Zell - Zehn Tage Zillertal sind rum – und am Ende musste ein Glückstor von Neuzugang Benjamin Goller (76.) herhalten, um den SV Werder Bremen zum Abschluss des Trainingslagers in Tirol vor einer Testspielpleite gegen Zweitligist Darmstadt 98 zu bewahren. 1:1 trennten sich die Teams, was Werder-Coach Florian Kohfeldt aber reichte, um ein grundsätzlich zufriedenes Spielfazit zu ziehen.
„Es war ein sehr harter Test für uns. Ich freue mich sehr, dass wir noch das Tor erzielt haben“, sagte Florian Kohfeldt und hatte gewiss im Sinn, dass eine Niederlage nicht gut ausgesehen hätte für Werder Bremen. Und zum Charakter des nun beendeten Vorbereitungscamps hätte es auch nicht gepasst. Denn es sei ein „sehr gutes Trainingslager“ gewesen, urteilte Kohfeldt. Die Widrigkeiten und Bereiche, die es zu bearbeiten gab, ließen sich aber im Test gegen Darmstadt 98 bestens erkennen.
Werder Bremen im Trainingslager: Verletzungspech in der Abwehr
Zu den Problemen von Werder Bremen gehörte das Verletzungspech in der Viererkette. Die Innenverteidiger Sebastian Langkamp und Milos Veljkovic fehlten von Beginn an, Theo Gebre Selassie und Niklas Moisander waren dann im Zillertal angeschlagen, spielten auch gegen Darmstadt 98 nicht. Nachzügler Marco Friedl wurde so zum Chef einer Abwehrkette, die außerdem noch aus der Stammkraft Ludwig Augustinsson sowie den Verlegenheitslösungen Christian Groß (30, Abwehrroutinier aus der U23) und Felix Beijmo, für den Werder nach wie vor einen Leihverein sucht, bestand. Zwei Spieler, die Florian Kohfeldt definitiv meinte, als er von einer Aufstellung sprach, „die wir so im ersten Pflichtspiel wahrscheinlich nicht wieder sehen werden.“
Das „individuelle Abwehrverhalten“ habe dann auch nicht immer gestimmt. Beispiel: das 0:1 durch Patrick Hermann. Von rechts nach links wanderte der Ball vor dem Bremer Strafraum, ehe Herrmann flach vollstreckte (37.). „Klarer Abstimmungsfehler“, sagte Kohfeldt. Torhüter Jiri Pavlenka, der wie auch Claudio Pizarro seine Spielpremiere in der Vorbereitung feierte, war geschlagen. In der einen oder anderen Szene zeigte der tschechische Keeper zwar gewohnte Klasse, vereinzelt wackelte er aber auch, beschwor so Gefahr herauf – wie beim Fehlpass auf Marvin Mehlem (22.). Kohfeldt entschuldigte das jedoch mit der mangelnden Matchpraxis: „Jiri hat das letzte Mal vor acht Wochen gegen Leipzig gespielt. Da ist so etwas normal.“
Trainingslager-Fazit: Vor Werder Bremen liegt noch ein langer Weg
Muss ja auch, sonst bräuchte es keine Vorbereitung, kein Heranführen an das Leistungslimit. Für Werder Bremen ist eine Hauptaufgabe des Sommers, den Abgang von Max Kruse im Kollektiv zu kompensieren. Nimmt man den Test am Samstag zum Maßstab, dann lässt sich sagen, dass auf diesem Weg bislang maximal die Hälfte der Strecke zurückgelegt ist. „Kombinationen durchs Zentrum, Staffelung, die Art, wie wir nach vorne spielen wollen – das war alles grundsätzlich zu erkennen“, meinte Florian Kohfeldt, der auch ein paar gute Torchancen zu sehen bekam.
Aber nur sehr selten - wie bei einem Chipball von Nuri Sahin auf Milot Rashica - wirkte das Ganze auch sonderlich inspiriert. Und zwingend war es auch nicht. Der gefährliche Abschluss fehlte zu oft. War er doch da, kam Pech dazu: Augustinsson traf per Schlenzer nur den Pfosten (40.). Der Ausgleich durch U23-Verpflichtung Benjamin Goller (kam vom FC Schalke 04 II) fiel letztlich nur, weil Darmstadt-Schlussmann Marcel Schuhen den harmlosen Schuss durch die Hände rutschen ließ.
Werder Bremen: Florian Kohfeldt mit Testspiel gegen Darmstadt 98 zufrieden
Ein glückliches Tor für Werder Bremen – und ein glücklichmachendes noch dazu. „Es ist fast schon erstaunlich, dass wir dieses Ergebnis noch hinbekommen haben“, erklärte Kohfeldt mit der typischen Trainingslagerargumentation: „Wir haben gegen eine gestandene Zweitliga-Mannschaft gespielt, die in der Vorbereitung viel weiter ist als wir. Und die mit ihrer potenziellen Stammelf gespielt hat, während wir in einem Erschöpfungszustand sind. Das muss man einfach so sehen.“
Erschöpft geht es jetzt also zurück nach Bremen. Abfahrt aus dem Teamhotel ist am Sonntag um 10.00 Uhr. Montag hat die Mannschaft frei, kann einen Tag verschnaufen. Aber schon am Dienstag geht es mit zwei Trainingseinheiten weiter.
Werder Bremen: Pavlenka (61. Kapino) - Beijmo, Groß, Friedl (61. Rieckmann), Augustinsson (61. Wiemann) - Sahin (61. Pudic) - Möhwald (61. Goller), Klaassen (42. Straudi), Osako (45. Pizarro) - Bartels (31. Füllkrug/61. Harnik), Rashica (61. Sargent).
Unterdessen hat Cheftrainer Florian Kohfeldt die Transfer-Pläne von Werder Bremen verraten. Vor dem Testspiel gegen Darmstadt wurden übrigens im Zillertal „Wohninvest“-Banner bei Werder Bremen gestohlen. Ein Protest gegen den Verkauf des Stadionnamens?
Zur letzten Meldung vom 13. Juli 2019:
Neuzugang Benjamin Goller bewahrt Werder Bremen vor Testspiel-Pleite
Die Einheiten im Zillertal waren anstrengend, die Tage lang - und das war am Ende durchaus auch am Ergebnis abzulesen. Mit einem 1:1 (0:1, 0:0) hat Werder Bremen am Samstag sein Testspiel gegen den Zweitligisten SV Darmstadt 98 beendet.
Während der Partie, die über 3x30 Minuten lief, hatte Werder Bremen vor allem in den ersten beiden Drittel zwar gute Ansätze erkennen lassen, im Abschluss fehlte es dem Bundesligisten aber an der nötigen Präzision. Darmstadts Führungstreffer durch Patrick Herrmann (37.) glich Benjamin Goller aus (76.).
Trainer Florian Kohfeldt hatte seine Mannschaft im bewährten 4-3-3-System auf den Platz geschickt - mit einer Abwehrreihe, die es so in der Bundesliga definitiv nicht zu sehen geben wird. Da in Sebastian Langkamp, Milos Veljkovic, Niklas Moisander und Theodor Gebre Selassie eine komplette Viererkette verletzt fehlte, musste der Coach mächtig improvisieren, und das sah dann so aus: Felix Beijmo hinten rechts, U23-Spieler Christian Groß und Marco Friedl in der Innenverteidigung, Ludwig Augustinsson hinten links. Und lange dauerte es nicht, ehe die Bremer Defensive erstmals gefordert wurde.
Schon nach vier Minuten kam Zweitligist Darmstadt zur ersten Chance des Spiels: Einen Kopfball von Kapitän Immanuel Höhn wehrte Torhüter Jiri Pavlenka, der sich zuletzt bis auf Weiteres zu Werder Bremen bekannt hat, gerade noch zur Ecke ab. Nur Sekunden später zappelte der Ball dann tatsächlich im Bremer Tor: Der Treffer von Serdar Dursun fand wegen eines vorangegangenen Foulspiels aber keine Anerkennung. Nach den beiden Szenen im eigenen Strafraum kam auch Werder Bremen besser in die Partie und setzte seinerseits Akzente in der Offensive. Nach einem schönen Spielzug schob Kevin Möhwald den Ball aus 20 Metern ins leere Tor, weil es zuvor aber eine Abseitsstellung gegeben hatte, zählte auch dieser Treffer nicht.
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Werder Bremen: Jiri Pavlenka wackelt, Davy Klaassen mit Oberschenkelproblemen
Insgesamt gingen beide Mannschaften schon in der Anfangsphase mit hoher Intensität zu Werke, und Werder Bremen war dabei nicht anzumerken, dass Gegner Darmstadt in der Vorbereitung bereits zwei Wochen weiter ist. Zwar ließen die Bremer hin und wieder die nötige Genauigkeit vermissen, gefährlich vors Tor kamen sie aber trotzdem. Wie in der 13. Minute, als Friedl nach einer Flanke von Nuri Sahin knapp daneben köpfte. Kurze Zeit später vergab Möhwald dann die beste Bremer Chance des ersten Drittels: Der 26-Jährige zielte nach Vorarbeit von Fin Bartels knapp vorbei (17.). Auf der anderen Seite leistete sich Keeper Pavlenka in der Folge ungewohnte Wackler, die Marvin Mehlem jeweils eine gute Möglichkeit eröffneten (20./22.).
Das zweite Drittel war dann gerade einmal sieben Minuten alt, als Werder in Rückstand geriet. Darmstadts Rechtsverteidiger Patrick Herrmann ließ Augustinsson aussteigen und schloss mit dem linken Fuß trocken ins kurze Eck ab. Die Bremer hätten danach fast umgehend geantwortet, allerdings scheiterte Augustinsson am Pfosten (40.), und Sahins Distanzschuss flog über das Tor (45.). Werder Bremen hatte gegen den Zweitligisten zwar auch weiterhin mehr Spielanteile, suchte auch immer wieder den Weg nach vorne, fand dabei aber die nötigen Lücken nicht. Bitter: Mit Oberschenkelproblemen war die Partie für Davy Klaassen bereits kurz vor dem Ende des zweiten Drittels beendet (42.). Für ihn schickte Kohfeldt U23-Akteur Simon Straudi auf den Platz.
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