Florian Kohfeldts Trainingslager-Fazit: „Einen guten Schritt weiter“

Die Sinne für den Abstiegskampf schärfen, der Mannschaft wieder Sicherheit verleihen – mit diesen Zielen war Florian Kohfeldt, Trainer des SV Werder Bremen, ins Trainingslager gereist. Sein Fazit nach sieben Tagen Mallorca fällt durchwachsen aus.
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Palma – Adios, Mallorca! Werder Bremen hat am Freitag um 17.00 Uhr die Mittelmeerinsel verlassen – zurück blieb die Frage: Was haben acht Tage Trainingslager gebracht?

Eine sichere Antwort darauf werden natürlich erst die Spiele in der Bundesliga liefern. In seiner Bilanz spricht Florian Kohfeldt, Cheftrainer des SV Werder Bremen, von einem Camp mit „sehr komplexen Aufgaben“. Einige der Probleme, die die Bremer mit nach Mallorca genommen hatten, nahmen sie nun auch wieder mit nach Hause. Nicht alles ist so gelaufen, wie es hätte laufen sollen. Kohfeldt sieht aber auch Fortschritte und ist mit der Arbeit auf „Malle“ sehr zufrieden.

Aufbruchstimmung

Wer mit vier Niederlagen in Serie und als Vorletzter in die Winterpause geht, hat zwangsläufig kein Selbstvertrauen. Mallorca sollte deshalb zum Ort des Wandels werden. Verunsicherung vertreiben, neuen Mut fassen, alte Qualitäten wieder zum Leben erwecken – das waren die Aufträge. Hat es geklappt?

Das 2:2 gegen Monza war sicherlich nicht dazu geeignet, jede Menge Zuversicht zu schöpfen, eine Aufbruchstimmung im Team ist folglich nicht zu erspüren. „Das wäre auch unangemessen“, glaubt Florian Kohfeldt. Die Saison sei bisher „nicht vergnügungssteuerpflichtig gewesen“, sondern ein „ständiges Umgehen mit Frustrationserlebnissen“. Dass weitere Rückschläge kommen werden, ist ein Punkt, auf den er die Mannschaft in „vielen Einzelgesprächen und zwei großen Sitzungen“ vorzubereiten versuchte.

Kohfeldt: „Wie verhindere ich es, dann in eine Negativspirale zu geraten? Da sind wir einen guten Schritt weitergekommen. Aber die Nagelprobe wird Düsseldorf sein.“ Und weiter: „Ich habe der Mannschaft zwei Szenarien genannt. Das eine ist, wir starten mit ein, zwei Siegen in die Rückrunde, und es entsteht das Gefühl, dass etwas ins Laufen kommt. Dann ist es wichtig, dass alle wissen: Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Niemand soll sich in Sicherheit wiegen. Das zweite ist: Wir verlieren in Düsseldorf. Diese Möglichkeit ist ja nicht aus der Welt. In dem Fall ist es wiederum wichtig, dass keiner in Panik gerät.“

Verstärkungen beim SV Werder Bremen? Fehlanzeige!

Ein Neuzugang hätte Werder Bremen helfen können, die Stimmung im und um den Verein deutlich zu heben. Bislang kam jedoch keiner. „Ich habe auch keinen gesehen“, scherzt Kohfeldt. Zu Beginn des Trainingslagers hatte er noch Hoffnungen geschürt, der eine oder andere Neuzugang könne noch mit Werder die mallorquinische Sonne genießen. Das klang optimistisch, fast so, als stünde der Neue schon vor der Tür. Was dann passierte? „Wir haben keine Absage bekommen“, beteuert Kohfeldt, der nach wie vor hofft, einen Spieler mit den folgenden Eigenschaften zu finden:

„Mir ist es wichtig, dass wir jemanden dazubekommen, der unbefleckt ist, der die Hinrunde nicht mitgemacht hat, der eine positive Arroganz ausstrahlt und sagt: „Was wollt ihr alle von mir? Wir spielen jetzt!“ Das kann ein neuer Mittelstürmer sein oder auch ein dominanter Mittelfeldspieler. Aber: Weder der eine noch der andere ist derzeit in Sicht. Möglicherweise wird es bis zum Ende der Transferperiode dauern, ehe sich überhaupt etwas tut.

Wie hat es bei Werder Bremen mit dem Einspielen geklappt?

In den Rhythmus kommen, den Gleichklang im Team wieder herstellen – unter diese Überschrift hatte Kohfeldt das Trainingslager gestellt. Dafür wollte er häufig Elf-gegen-elf spielen lassen und Pärchen bilden, die in der Bundesliga das Fundament des Teams beim SV Werder Bremen sein sollen. Niklas Moisander und Ömer Toprak sowie Davy Klaassen und Maximilian Eggestein als zentrale Figuren auf dem Platz. Zumindest das hat geklappt, die Genannten trainierten häufig zusammen.

„Da sind wir auf jeden Fall einen Schritt voran gekommen“, urteilt der Coach: „Maxi und Davy haben jede Einheit absolviert, haben sich immer wieder gesucht. Das hat mir sehr gut gefallen. Auch Niklas und Ömer haben komplett absolviert, was vorgesehen war. Ömer braucht jetzt noch seinen Rhythmus – auch gemeinsam mit Niklas. Das Zusammenspiel wird nicht gleich überragend laufen, perspektivisch wird es aber funktionieren, davon bin ich überzeugt.“

Drumherum gab es jedoch wieder Probleme. Philipp Bargfrede, Leonardo Bittencourt, Yuya Osako, Milos Veljkovic – allesamt Spieler, die für die Startelf infrage kommen – verpassten viele der nur sieben Team-Einheiten auf dem Rasen. „Gerade bei Leo hatten wir den Gedanken, ihn viel mit Maxi Eggestein spielen zu lassen. Das hat nicht funktioniert. Und vorne war es natürlich auch nicht optimal. Yuya Osako und Josh Sargent konnten nicht alles machen. Das hatte ich mir anders gewünscht“, so Kohfeldt. Was sein taktisches System betrifft: Er wird am 4-3-3 als Basis festhalten, das 3-6-1 mit Milot Rashica als zentralem Mittelfeldspieler hat er erprobt und plant es als Alternative ein.

Werder Bremen wollte Verletzte heranführen

Ömer Toprak noch ohne Spielpraxis, Fin Bartels nur mit ein bisschen und Niklas Moisander mit ein bisschen mehr. Dazu der „frisch“ verletzte Ludwig Augustinsson sowie einige andere Spieler mit Defiziten und Problemen. Das war die Ausgangslage vor dem Trainingslager. „Wir mussten es schaffen, extrem unterschiedliche Fitnesszustände auf ein Level zu bringen“, meint Kohfeldt. Gelungen ist das bei Toprak und Moisander, nicht gelungen ist es bei Bartels und Augustinsson.

Zudem wurden Bittencourt, Veljkovic und Bargfrede durch Verletzungen zurückgeworfen. „Da kam das eine oder andere unerwartet“, gibt Kohfeldt zu. Eigentlich überwiegen sogar die schlechten Personalnachrichten, doch Kohfeldt hat einen anderen Blick auf die Situation: „Es sieht nach viel aus, aber es sind keine schweren Verletzungen dabei“, sagt er und bewertet die Entwicklung positiv: „Ohne dass ich jetzt in Euphorie ausbrechen möchte: Aber wir haben es geschafft, dass die Mannschaft am Abschlusstag eine Einheit abliefern konnte, die mich das erste Mal seit sehr langer Zeit zufrieden vom Trainingsplatz hat gehen lassen. Eine Erkenntnis des Trainingslagers für mich ist es deshalb, dass ich einen sehr, sehr großen Teil der Mannschaft auf den Platz schicken kann, der absolut in der Lage ist, physisch dagegen zu halten. Ich bin wirklich zufrieden, dass wir diesen Stand erreicht haben.“

Trainingsintensität

Nur sieben Einheiten auf dem Platz in sieben Tagen – für Florian Kohfeldt war es das „maximal Mögliche“. Weil auch das Testspiel in der Mitte des Trainingslagers eine Einheit war, „eigentlich sogar die wichtigste“. Er habe das Programm den besonderen Gegebenheiten angepasst, argumentiert der 37-Jährige: „Wir können es nicht wie immer machen, denn es ist gerade nicht wie immer.“ Aber konnte Werder Bremen es sich wirklich erlauben, am Dienstag nur wenig und am Mittwoch gar nicht zu trainieren? Die Maßnahme war umstritten, in vielen Internetforen regten sich die Fans auf. Vorwurf: verschenkte Zeit. Kohfeldt konterte, in Kader herrsche ein „sehr unterschiedliches Verhältnis, was Belastung angeht. Das mussten wir berücksichtigen.“

Internes Klima beim SV Werder Bremen

„Wir müssen härter und ehrlicher zueinander sein“, hatte Kapitän Niklas Moisander gefordert und sich damit zum Verkünder einer abgesprochenen Botschaft gemacht. Die Spieler selbst hätten das Thema aufgebracht, „sie haben viel untereinander geredet“, berichtet Kohfeldt und fasst das, was hinter den geschlossenen Hoteltüren passierte, so zusammen: „Wir haben uns hier massiv mit unserer Situation konfrontiert.“ Dass er selbst im Training auch mal lauter wurde, sei nichts Neues und keine Veränderung in seinem Verhalten: „Das Verhältnis zwischen mir und der Mannschaft hat sich nicht verändert.“

Gewinner/Verlierer bei Werder Bremen

Kohfeldt lobt Marco Friedl und Johannes Eggestein für deren Leistungen in den Trainingseinheiten. Er sieht auch Benjamin Goller noch näher am Bundesliga-Stammkader als bisher. Aber Gewinner? Oder Verlierer? „Gibt es nicht“, sagt der Trainer schroff: „Es gibt nur noch uns. Wir haben keine Zeit mehr, über einzelne Perspektiven zu reden. Das ist alles scheißegal. Wenn wir durch diese Situation durchgehen, sind alle nebenbei bessere Spieler geworden. Aber jetzt darüber nachzudenken, wer welche persönliche Perspektive hat – keine Chance.“ (csa)

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