Wilke-Wurst-Rückruf: Nach Skandal legt Kontrollbehörde nun Bericht vor

Der Wurst-Rückruf der Firma Wilke zieht immer größere Kreise. Nun wurde der Bericht offengelegt.
 ©dpa / U we Zucchi

Allein in München sind über 111 Betriebe vom Wilke-Wurst-Skandal betroffen. Nun hat die zuständige Kontrollbehörde ihren Bericht vorgelegt.

Update vom 26. Oktober 2019: Der Wilke-Skandal nimmt kein Ende. Wie jetzt bekannt wurde, könnte verseuchte Wurst auch in den Fertigprodukten anderer Hersteller verwendet worden sein. Ein Verbraucherschützer spricht deshalb eine Warnung aus. 

Wilke-Wurst-Rückruf: Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) schaltet sich ein

Update vom 25. Oktober 2019: Nach dem Skandal beim Lebensmittelhersteller Wilke hat Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) mit Ländervertretern über Lösungen gesprochen. Doch ihre Vorschläge sorgen bei der Opposition für Kritik - die FDP spricht von einem „Ablenkungsmanöver“. 

Wilke-Wurst-Rückruf: Nach Skandal legt Kontrollbehörde nun Bericht vor

Update vom 25. Oktober 2019: Zu den mit Keimen verunreinigten Wurst des Herstellers Wilke hat die Kontrollbehörde eine Aufarbeitung der Vorgänge vorgelegt. Der Bericht des zuständigen Landkreises Waldeck-Frankenberg sei eingegangen, sagte eine Sprecherin des hessischen Verbraucherschutzministeriums am Freitag. Man werde diesen nun lesen und darüber in der kommenden Woche informieren. Der Bericht soll unter anderem klären, ob beim Krisenmanagement um die Keimfunde in der Wurst Fehler gemacht wurden.

In der Wurst von Wilke waren Listerien-Keime nachgewiesen worden, die bei geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sein können. Drei Todes- und 37 Krankheitsfälle werden mit Waren des hessischen Unternehmens in Verbindung gebracht. Die Staatsanwaltschaft Kassel ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen den Geschäftsführer. Die Verbraucherorganisation Foodwatch wirft den Behörden unter anderem zu spätes Eingreifen vor.

Bericht: „Die Behörden mit beachtlicher Energie zu hintergehen“

Was vor der Schließung der Firma passierte, soll der Bericht zeigen. „Wir haben auf über 40 Seiten mit Anlagen nicht nur den Fragenkatalog des Ministeriums detailliert beantwortet, sondern insgesamt die Vorgänge und Fakten rund um die Firma Wilke zusammengestellt“, sagte Reinhard Kubat (SPD), Landrat des Kreises Waldeck-Frankenberg, am Freitag. Er wies Kritik an der Arbeit des Kreises zurück.

Die Aufarbeitung zeige, dass seine Mitarbeiter nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hätten, um weiteren Schaden abzuwenden. Man sei gegen ein Unternehmen vorgegangen, das sich nicht wie vorgeschrieben verhalten und versucht habe, die Behörden mit beachtlicher Energie zu hintergehen.

1000 Münchner Betriebe müssen Wurst zurückrufen - diese Produkte sind betroffen

München - Anfang Oktober warnte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit erstmals vor dem Verzehr bestimmter Wurstprodukte der Firma Wilke – der Rückruf wurde am 2. Oktober veröffentlicht. In den Wurstwaren des Herstellers waren gefährliche Keime, sogenannte Listerien, nachgewiesen worden. Mittlerweile ist es traurige Gewissheit: Waren von Wilke werden mit drei Todesfällen und mindestens 37 weiteren Krankheitsfällen in Verbindung gebracht.

Auch in Bayern könnte die verkeimte Wurst Schaden angerichtet haben. Wie der BR berichtet, mussten in Hunderten Betrieben wie Kantinen, Restaurants, Krankenhausküchen und Supermärkten Waren sichergestellt werden. Allein in München seien 1000 Betriebe von dem Wurst-Rückruf betroffen. „Die Informationen über den Rückruf hat die Lebensmittelüberwachung der Stadt München von ihrer Aufsichtsbehörde, der Regierung von Oberbayern, erhalten“, sagt ein KVR-Sprecher. 

Wurst-Rückruf: Diese Produkte sind betroffen - Im Krisenfall hakt das System

Tückisch ist, dass sich der Name Wilke oft nicht auf den Etiketten der Wurstwaren findet, da diese unter verschiedener Eigenmarken in Discountern und im Großhandel vermarktet werden. Nur, wer sich mühsam auf der Webseite lebensmittelwarnung.de durchklickt, findet eine Liste mit Produkten und Marken. Mehrere Hundert Produkte, unter anderem aus den Bereichen (Pizza-)Salami, Schinken, Aufschnitt, sind betroffen. Ikea und Metro haben den Verkauf von Wilke-Wurst bereits Anfang Oktober gestoppt. Wir haben bei großen Lebensmittelketten nachgefragt: Netto, Lidl, Rewe, Real, Aldi und Hit geben an, keine Produkte von Wilke zu beziehen. Edeka hat sich bis dato nicht gemeldet.

Welche Verkaufsstellen Wilke-Wurst führten, wurde von den Behörden nicht veröffentlicht. Das kritisiert Sabine Hülsmann von der Verbraucherzentrale Bayern. Nicht nur im Krisenfall hake es am System: „Besonders die Rückverfolgbarkeit in Produktion und Handel muss transparenter werden, sodass die amtliche Überwachung jederzeit Zugriff auf dieses System haben kann“, sagt sie. Und: Die Verantwortung für die Überwachung müsse künftig auf Länderebene liegen. Zuvor bekundete bereits Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) dieses Anliegen.

Rückruf von Wilke-Wurst: So reagiert das KVR München auf die Misere

Das sieht SPD-Stadtrat Christian Vorländer ähnlich: „Die Staatsregierung und das Landesamt für Lebensmittelsicherheit stehlen sich oft aus der Verantwortung“, meint er. CSU-Stadtrat Sebastian Schall und Grünen-Fraktionschefin Katrin Habenschaden nehmen die Stadt die Pflicht. Schall plädiert für verstärkte Lebensmittelkontrollen des KVR. Habenschaden fordert Auskunft über die Verbreitung verkeimter Wurst in München und über die Maßnahmen zur Warnung und zum Schutz der Verbraucher. Von dem Skandal unabhängig will das KVR ohnehin bei der Lebensmittelkontrolle aufsatteln: Nächste Woche soll der Stadtrat sechs neue Stellen genehmigen.

Wichtig zu wissen: Produkte des Wurstherstellers sind an der Kennung DE EV 203 EG zu erkennen. Das Problem: Wer in der Kantine oder an der Fleischtheke im Supermarkt steht, sieht diese Kennung nicht. Dasselbe gilt für Patienten in Klinken, Bewohner in Altenheimen oder Eltern von Kindern, die in der Kita essen. Eine Sprecherin der München Klinik teilt auf Anfrage mit, man habe „sofort“ reagiert, als die Rückrufaktion bekannt wurde. „Möglicherweise belastete Lebensmittel wurden umgehend entfernt.“ Es sei sichergestellt, dass in der München Klinik keine beeinträchtigten Lebensmittel im Einsatz sind, betont die Sprecherin.

Bakterien bleiben derzeit in großes Problem in der Lebensmittelindustrie. Mehrere Discounter rufen aktuell außerdem Salate zurück, in denen Bakterien gefunden wurden. Vor allem Schwangere und Kinder sollten die Produkte keinesfalls mehr verzehren. Norma muss ein Produkt zurückrufen, bei dem man keine schädlichen Bakterien vermuten würde. Schlimmer stellt sich ein Fall in Ostfriesland heraus, wo Fleisch - wie bei Wilke - durch Listerien verseucht war.

Abgelaufene Pizza? Eine Kundin beschwert sich bei Edeka. Die Häme auf Social Media folgt sofort. Auch Aldi hat mit Kritik zu kämpfen. In Niedersachsen waren Ende November gleich zwei Betriebe in derselben Ortschaft von Listerien-Funden betroffen.

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