Neue Verträge für die Altgedienten: Werder Bremen setzt weiter auf Erfahrung

Sportchef Frank Baumann (li.) und Coach Florian Kohfeldt glauben an die Zukunftsfähigkeit der Altgedienten beim SV Werder Bremen.
 ©Gumz

Bremen - Theodor Gebre Selassie (32) hat schon verlängert. Niklas Moisander (34) soll noch. Und Ömer Toprak (30) bleibt sowieso. Obwohl beim SV Werder Bremen einige der Herren aus der letzten Reihe schon ein fortgeschrittenes Fußballer-Alter erreicht haben, stattet Sportchef Frank Baumann einen nach dem anderen mit einem neuen Vertrag aus.

Die Viererkette des SV Werder Bremen wird damit älter und älter. Dennoch glaubt Baumann an die Zukunftsfähigkeit der Ü30-Riege – jedenfalls noch für eine weitere Saison.

Nur mal angenommen, Trainer Florian Kohfeldt hätte die freie Auswahl (was er wegen der zahlreichen Verletzungen derzeit nicht hat): Würde seine Abwehrriege dann wirklich aus Gebre Selassie, Milos Veljkovic, Sebastian Langkamp und Marco Friedl bestehen? Nein, würde sie nicht. Kohfeldts Wunschformation besteht aus diesen Spielern in dieser Anordnung: Rechts Gebre Selassie, in der Mitte Toprak und Moisander, links Ludwig Augustinsson – alle Vier sind in den Augen des Trainers Führungsspieler. Aber: Zusammen sind diese Vier auch schon 121 Jahre alt. Kaum eine Abwehr in der Bundesliga reicht da altersmäßig heran. Das war schon vor der Saison ein Thema und bleibt es auch. Denn eine Tendenz zur Verjüngung ist beim SV Werder Bremen aktuell kaum zu erkennen.

Werder Bremen: Neuer Vertrag? Werder will Niklas Moisander, Moisander will!

Gebre Selassie hat seinen Vertrag gerade erst um ein weiteres Jahr verlängert. Ömer Toprak ist zwar nur bis Saisonende von Borussia Dortmund ausgeliehen, muss aber im Sommer gekauft werden. Kapitän Moisander, der seit Wochen mit einer Wadenverletzung fehlt und dessen Vertrag im Sommer ausläuft, befindet sich in Gesprächen mit Baumann. Ziel: eine Verlängerung ebenfalls um mindestens ein Jahr. Werder will, Moisander will auch. „Wir haben auch schon häufiger zusammengesessen, aber noch keine Einigung gefunden“, erklärt Baumann.

Irgendwann wird es aber die Vollzugsmeldung geben. Dann ist klar, dass Werder Bremen die laut Personalausweis alten Kräfte nicht durch neue ersetzen wird – trotz der in dieser Saison langen Ausfallzeiten von Moisander und Toprak und weiteren personellen Turbulenzen, trotz bereits 24 Gegentoren in elf Partien. „Wir fühlen uns wohl mit unserer Besetzung“, sagt Baumann und sieht nichts Negatives darin, dass die eigene Defensive von erfahrenen Spielern dominiert wird: „Wir haben in der Vergangenheit in einer schwierigen Situation bewusst ältere Spieler dazugeholt. Da ging es um Verlässlichkeit.“

Werder Bremen will auch mit Nuri Sahin verlängern

Und geht es weiterhin. Neben Toprak, Gebre Selassie und Moisander gibt es im Kader noch den 31 Jahre alten Sebastian Langkamp, ebenfalls Innenverteidiger. Auch Christian Groß, Helfer in der Not aus der U23, ist schon 30 Jahre alt. Und Nuri Sahin, als gesetzter Sechser das fünfte Mitglied der Defensive, hat seinen 31. Geburtstag ebenfalls schon hinter sich. Auch sein bis 2020 datierter Vertrag soll verlängert werden. Coach Kohfeldt wünscht es sich, sagt: „Dass wir sehr gerne mit ihm weiterarbeiten möchten, steht für mich außer Frage.“ Baumann wird den Auftrag ausführen. Demnächst. Gespräche sind bereits verabredet.

Werder Bremen: Die Erneuerung findet nur langsam statt

Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie gerne Kohfeldt und Baumann reife Spieler im Kader haben. Die Erneuerung findet dabei nur langsam statt. Aktuell bilden in der Innenverteidigung Milos Veljkovic (24) und Marco Friedl (21) das altersmäßige Gegengewicht zu Toprak, Moisander und Langkamp. Das sei doch „eine gute Mischung“, meint Baumann. Friedl ist in dieser Mischung trotz erkennbarer Probleme als Aushilfs-Linksverteidiger bis auf Weiteres als Erbe des Moisander-Postens eingeplant. Was bedeutet: Nur wenn Langkamp und/oder Veljkovic gehen sollten, wäre nach der Saison Platz für eine neue Kraft.

Auf Außen ist die Situation etwas anders. Sowohl für Augustinsson, der Werder im Idealfall eine lukrative Ablöse einbringen kann, als auch für Theodor Gebre Selassie sucht Werder nach Nachfolgern. Für die rechte Seite könnte das der derzeit von Borussia Mönchengladbach ausgeliehene Michael Lang (28) sein, muss es aber nicht. Der Schweizer war im Sommer eine Reaktion auf die vielen Ausfälle, ist aber nicht unbedingt einer, der eine deutliche Verbesserung verspricht.

Werder Bremen: Wird Benjamin Henrichs wieder ein Thema

Bei Benjmain Henrichs wäre das anders. Der dreimalige deutsche Nationalspieler war im Sommer ein Thema bei Werder Bremen, blieb aber bei der AS Monaco. Dort ist der Außenverteidiger in der laufenden Saison wegen einer Fußverletzung über Wochen ausgefallen, hat nur vier Einsätze auf dem Konto – drei davon im zentralen Mittelfeld. Sollte sich der 22-Jährige auch im zweiten Jahr in Monaco nicht durchsetzen, könnte er wieder ein Thema für Werder Bremen werden. Als Mann mit Zukunft. (csa)

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Der SV Werder Bremen und Niklas Moisander haben sich auf eine Vertragsverlängerung des 34-jährigen Kapitäns verständigt. Während an anderen Bundesliga-Standorten in dieser Saison schon so mancher Trainer gefeuert wurde oder gerade auf einem sehr wackeligen Stuhl sitzt, genießt Florian Kohfeldt beim SV Werder Bremen trotz der Ergebniskrise und der gefährlichen Nähe zum Relegationsplatz absolute Rückendeckung. Müssen die Fans von Werder Bremen einen Abgang von Cheftrainer Florian Kohfeldt fürchten? – Berater Kosicke verneint! Beschäftigt sich Werder Bremen noch mit Benjamin Henrichs von der AS Monaco, obwohl er im Sommer nicht zu haben war?

Zur ersten Meldung vom 16. November 2019

So plant Coach Florian Kohfeldt die künftige Abwehr des SV Werder Bremen

Bremen – Er ist schon wieder weg, nachdem er eigentlich noch gar nicht wirklich da war: Der Ausfall von Ömer Toprak mindestens bis Jahresende schmerzt den SV Werder Bremen sehr.

Das gibt auch Florian Kohfeldt offen zu, aber der Coach jammert nicht. „Ganz ehrlich: Da sitzt eine Menge richtig guter Jungs drüben in der Kabine. Der Ausfall darf keine Ausrede für uns sein, dass wir kein Bundesliga-Spiel gewinnen“, sagt der 37-Jährige: „Wir müssen halt ein paar andere Lösungen haben.“

In der Abwehr wird also weiter improvisiert. Das eingeplante Doppel aus Neuzugang Ömer Toprak und Kapitän Niklas Moisander steht nicht zur Verfügung. Beide sind verletzt – kurioserweise jeweils an der Wade. Moisander fehlt seit Anfang September. Das Comeback des 34-Jährigen lässt weiter auf sich warten, auch gegen Schalke in einer Woche dürfte Moisander fehlen. Mit Toprak, der erstmals Ende August ausfiel, dann Ende Oktober für zwei Spiele zurückkehrte, um sich gleich wieder zu verletzen, wird frühestens im neuen Jahr gerechnet.

Werder Bremen: Ömer Toprak und Niklas Moisander als feste Größen eingeplant

„Ömers Erfahrung, Geschwindigkeit und Präsenz fehlt uns“, sagt Kohfeldt, fügt aber sogleich an: „Ich kann verstehen, dass das bislang in der Öffentlichkeit noch nicht so wahrgenommen wurde. Aber ich habe ihn auf dem Trainingsplatz und in der Kabine gesehen – auch seine Spielleistungen. Die sind überschattet worden von einzelnen Situationen, ansonsten waren sie sehr gut.“

Für die Rückrunde ist der 30-jährige Toprak deshalb als feste Größe eingeplant. Auch Moisander gilt als gesetzt, wenn er wieder gesund ist. „Da ist uns ein Stück Führung und Organisation verloren gegangen“, sagt Kohfeldt zum Ausfall des Kapitäns.

Werder Bremen: Florian Kohfeldt setzt aktuell auf Milos Veljkovic und Sebastian Langkamp

Und nun? Der Coach hat aktuell nur zwei gesunde Innenverteidiger: Milos Veljkovic und Sebastian Langkamp. Denn auch Christian Groß ist angeschlagen, der Oberschenkel zwickt. Bis zum Schalke-Spiel soll der 30-Jährige wieder fit sein. Und Kohfeldt räumt dem seit Saisonbeginn hochgezogenen Kapitän der U23 weiterhin gute Einsatzchancen ein: „Er hat wirklich sehr gute Bundesliga-Spiele gemacht, er wird auch noch welche machen.“ Doch es ist schon ein bisschen herauszuhören, dass Kohfeldt mehr auf das Duo Veljkovic/Langkamp setzt.

Basti Langkamp verteidigt nicht wie Ömer Toprak, aber er ist ein gestandener Bundesliga-Profi, der im Mannschaftsrat sitzt und dem ich total vertraue. Und jetzt finden wir Lösungen, wie wir mit ihm und Milos gut verteidigen. Das kriegen wir auch hin“, verspricht der Coach. Er erwähnt dabei auch kurz die Möglichkeit, mit einer Dreierkette spielen zu lassen. Aber zu sehr will er da nicht ins Detail gehen.

Werder Bremen: Florian Kohfeldt will Milos Veljkovic „nicht als gesetzt bezeichnen“

Da spricht er lieber über die Renaissance von Milos Veljkovic. Der Serbe stand nach der Verpflichtung von Toprak wie auch Langkamp schon ein bisschen auf dem Abstellgleis. Eine Zehenverletzung bei der Nationalmannschaft hatte ihn schon vor der Vorbereitung gestoppt. Nun wird der 24-Jährige, der aktuell nicht für die serbische Nationalmannschaft nominiert wurde, wieder gebraucht. „Milos hat seine Chance genutzt, als er gespielt hat. Gegen Frankfurt hat er sich noch schwer getan. Aber für das erste Spiel nach der langen Verletzung war es gut. Er ist dann von Woche zu Woche besser geworden. Er ist sehr stabil“, lobt Kohfeldt. Allerdings stellt er Veljkovic damit keinen Freifahrtschein aus: „Ich werde ihn nicht als gesetzt bezeichnen.“

Konkurrenz belebt das Geschäft. Veljkovic sei mit dieser Situation im Training gut umgegangen, sagt Kohfeldt. Es geht darum, wirklich alles aus dem vorhandenen Personal herauszukitzeln. Schließlich soll nach elf Bundesliga- und zwei Pokalspielen endlich mal hinten die Null nach dem Schlusspfiff stehen. (kni)

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