Die Bundesliga-Frauen des SV Werder Bremen haben im Weserstadion gegen Bayer Leverkusen einen Krimi mit Happy End erlebt. Im Anschluss an die Partie schwärmten nicht nur die Grün-Weißen von dem Spiel und vor allem den vielen Fans auf den Rängen.
Bremen – Am Ende waren alle begeistert. Bayer-Coach Roberto Pätzold bedankte sich für ein „Mega-Event“, Werders Cheftrainer Thomas Horsch hob die „hammergeile Atmosphäre“ im Weserstadion hervor. Und in der Tat: die Rekordkulisse von 22.721 Zuschauern peitschte die Grün-Weißen über 97 Minuten bedingungslos nach vorne. Dabei sah es lange Zeit nach einem ernüchternden Samstagnachmittag aus Sicht der Bundesliga-Frauen des SV Werder Bremen aus. Beim 1:1-Unentschieden gegen Bayer Leverkusen gelang der verdiente Ausgleich nämlich erst ganz spät in der ersten Minute der Nachspielzeit durch Sophie Weidauer. Im Anschluss kannte der Jubel sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen keine Grenzen mehr.
Werder Bremens Kapitänin Michelle Ulbrich über Unterstützung der Fans: „Dadurch hatten wir gefühlt noch ein paar Prozent
„Als wir das Tor gemacht haben, war ich einfach nur unglaublich dankbar, dass wir aufgrund meines Fehlers nicht verloren, sondern das Unentschieden noch geholt haben“, sagte eine gelöste Kapitänin Michelle Ulbrich nach dem Schlusspfiff. Die sonst so souveräne Abwehrchefin hatte das Gegentor durch Caroline Kehrer in der 62. Minute nämlich mit einem kapitalen Fehlpass eingeleitet. Ulbrich legte den Fokus aber vielmehr auf die starke Leistung der Mannschaft im Zusammenspiel mit den Zuschauern als auf das ärgerliche Gegentor. „Es war in der Schlussphase purer Wille, dass wir das Tor noch gemeinsam mit den Fans geschossen haben.“ Außerdem betonte Ulbrich: „Dass das dann vor der Ostkurve gelungen ist, ist umso geiler“.
Bis zum Leverkusener Treffer war die Partie hingegen eine eher zähe Angelegenheit. Es gab kaum Torchancen auf beiden Seiten. Erst mit dem Rücken zur Wand drehten die Werder-Frauen so richtig auf. „Wir hatten danach gefühlt nichts mehr zu verlieren“, versuchte die 27-Jährige eine Erklärung zu finden und betonte erneut die tolle Unterstützung der Fans an diesem Tag: „Dadurch hatten wir gefühlt noch ein paar Prozente mehr als der Gegner.“
Werder Bremens goldene Torschützin Sophie Weidauer: „Sicherlich eines meiner Karriere-Highlights“
Thomas Horsch wählte hingegen einen etwas analytischeren Ansatz in Bezug auf die verschiedenen Phasen im Spiel. „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr viel probiert und es war ein Stück weit Abnutzungskampf“, erläuterte der 55-Jährige und führte aus: „Wir haben es uns über 90 Minuten erarbeitet, dass wir in der Schlussphase noch einmal so drücken und dann verdient ausgleichen konnten. Dass wir das geschafft haben, hat mir sehr imponiert.“ Im Zuge seiner Analyse schickte Horsch noch augenzwinkernd einen kleinen Gruß an die Männer-Profis des SV Werder Bremen: „Wir hätten gerne gewonnen, aber das Nebelhorn ist zum ersten Mal erklungen, dafür haben wir zumindest gesorgt.“
Die goldene Torschützin Sophie Weidauer hatte diesbezüglich eher aufbauende Worte für die Mannschaft von Ole Werner, die bisher in dieser Saison noch kein Tor im Weserstadion verbuchen konnte. „Wir haben jetzt die Vorlage gegeben und jetzt müssen die Männer nur noch verwandeln.“ Für die Stürmerin war es natürlich ebenfalls „etwas ganz, ganz Besonderes“ im Weserstadion zu jubeln. „Das war sicherlich eines meiner Karriere-Highlights“, sagte die 22-Jährige.
Werder Bremen-Frauen könnten künftig eventuell häufiger im Weserstadion spielen
Dass die Bundesliga-Frauen des SV Werder Bremen künftig noch häufiger als ein Mal pro Saison die Chance bekommen, dort jubeln zu dürfen, scheint nicht unrealistisch. Sportchef Clemens Fritz betonte zuletzt im „Weser-Kurier“, dass es durchaus die Überlegung gäbe, mehr Spiele der Frauen pro Saison im Weserstadion austragen zu lassen. Bei den Akteurinnen der Grün-Weißen hätte niemand etwas dagegen. „Ich werde mich nie daran gewöhnen, weil es einfach immer wieder etwas Besonderes ist, hier zu spielen“, unterstrich Michelle Ulbrich. Und auch Thomas Horsch teilte die Meinung seiner Kapitänin. „Es wäre einfach toll. Für uns und für den Frauenfußball allgemein. Es macht einfach Spaß, vor so vielen Leuten Fußball zu spielen.“ (fwa)