Es ging um Schiedsrichter Tobias Welz, seinen Video-Assistenten Bastian Dankert und so manchen Aufreger beim 2:1-Erfolg der Bremer bei Union Berlin.

Drei Elfmeter, zwei Videobeweise, zwei Platzverweise und eine Gelbe Karte für Florian Kohfeldt – das Spiel lieferte jede Menge Diskussionsstoff. Doch Kohfeldt wagte keine giftige Generalabrechnung. „Es war in einem hektischen Stadion ein Spiel mit vielen strittigen Szenen. Ich glaube, Herr Welz wird auch sagen, dass es nicht seine beste Leistung war“, sagte Kohfeldt und bewertete keine Einzelszenen – bis auf die Verwarnung für ihn. An diesem Punkt legte der Cheftrainer des SV Werder Bremen seine Zurückhaltung ab. Doch der Reihe nach!

Schiri Tobias Welz pfeift ersten Strafstoß für Werder Bremen

Drei Minuten vergehen zwischen Elfmeterpfiff und Ausführung – so lange braucht Referee Tobias Welz, um sich mittels Videobilder und Rücksprache mit Bastian Dankert die Bestätigung für die eigene Entscheidung zu holen. Viel Zeit, „aber es geht ja nicht anders“, meint Florian Kohfeldt, „ich will da keine Diskussion lostreten.“ Auch Frank Baumann, Sportchef des SV Werder Bremen, akzeptiert die lange Entscheidungsfindung: „Es geht darum, dass richtig entschieden wird, dann darf es auch mal ein bisschen dauern.“

Komisch nur, dass Tobias Welz den Elfmeter nicht zurücknimmt. Denn ein klares Foul an Davy Klaassen ist nicht zu erkennen. Der Bremer sinkt schon nieder, bevor Union-Verteidiger Christopher Lenz sein Bein ausfährt. Dennoch beteuert Klaassen: „Ich war auf Geschwindigkeit, dann habe ich eine Hand vom Torhüter – oder was es war – gefühlt. Dann gerätst du aus der Balance.“ Keine überzeugende Erklärung. Deshalb: Elfmeter-Glück für Werder Bremen. Selbst Baumann gibt zu: „Ganz klar war das nicht.“

Handelfmeter für Union Berlin gegen Werder Bremen

Das Handspiel von Christian Groß hat zunächst kaum jemand gesehen, aber Videoreferee Dankert. Er funkt Welz an, und nach kurzem Studium der Bilder entscheidet der auf Elfmeter. Korrekt? Jein, meint Groß: „Ich spüre den Ball am Arm. Klar kann der Schiri das pfeifen. Aber ich habe den Ball gar nicht gesehen, war im Zweikampf mit Tony Ujah.“ Objektiv betrachtet gab es an Welz‘ Entscheidung jedoch nichts zu rütteln. Zu klar war das Handspiel.

Der SV Werder Bremen und der nicht geahndete Elfmeter

22. Minute an der „Alten Försterei“, schon die dritte Elfmeter-Szene in der Partie zwischen Werder Bremen und Union Berlin. Nach einer Kopfball-Verlängerung von Yuya Osako, der später angeschlagen bei Werder raus musste, bekommt Berlins Christopher Lenz den Ball an die Hand. Solche Szenen sind schon oft gepfiffen worden in der Bundesliga. Diesmal nicht. Kein Videobeweis, kein Pfiff - das macht Werder Bremen sauer. „Das kann man sich schon mal am Bildschirm ansehen“, kritisiert Sportchef Frank Baumann.

Zweiter Strafstoß für den SV Werder Bremen

Christopher Trimmel zerrt am Trikot von Theodor Gebre Selassie. Macht der Berliner das nicht, „mache ich das Tor“, meint Gebre Selassie und urteilt: „Eine ganz klarer Elfmeter.“ Welz hat es auch so gesehen und liegt damit völlig richtig.

Ampelkarte für Neven Subotic von Union Berlin

Wenige Meter neben den Trainerbänken rammt Union-Verteidiger Neven Subotic Werder-Flitzer Leo Bittencourt in die Werbebande. Keine Frage: Das ist Gelb. Weil Subotic schon verwarnt ist, sieht er folgerichtig Gelb-Rot. Subotic selbst protestiert erst gar nicht.

SV Werder Bremen: Verwarnung für Florian Kohfeldt

Dennoch wird es rund um den in die Bande gekrachten Leo Bittencourt turbulent. Die Bremer beschweren sich, fleißig mit dabei und außerhalb der Coaching Zone: Trainer Florian Kohfeldt. Dafür wird er von Tobias Welz verwarnt. Und das ist der Punkt, an dem Kohfeldt dann doch Stellung bezieht. „Mein Spieler wird aus einem Meter in die Bande gerammt, und ich renne zu ihm hin, weil ich Angst um ihn habe. Wahrscheinlich wird man mir sagen, du darfst die Coaching Zone nicht verlassen. Aber ich sage es ganz deutlich: Wenn so etwas passiert und ein Spieler von mir mit dem Kopf in die Bande gerammt wird, renne ich immer wieder aus der Coaching Zone.“ 

Allerdings: Die Sorge um Leo Bittencourt war nicht die einzige Emotion, die Florian Kohfeldt von der Bank riss. Da war auch Wut dabei. Gelb somit sogar nachvollziehbar. Wenngleich der Coach des SV Werder Bremen mit der Begründung nichts anfangen kann. Er habe die Karte gesehen, weil Subotic auch eine bekommen habe, soll Welz zu ihm gesagt habe. „Da lache ich mich kaputt“, meint Kohfeldt.

Ampelkarte für Werder Bremens Nuri Sahin

Entgeistert steht Nuri Sahin in der Nachspielzeit an der Seitenlinie. Gelb-Rot? Für ihn? „Ich verstehe das nicht“, sagt der Profi des SV Werder Bremen, der nichts anderes getan hatte, als einen Freistoß auszuführen. „Der Schiedsrichter ging weg von mir, da dachte ich, der Ball ist freigegeben.“ Tobias Welz dachte anders, wertet die Ausführung als Zeitspiel und schickt den bereits vorbelasteten Sahin vom Platz. Was den ehrlich konsterniert: „Ich schieße den Ball ja nicht irgendwo hin, sondern halte ihn im Spiel. Union hatte ja sogar die Möglichkeit, den Ball zu erorbern.“ Wo soll da das Zeitspiel gewesen sein? Tatsächlich wirkt die Entscheidung überzogen und wie von der allgemeinen Hektik im Spiel und Stadion provoziert. (csa)

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