Bremen – Die Tränen von Milos Veljkovic nach dem 0:5-Debakel gegen Mainz waren nicht zu übersehen. Doch allzu viel Trost sollte der Verteidiger des SV Werder Bremen nun nicht erwarten.
„Natürlich sind die Jungs getroffen“, sagt Florian Kohfeldt: „Aber das ist jetzt nicht wichtig. Es ist nicht die Zeit, alle in den Arm zu nehmen.“ Der Coach des SV Werder Bremen bleibt auf Distanz zu seiner Mannschaft, nachdem er sie nach der 0:5-Klatsche am Dienstag erstmals öffentlich hart kritisiert hatte. Weiterhin plant er personelle Konsequenzen für das Spiel am Samstag in Köln, so gut es die lange Ausfallliste zulässt. Wer genießt noch das Vertrauen des Trainers, wer muss zittern, wer darf auf eine große Chance hoffen? Eine Übersicht:
Die Vertrauten
„Es gibt Momente im Spiel, in denen man von außen nur noch einen beschränkten Einfluss auf das Spiel hat. Und diese Momente bespreche ich im Vorfeld mit bestimmten Spielern“, erklärt Kohfeldt und nennt dabei explizit Davy Klaassen: „Er hat in jedem Spiel versucht, sich dagegen zu stemmen.“ Der Niederländer gehört also auch in der Krise zu Kohfeldts wichtigsten Ansprechpartnern im Team. Genauso wie Kapitän Niklas Moisander oder auch Maximilian Eggestein. Alle haben ihren Platz sicher.
Die Gesetzten
Dazu zählt natürlich Jiri Pavlenka. Der Keeper hat sein Formtief überwunden, hält, was zu halten ist – und noch etwas mehr. Ludwig Augustinsson ist zwar nach seiner langen Verletzungspause noch nicht wieder der alte, aber als linker Verteidiger auch schon in dieser Verfassung ohne Konkurrenz im Kader.
Ohne Milot Rashica geht es schon mal gar nicht, wenngleich der Angreifer gegen Mainz zu sehr auf einem Ego-Trip unterwegs war. Eine Sonderrolle darf er aber einnehmen: Rashica wird nicht in diese Und-was-machen-wir-dann-Thematik eingebunden. „Er soll sich auf sein Spiel konzentrieren“, sagt Kohfeldt. Bei einigen Spielern sei das wichtig, um sie nicht zu überfrachten.
Die Wackelkandidaten
Tränen lügen nicht. Natürlich wusste Milos Veljkovic, dass er eine ganz schwache Leistung gegen Mainz abgeliefert hatte. Es ist eine schwierige Saison für den jungen Serben, nachdem er verletzungsbedingt die Vorbereitung verpasst hatte. Sein nicht neues Problem: Er bekommt keine Konstanz in seine Leistung.
Das gilt auch für Yuya Osako. Und nun scheint ihn das Köln-Syndrom zu erfassen. Vor zwei Jahren kam er mit dem Abstiegskampf des 1. FC FC Köln überhaupt nicht klar und verlor seinen Stammplatz. Kohfeldt kennt die Geschichte, das räumt er ganz ehrlich ein. „Natürlich muss man sehr genau darauf achten, was in dem Spiel in Köln gefordert ist. Es wäre sehr naiv zu glauben, dass wir plötzlich wieder unseren Kombinationsfußball spielen“, sagt Kohfeldt und erweckt den Eindruck, dass Osako aus der Startelf fliegt. Doch Kohfeldt ergänzt noch: „Yuya besitzt auch Fähigkeiten für solche Spiele.“
Die Streichkandidaten
Was ist nur mit Nuri Sahin los? Schon in München lief bei ihm wenig zusammen, gegen Mainz war er als Sechser dann praktisch unsichtbar und musste nach nur 27 Minuten runter. Ein klares Zeichen des Trainers. Denn ein 31-Jähriger, der bei Dortmund, Real Madrid und Liverpool gespielt hat, steht eigentlich unter einem besonderen Schutz. Dass Kohfeldt den Mittelfeldmann beim Thema Führungsspieler aktuell kaum erwähnt, lässt ebenfalls tief blicken. Wenn allerdings Philipp Bargfrede (trainierte am Donnerstag mit dem Team) erneut fehlen sollte, könnte Sahin in der Startelf bleiben.
Für Michael Lang gibt es auf der rechten Abwehrseite nach dem Ausfall von Theodor Gebre Selassie eigentlich keine Alternative mehr im Kader – und trotzdem wird der Schweizer wohl nicht in der Startelf stehen. Sein Auftritt gegen Mainz war derart lethargisch, dass er damit so gar nicht in das kämpferische Konzept von Coach Kohfeldt passt.
Die Nutznießer
Weil Sahin spielerisch besser war, hatte Philipp Bargfrede nach seiner Verletzung den historisch gewachsenen Anspruch auf einen Stammplatz verloren. Doch nun wird seine Mentalität als Kämpfer mal wieder dringend gebraucht. Und weil es das letzte Spiel vor der Winterpause ist, wird es Florian Kohfeldt wohl auch riskieren, ihn nach muskulären Problemen angeschlagen ins Spiel zu schicken.
Marco Friedl ist dagegen absolut fit. Der Österreicher konnte sich in den vergangenen Wochen etwas ausruhen, nachdem er seinen Platz an Rückkehrer Augustinsson abgeben musste. Nun winkt womöglich ein Platz in der Innenverteidigung einer Fünferkette, also genau dort, wo ihn Kohfeldt ohnehin in der Zukunft sieht.
Rückschritt statt Fortschritt: Für Johannes Eggestein ist es eine Hinrunde zum Vergessen. Vor zwei Monaten stand er zum letzten Mal in der Startelf. Eggestein hat sich zwar in seiner halben Stunde gegen Mainz nicht wirklich aufgedrängt, aber wen will Kohfeldt sonst bringen, wenn er etwas verändern möchten? Zumal in Köln auch noch Leonardo Bittencourt wegen einer Gelbsperre ausfällt.
Die Außenseiter
Er kam, sah und traf, durfte dann aber doch nicht jubeln: Claudio Pizarro verpasste gegen Mainz wegen eines Handspiels seinen nächsten Tor-Rekord. Der Peruaner bewies zwar, dass er als Joker noch auffällig sein kann, für die Startelf reicht der Fitnesszustand des 41-Jährigen aber nicht mehr aus.
Schon zwei Mal schien für Christian Groß die Bundesliga-Uhr wieder abgelaufen zu sein – und dann kehrte er erneut in die Startelf zurück. Kohfeldt schätzt am Defensivspezialisten, dass dieser macht, was er kann und sich nicht überschätzt. Solche Typen sind im Abstiegskampf angesagt.
Für Benjamin Goller sind die Aussichten eher nicht so gut. Dem 20-Jährigen fehlt bei aller Spielfreude noch die nötige Robustheit, die jetzt gefordert ist. Innenverteidiger Sebastian Langkamp hat diese zwar und ist nach seinen Rückenproblemen wieder einsatzbereit, aber der 31-Jährige spielt nur noch eine Nebenrolle.
Die Überraschungen
Es wäre wie ein Märchen, wenn ausgerechnet Fin Bartels Werder schon jetzt im Abstiegskampf helfen könnte – zwei Jahre nach seinem Achillessehnenriss. Bei seinen beiden Kurzeinsätzen hinterließ der Außenstürmer einen guten Eindruck, allerdings waren die Spiele da schon längst entschieden, die Gegenwehr nicht mehr ganz so groß. „Wie er sich bewegt, wie er die Räume besetzt, wie er die Tiefe bedroht und die Abschlüsse sucht – Fin ist auf einem guten Weg“, sagt Kohfeldt, grinst und fügt an: „Ob er der Überraschungsgast wird, der in Köln 45 oder sogar 60 Minuten spielt – schauen wir mal...“
Und dann ist da noch ein gewisser Nick Woltemade, 17 Jahre alt, aus der eigenen Jugend. Er gehörte gegen Mainz zum Kader. Und so wird es auch gegen Köln sein, verrät Kohfeldt: „Natürlich hat er die Chance, Spielzeit zu bekommen.“
Die Mannschaft von Werder-Trainer Trainer Florian Kohfeldt muss im Spiel beim 1. FC Köln einiges wiedergutmachen – der Vorbericht der DeichStube. So sieht die voraussichtliche Aufstellung des SV Werder Bremen vor dem letzten Spiel der Hinrunde gegen den 1. FC Köln aus. Nach der 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Köln zum Ende der Hinrunde: Werder-Coach Florian Kohfeldt verspricht den Klassenerhalt.