Vom Schweigen und Sparen: Werder Bremen möchte nicht mehr öffentlich über Gehaltsverzicht sprechen

Das Thema Gehaltsverzicht bei Werder Bremen will Sportchef Frank Baumann nicht mehr öffentlich kommentieren.
 ©gumzmedia

Bremen – Es sollen durchaus drastische Töne gewesen sein, die Christian Seifert am Montag hinter verschlossenen Türen gegenüber den Vertretern von Werder Bremen und den anderen 35 Proficlubs angeschlagen hat. Während der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) hat deren Geschäftsführer, so ist es zu hören, seinem Unmut lautstark Luft gemacht – und zwar als es um die Gehaltskosten innerhalb der Branche ging.

Längst nicht alle Vereine haben diesen Posten seit Beginn der Corona-Krise entscheidend verkleinert, etwa bei der Hälfte aller Bundesligisten soll er sogar noch größer geworden sein, was Seifert erzürnte – schließlich müsste angesichts folgender Zahlen doch Sparsamkeit das Gebot der Stunde sein: In der vergangenen Saison war der Umsatz des Profifußballs um sechs Prozent (oder 275 Millionen Euro) zurückgegangen. Für die laufende Serie rechnet die DFL gar mit einer Milliarde Euro und bis Sommer 2022 mit zwei Milliarden Euro Verlust. Ohne Frage ein Schreckensszenario, das so manchen Club in seiner Existenz bedroht – und trotzdem ist das Thema Gehaltsverzicht im Profifußball nach wie vor heikel.

Frank Baumann, Sportchef des SV Werder Bremen, möchte auf Nachfrage der DeichStube keine Angaben dazu machen, ob die Profis in seinem Verein aktuell Abstriche in Kauf nehmen oder nicht. „Wir werden uns zu dem Thema nicht mehr äußern. Grundsätzlich wird das nur noch mit der Mannschaft besprochen“, sagt er. Anfang September, sprich kurz vor Saisonbeginn, hatte Werder mitgeteilt, dass sich der Club in Gesprächen mit den Profis auf einen Gehaltsverzicht geeinigt habe, machte damals aber keine Angaben über Höhe und Laufzeit der Vereinbarung. Es dürfte um 20 Prozent des Gehalts gegangen sein, ein Teil davon (vermutlich zehn Prozent) könnte zu einem späteren Zeitpunkt von Werder nachgezahlt werden.

Werder Bremen und der Gehaltsverzicht: DFL-Boss übt scharfe Kritik an anderen Bundesliga-Clubs

So eine Regelung hatte es bereits im Frühjahr für die Zeit der sechswöchigen Bundesliga-Unterbrechung nach dem Lockdown gegeben, um den Club finanziell zu entlasten. Vor der neuerlichen Einigung gab es dann einige Unstimmigkeiten zwischen Profis und Vereinsführung. So war den Spielern etwa der öffentliche Umgang des SV Werder Bremen mit dem sensiblen Thema missfallen. Vermutlich möchte Baumann auch deshalb nicht mehr öffentlich darüber sprechen.

Ob nun laufender Gehaltsverzicht oder nicht – die scharfe Kritik von DFL-Boss Seifert dürften die Bremer so oder so recht gelassen hingenommen haben, denn sie haben ihre Gehaltskosten im Sommer auf andere Art und Weise reduziert. Topverdiener wie etwa Davy Klaassen, Nuri Sahin oder Philipp Bargfrede haben den Verein verlassen und wurden nicht durch vergleichbar große Namen ersetzt. Bei den Neuzugängen entschied sich Werder Bremen im Sommer notgedrungen für günstigere Alternativen. Tahith Chong wurde nur ausgeliehen, Felix Agu und Patrick Erras kamen beide aus der 2. Liga, und in Romano Schmid und Jean-Manuel Mbom holte der Club eigene Leihspieler zurück nach Bremen.

Werder Bremen und die Geld-Not: Gehaltskosten in dieser Saison deutlich gesunken

In der Saison 2019/20 hatte Werders Gehaltsbudget bei über 50 Millionen Euro gelegen. Diese Summe dürfte nun klar unterboten sein, wenngleich die „gefühlte Entlastung“ vermutlich gar nicht allzu groß ausfällt. Denn auch im Vorjahr hatten die Bremer schon an Gehaltskosten gespart, damals allerdings unfreiwillig.

Viele der verletzten Spieler verschwanden in der Vorsaison plötzlich von der Gehaltsliste, weil sie nach sechs Wochen Lohnfortzahlung ins Krankengeld fielen. Dazu kam die Tatsache, dass Werder Bremen ob der sportlichen Krise deutlich weniger Punkt- und Siegprämien zahlen musste als angenommen. (dco)

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