Bremen – Natürlich wusste Florian Kohfeldt, Trainer des SV Werder Bremen, dass er mit seinem Wunsch nicht durchkommen würde. Dass er das Podium im Medienraum des Bremer Weserstadions nicht so schnell wieder würde verlassen können.
Die Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den FC Schalke 04 am Samstag (15.30 Uhr) hatte schließlich gerade erst begonnen. Und dennoch äußerte Florian Kohfeldt ihn, diesen Wunsch, ganz am Anfang, als die Fragerunde mit den Journalisten erst sechs Minuten und 30 Sekunden alt war.
„Ich wäre dankbar, wenn wir die PK jetzt beenden und uns wieder dem Spiel zuwenden könnten“, sagte der Trainer des SV Werder Bremen, der zuvor eindringlich betont hatte: „Jetzt ist für uns alle genug geredet. Wir brennen darauf, dass wir endlich gewinnen. Diese Stimmung merke ich bei den Jungs, und ich merke sie auch bei mir.“
Werder Bremen legt den Finger in die Wunde
Keine weiteren Fragen also? Nicht ganz. Denn ein paar waren da schon noch, die auf Antworten warteten. Zum Beispiel die, was Werder während der Länderspielpause, während der elf Tage bis zum Donnerstag unternommen hat, um der Sieglosserie von nunmehr sieben Bundesliga-Spielen Einhalt zu gebieten. „Die erste Woche haben wir genutzt, um uns auszutauschen, um Dinge zu besprechen und zu hinterfragen, aber auch, um uns zu bestärken“, sagte Kohfeldt und legte dabei vor allem auf eine Feststellung Wert: „Wir haben nichts totgeschwiegen.“
Finger in die Wunde also, Klartext! Und diese Wunde, bei Werder Bremen trägt sie in der laufenden Saison einen ziemlich sperrigen Namen: Standardsituationen. Schon neun Gegentore an elf Spieltagen – das ist zweifelsohne zu viel und höchst ärgerlich, weil es die Bremer Saisonziele in Gefahr bringt. Also hat Kohfeldt das Thema für die Zeit zwischen Gladbach und Schalke ganz weit nach oben priorisiert.
Werder Bremen trainiert gegen die Standard-Schwäche
Mit Ausnahme des gestrigen Donnerstags – weil die Einheit öffentlich war – ließ der 37-Jährige sein Team in jedem Training ruhende Bälle verteidigen. Das ist sicherlich die richtige Reaktion auf die vorhandene Schwäche. Kohfeldt hat allerdings auch erklärt, warum nicht garantiert ist, dass sie sich dadurch von jetzt auf gleich abschalten lässt. „Das ist ein Phasenthema“, setzte der Coach an und plötzlich stand ein Name im Raum, der im Weserstadion schon etwas länger nicht mehr gefallen war: Zlatko Junuzovic.
„In einer Saison hat er hier sieben Freistöße hintereinander in den Knick gehauen, ohne im Training auch nur einen geschossen zu haben. In der nächsten Saison hat er zwei nicht gemacht, hat angefangen zu trainieren und dann gar nicht mehr getroffen“, erzählte Kohfeldt – und kam zu dem Schluss: „Manchmal ist so etwas einfach nicht erklärbar.“ Dem Trainer ging es während der Standardübungen in der Länderspielpause auch gar nicht so sehr um „Ordnungen“ oder „darum zu besprechen, wo wir stehen“.
Florian Kohfeldt von Werder Bremen: „Wir ändern jede Woche etwas“
Kohfeldt ging es um Haltung. Er wollte seinen Spielern eintrichtern, in jeden Ball so reinzugehen, als wäre es der letzte im Spiel. Ein Szenario, das sich im Training freilich schwer simulieren lässt. Fehlender Druck, das Schonen der Mitspieler, um sich nicht gegenseitig zu verletzen – all das kostet naturgemäß ein paar Prozent. Deswegen die etlichen Wiederholungen, deswegen Standards als Bremer Dauerthema – um deren große Bedeutung noch einmal auf diese Weise zu stärken.
Ansonsten, auch das hat Florian Kohfeldt erklärt, gab es keine gravierenden Änderungen, was die Abläufe innerhalb der Werder-Woche betrifft. Zumindest keine, die es nicht ohnehin gegeben hätte. „Wir ändern jede Woche etwas, weil ich der Meinung bin, dass Monotonie auf Dauer leistungshemmend ist“, sagte der Coach, „es gibt keine Trainingswoche wie die andere, es sind immer andere Übungen und Schwerpunkte.“ Die einzige Ausnahme bildet das Abschlusstraining: „Ich bin davon überzeugt, dass es für Profis extrem wichtig ist, vor dem Spiel ihren eigenen Tunnel aufzubauen, ihre eigenen Routinen zu haben.“
„Sehr wichtiges Spiel“: Werder Bremen will Kehrtwende gegen Schalke 04
Auf besondere Reizpunkte außerhalb des Trainings haben die Bremer Verantwortlichen während der Länderspielpause übrigens verzichtet und werden es auch bis zum Anstoß am Samstag von Werder Bremen gegen Schalke 04 tun. „Noch ist der Zeitpunkt nicht gekommen, dass ich mich vor dem Spiel in der Kabine vor die Mannschaft stellen muss“, sagte Sportchef Frank Baumann. Und Kohfeldt hielt fest: „Schalke ist ein wichtiges Spiel, kein entscheidendes, aber ein sehr wichtiges Spiel.“ Eines, mit dem Werder Bremen die Kehrtwende hin zu besseren Zeiten schaffen will.
„Wir wissen alle, wie unsere Situation ist. Wir wissen, dass wir Qualität haben und wir wissen, dass nicht viel gefehlt hat, um Spiele zu gewinnen. Aber wir wissen auch, dass wir sie zuletzt nicht gewonnen haben“, betonte Kohfeldt. Und hatte damit genug gesagt. Entsprechend seines Wunsches gleich zu Beginn der Pressekonferenz heißt es für ihn und Werder nun: Schluss mit Reden, Zeit für Siege. (dco)