Wer kann Werder Bremen retten? Investoren oder vielleicht sogar der FC Bayern München?

Marco Fuchs (links, OHB) und Kurt Zech (rechts, Zech Group) sitzen im Aufsichtsrat des SV Werder Bremen. Würde einer der beiden Anteile des Clubs in Höhe eines zwei- oder gar dreistelligen Millionenbetrags kaufen, um Werder zu retten?
 ©gumzmedia

Bremen – Der SV Werder Bremen hat die Hosen heruntergelassen, seine finanziellen Probleme durch den unterbrochenen Spielbetrieb wegen der Coronavirus-Krise ganz offen zugegeben.

Spätestens jetzt gilt Werder Bremen als einer der gefährdetsten Vereine in der Krise, wenngleich Club-Boss Klaus Filbry die Liquidität zumindest bis zum Frühherbst als gesichert bezeichnet.

Dafür hat der SV Werder Bremen zum ersten Mal in diesem Jahrtausend Schulden aufgenommen. Doch das allein wird nicht reichen, um den Fortbestand der ausgegliederten Profi-Abteilung dauerhaft zu sichern. Wer kann Werder nun retten? Die DeichStube schaut auf die Banken, Spieler, Investoren, Konkurrenten und die Stadt.

Die Banken

Mit seinen Hausbanken hat Werder bereits über bestehende Kreditlinien, die zum Tagesgeschäft gehören, gesprochen und wohl auch Lösungen gefunden, wie Filbry am Freitag in einem Mediengespräch erklärte. Neu ist die Kontaktaufnahme zur staatlichen Förderbank KfW. Dort will sich Werder einen zweistelligen Millionen-Betrag leihen. Diese Möglichkeit wird aktuell von über 17.000 Unternehmen genutzt. „Da sind wir in der Liga in guter Gesellschaft“, verriet Filbry. Im schlimmsten Fall (Abbruch der Saison/Hinrunde 2020/21 ohne Zuschauer) drohe Werder in diesem Kalenderjahr ein Minus von 45 Millionen Euro.

Die Stadt

Über die Bremer Weserstadion GmbH (BWS) sind Club und Stadt direkt miteinander verbunden, beide halten 50 Prozent der Anteile. Durch große und kleine Umbauten, aber auch den Hochwasserschutz müssen von den Partnern immer noch Kredite in Höhe von 70 Millionen Euro bedient werden. Das übernimmt fast ausschließlich Werder. Nun hilft auch Namensgeber Wohninvest mit und zahlt jährlich drei Millionen Euro. Werder Bremen muss aus Ticketerlösen trotzdem einen hohen einstelligen Millionenbetrag weiterleiten. Da könnte die Stadt helfen.

Investoren

Eine unendliche Geschichte. Seit Jahren hofft Werder vergeblich auf den Einstieg eines strategischen Partners. Scheichs, Oligarchen und Hedgefonds sind kein Thema, Werder will sich nicht verkaufen. „Wir finden in der aktuellen Phase auch kaum jemanden, der bereit ist, in eine Minderheitsbeteiligung Geld zu investieren“, meinte Filbry mit Blick auf die bestehende 50+1-Regel in der Bundesliga, fügte aber sogleich an: „Dennoch prüfen wir auch diese Option. Es könnte ein Lösungsansatz sein.“

Es ist immer noch diese leise Hoffnung da, dass sich ein Unternehmen aus Bremen oder dem Umland meldet. Im aktuellen Aufsichtsrat der Werder Bremen GmbH & Co. KG aA sitzen sogar zwei Kandidaten: Kurt Zech (Zech Group) und Marco Fuchs (OHB). Zech soll den Club in der Vergangenheit immer mal wieder unterstützt haben. Zuletzt stellte er seinen Privatflieger bei Verpflichtungen von Spielern wie Davy Klaassen oder Davie Selke zur Verfügung. Aber ist er auch bereit, einen mindestens zweistelligen vielleicht sogar dreistelligen Millionen-Betrag für Anteile an seinem Lieblingsverein auszugeben? Als Werbung für sein Unternehmen braucht er es nicht, und der 63-Jährige ist auch keiner, der auf der Fußball-Bühne den großen Zampano geben muss. Gleiches gilt übrigens für Fuchs.

Da ist aber auch noch Hauptsponsor Wiesenhof mit der PHW-Gruppe aus dem niedersächsischen Visbek. Seit 2012 besteht diese nicht ganz einfache Verbindung, weil es große Fan-Proteste gegen den Einstieg des Geflügelzüchters gegeben hat. Die Familie Wesjohann ist Werder immer noch dankbar, dass der Verein trotzdem den Weg mit dem Sponsor gegangen ist – und hat sich sogar mal an einer Rückholaktion von Claudio Pizarro beteiligt. Vielleicht wird die Verbindung nun noch enger.

Die Spieler

„Selbst wenn die Spieler auf 50 Prozent ihres Gehalts verzichten würden, hätten wir trotzdem noch eine signifikante finanzielle Schieflage“, betonte Filbry und wollte damit das kickende Personal aus der Schusslinie nehmen. Fakt ist aber: Es besteht ein enormes Einsparungspotenzial. Die Personalkosten des SV Werder Bremen für Spieler und Trainer liegen in dieser Saison bei 58 Millionen Euro. Der Club hat zwar einen Gehaltsverzicht seiner Topverdiener (übrigens inklusive Geschäftsführung) verkündet, aber keine Zahlen genannt. Es soll sich um 20 Prozent für die Monate April, Mai und Juni handeln. Falls sich die Lage durch einen Saisonabbruch dramatisch verschlechtern sollte, will Filbry mit den Spielern sprechen.

Die Konkurrenten

Der Coronavirus-Krise und allen finanziellen Schwierigkeiten zum Trotz hat Bayern-Sportchef Hasan Salihamidzic in der „Welt am Sonntag“ angekündigt: „Wir wollen uns mit einem Top-Talent aus Europa verstärken und auch einen internationalen Star nach München bringen, der die Qualität unserer Mannschaft hebt und der Mannschaft hilft, unseren Zuschauern ergebnisstarken und attraktiven Fußball zu bieten.“ Geld ist offenbar genug da – und vielleicht überlegt sich der FC Bayern noch mal, ob es nicht schlauer wäre, lieber innerhalb der Bundesliga zu investieren. Zum Beispiel in einen Milot Rashica vom SV Werder. Denn sollten die Konkurrenten tatsächlich wie prophezeit sterben, dürfte es sehr einsam für die Bayern in der Bundesliga werden. Gleiches gilt übrigens auch für die drei anderen Champions-League-Clubs Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und RB Leipzig. (kni)

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