Bremen – Nun ist es amtlich: Das Weserstadion bekommt erstmals in seiner Geschichte einen neuen Namen und wird – wie bereits vor zwei Wochen berichtet – künftig „Wohninvest Weserstadion“ heißen.
Das haben der SV Werder und die Stadt Bremen als Besitzer des Weserstadions sowie die Wohninvest Holding GmbH aus Fellbach am Donnerstagnachmittag offiziell bestätigt. Bei den finalen Verhandlungen in den letzten Tagen haben sich die Partner auch nicht mehr von Protesten einiger Fans umstimmen lassen.
Werder Bremen und Weserstadion GmbH bekommen drei Millionen Euro pro Spielzeit
Kurz vor der offiziellen Bekanntgabe war ein entsprechender Vertrag unterzeichnet worden, der ein Gesamtvolumen von 30 Millionen Euro beinhaltet. Die Bremer Weserstadion GmbH (BWS) mit den Betreibern Werder Bremen und der Stadt Bremen bekommt in den nächsten zehn Jahren pro Spielzeit drei Millionen Euro. Das Geld fließt wie auch Teile der Ticketerlöse und Einnahmen aus der Bandenwerbung des Bundesligisten in die Finanzierung der Umbauten der Vergangenheit. Auf dem Stadion liegt noch eine Schuldenlast von etwa 73 Millionen Euro, die erst 2051 getilgt sein wird. Vorausgesetzt, es kommen durch größere Maßnahmen für Instandhaltung oder Modernisierung keine neuen Schulden dazu. Aber das ist noch mal ein ganz anderes Thema.
Bis vor einem Jahr hatte das Oldenburger Versorgungsunternehmen EWE zehn Spielzeiten lang für die Namensrechte am Weserstadion jährlich eine Summe von etwa drei Millionen Euro bezahlt. Der Clou dabei: Die EWE verzichtete darauf, den Namen Weserstadion zu verändern. Der Vertrag lief 2018 aus und wurde nicht verlängert, die EWE blieb Werder aber als Sponsor erhalten.
Werder Bremen: „Flutlichtmastenmodell“ und Crowdfunding-Lösung fanden keine Interessenten
Schon lange sucht die BWS einen Nachfolger, denn das Geld für die Namensrechte war in der Finanzierung immer fest eingeplant. Es wurden auch andere Lösungen geprüft – zum Beispiel das „Flutlichtmastenmodell“, bei dem sich vier Sponsoren die Namensrechte teilen, sie aber nicht nutzen – und somit als Bewahrer des Namens Weserstadion auftreten. Doch für diese Werder-Idee fanden sich letztlich keine Interessenten. Auch eine von den Fans ins Gespräch gebrachte Crowdfunding-Lösung, also eine Sammelaktion, wurde nicht weiter verfolgt, weil die Langfristigkeit nicht gewährleistet werden konnte.
Die Zeit drängte. Denn das fehlende Geld in der Finanzierung musste in der vergangenen Saison zum größten Teil Werder beisteuern. 1,2 Millionen Euro waren das. Die Stadt half derweil zudem mit gestundeten Darlehen. Aber eine Dauerlösung konnte das nicht sein. Ohne Sponsor hätte der BWS angeblich sogar die Insolvenz gedroht. Wahrscheinlicher wäre es aber gewesen, dass Werder noch mehr Geld hätte zuschießen müssen. Das wäre womöglich auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit in der Bundesliga gegangen. Deswegen wurde der bei den Fans unpopuläre Deal mit der Wohninvest Holding GmbH eingegangen. Immerhin schafften es die Bremer Verantwortlichen, den neuen Sponsor davon zu überzeugen, nur als Vorname aufzutauchen und die Bezeichnung Weserstadion zu bewahren.
Werder-Fans zogen mit einem Protest-Marsch durch die Innenstadt zum Weserstadion
Kritik gab es trotzdem – auch deutlich sichtbar. Rund 500 Werder-Fans zogen am Pfingstmontag von der Innenstadt bis zum Weserstadion, um sich Gehör zu verschaffen. Sie wollen ihr Weserstadion behalten und haben Angst, dass sich Werder immer weiter verkauft. Außerdem sei die Wohninvest Holding GmbH kein geeigneter Sponsor für den SV Werder, der sich immer rühmt, seiner sozialen Verantwortung nachzukommen. Ein Immobilienunternehmen würde anders denken und zum Beispiel keine Rücksicht auf Mieter nehmen, hieß es. Konkrete Vorwürfe gegen die Wohninvest Holding GmbH, die hauptsächlich mit Gewerbeimmobilien handelt, wurden allerdings nicht bekannt.
Werder Bremen: Wohninvest hat bereits eine Vip-Loge im Weserstadion gemietet
Das Unternehmen um Gründer Harald Panzer will mit dem großen finanziellen Engagement seine Bekanntheit steigern – vor allem in Norddeutschland. Wenn dort Gewerbeimmobilien nicht-öffentlich zum Kauf angeboten werden, möchte Wohninvest häufiger als bislang als möglicher Kandidat angesprochen werden. Um das Geschäft anzukurbeln, hatte das Unternehmen bereits für die vergangene Saison eine Vip-Loge im Weserstadion gemietet. Demnächst wird der Wohninvest-Schriftzug an der Außenfassade der Arena im Bereich der Westkurve zu sehen sein – mit dem Anhang Weserstadion. Nach Informationen der DeichStube ist eine LED-Lösung an der Westtribüne des Weserstadions angedacht.
Werder Bremen: Hertha BSC, Union Berlin und Mönchengladbach haben Stadionnamen nicht verkauft
Das ist ein Novum in derBundesliga. Zwar haben bis auf die beiden Berliner Clubs Hertha und Union sowie Mönchengladbach alle Vereine ihre Stadionnamen verkauft, aber noch keiner hat die Vornamen-Variante wie nun in Bremen gewählt, sondern es dominiert stets der Name des Sponsors. Trotzdem liegt Werder mit den drei Millionen Euro im Jahr auf Platz sechs der Einnahme-Rangliste in diesem Bereich. Nur der FC Bayern (sechs Millionen Euro/Allianz Arena), der FC Schalke 04 (6/Veltins Arena), Borussia Dortmund (5,8/Signal Iduna Park), 1899 Hoffenheim (4,5/Pre Zero Arena) und Fortuna Düsseldorf (3,75/Merkur Spiel-Arena) kassieren mehr.
So erklären Werder Bremen und Wohninvest den Stadion-Deal ums Weserstadion. Werder-Trainer Florian Kohfeldt freut das Wohninvest-Geld. DeichStuben-Reporter Björn Knips mit einem Kommentar zum Verkauf des Stadionnamens: Auch mal an die Helden denken.
Übrigens: Während des Trainingslagers im Zillertal sind Werder Bremen „Wohninvest“-Banner gestohlen worden. Ein Protest von Fans gegen den Verkauf des Stadionnamens? Wasser auf die Mühlen der Kritiker sind auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Werder-Partner Wohninvest.