Wohninvest hat in Bremen viel vor

(V.l.) Klaus Filbry (Werder-Geschäftsführer),  Harald Panzer (Wohninvest Geschäftsführer), Heinz-Günther Zobel (BWS Geschäftsführer und Niko Kappel (Wohninvest Botschafter) präsentieren das neue Stadion-Logo.  
 ©Gumz

Bremen – Harald Panzer hatte Spaß, lachte und kündigte an: „Wir werden Werder Bremen anfeuern, dass die Heide wackelt.“

Okay, die Heide brennt, aber das sei dem Schwaben verziehen. Panzer wollte einfach gute Laune verbreiten. Denn er wusste am Freitagmittag bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Namenssponsors für das Weserstadion natürlich ganz genau, dass sein Einstieg bei Werder nicht bei allen auf große Gegenliebe trifft. Schließlich wird nun im „Wohninvest Weserstadion“ gespielt.

Werder Bremen spielt für zehn Jahre im „Wohninvest Weserstadion“

Dass die Arena für zehn Jahre auch den Namen seiner Firma, der Wohninvest Holding GmbH, trägt, lässt sich Panzer pro Saison drei Millionen Euro kosten – das sind zusammen stolze 30 Millionen Euro. Viel Geld für ein „kleines, modernes Unternehmen mit 80 Mitarbeitern“ (Panzer), das 2019 einen Jahresumsatz von 300 Millionen Euro anvisiert. „Wenn ich Bauchschmerzen hätte, würde ich es nicht machen“, sagte Panzer und fügte noch lächelnd an: „Das Geld darf und soll gerne wiederverdient werden.“ Denn Panzer macht diese Geschichte nicht, um persönliche Eitelkeiten zu befriedigen. „Natürlich wäre es mir lieber gewesen, den Namen Weserstadion komplett zu erhalten. Aber das können wir uns nicht leisten.“ 

Das Immobilienunternehmen aus Fellbach will auch in Norddeutschland gute Geschäfte machen. „Stuttgart ist ein gutes Pflaster für uns, aber morgen vielleicht nicht mehr. Wenn wir weiter wachsen wollen, dann brauchen wir diese Plattform, damit man uns wahrnimmt.“

Der Kontakt zwischen Werder Bremen und Wohninvest eher zufällig entstanden 

Der Kontakt zu Werder ist dabei eher zufällig entstanden – und das ausgerechnet über einen Handballer. Weltmeister Markus Baur arbeitet für Wohninvest, und sein Berater Sören Gerster lebt in Bremen. Der lockte Baur und schließlich auch Panzer ins Weserstadion – das Duo war infiziert vom Werder-Virus. Für die vergangene Saison wurde eine Vip-Loge gebucht, direkt an der Ostkurve. „Wir wollten da unbedingt hin“, erzählte Panzer: „Wir wollten dieses Feeling.“ Und dann schwärmt er von dem Spiel der Spiele in dieser Saison im DFB-Pokal gegen die Bayern: „Erst 0:2, dann 1:2 und 2:2 – da war doch die Hölle los.“ Panzers Augen funkelten. „Wir sind Werder-Fans geworden“, versicherte er glaubwürdig, ohne deshalb seine Wurzeln zu vergessen. Der VfB Stuttgart werde ihm weiter am Herzen liegen. Das müsse doch jeder verstehen.

Auf Verständnis setzte Panzer auch bei einem anderen, etwas unangenehmeren Thema, der Immobilienbranche. „Wir werden alle Fragen beantworten – auch die der Ultras. Wir wollen zeigen, dass wir nicht der Immobilien-Hai sind, für den uns manche halten.“ Am Pfingstmontag hatte es in Bremen eine Fan-Demo mit 500 Teilnehmern gegeben. Es ging nicht nur um den Namen Weserstadion, sondern auch um das vermutete Geschäftsmodell von Wohninvest. In Zeiten von immer weniger bezahlbarem Wohnraum in Innenstädten wächst die Wut und wird auf die komplette Immobilienbranche verteilt. 

Gleich zu Beginn der Pressekonferenz war Panzer deshalb sehr bemüht, dass eigene Wirken in ein anderes, ein besseres Licht zu rücken. „Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, keinen Wohnraum zu handeln“, sagte der Geschäftsführer. Bei Wohninvest gehe es zu 90 Prozent um Gewerbeimmobilien. In diesem Bereich will Panzer auch in Bremen aktiv werden – genauso wie beim Thema Burn-out-Kliniken. Eine entsprechende Einrichtung sei in der Hansestadt bereits geplant, die Verträge könnten schon bald unterschrieben werden.

Panzer wirkte in seinem blauen T-Shirt, seiner Stoffhose und den unspektakulären Sneakers zwar eher wie ein Tourist, der Bremen besucht, doch der 54-Jährige weiß genau, was er will: Erfolg. „Wir arbeiten viel und gerne“, sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. Und angesprochen auf den geplatzten Börsengang erklärte er ganz cool: „Wir haben Personal für den Börsengang eingesetzt und das Personal dann wieder abgesetzt, den Börsengang auch. Im Fußball würde man sagen: Wir haben einen Spieler eingekauft, der nicht die erhoffte Performance gezeigt hat.“

Die Konsequenz: Panzer kehrte im Frühjahr zurück ins operative Geschäft. Aber nur auf Zeit. „In zehn Jahren werde ich wahrscheinlich nicht mehr als Geschäftsführer da sein. Die Arbeit ist so zeitintensiv und energiefressend. Außerdem haben wir tolle Leute in der zweiten Reihe und eine tolle A-Jugend. Die werden mich rasch überholen.“

Werder Bremen: Am neuen Stadion-Logo wird vielleicht noch gefeilt

So landete Panzer immer wieder beim Fußball. Er selbst hätte auch in der Bundesliga spielen können, „wie alle“, grinste er: „Es hat aber trotzdem nur für die Bezirksliga gereicht“. Bei Werder fühle er sich nun mehr als wohl: „Wir sind ehrlich – und Werder ist ehrlich. Es ist hier eine Aura zu spüren. Wir werden uns alle Mühe geben, ein Teil der Familie zu sein.“ Dazu gehöre auch das Verständnis für die Fans: „Viele werden weiterhin Weserstadion sagen, das ist in Ordnung. Wir sind einmal genannt und haben jetzt Gültigkeit für die nächsten zehn Jahre.“

Deutlich sichtbar durch das neue Stadion-Logo. Das wirkte allerdings ein wenig mit der heißen Nadel gestrickt – oder besser gesagt, etwas zu schnell am Computer entworfen. Der Name Weserstadion sticht in Großbuchstaben und sattem Grün hervor. Dagegen ist das Wohninvest sehr klein geschrieben – und dann auch noch in einem in Bremen wenig beliebten Blau. Vielleicht wird daran ja noch gemeinsam gefeilt. Ohnehin soll der Austausch zwischen Werder, Wohninvest und der Bremer Weserstadion Gesellschaft inklusive der Stadt Bremen noch intensiviert werden. Panzer wollte weitere gemeinsame Projekte nicht ausschließen, auch ein Mitwirken am neu geplanten Nachwuchsleistungszentrum sei denkbar.

Werder würde es begrüßen. Jede Hilfe ist recht. „Wir freuen uns, dass wir in den nächsten zehn Jahren einen starken Partner an unserer Seite haben werden“, sagte Werder-Boss Klaus Filbry. Damit sei die Zukunft des Weserstadions gesichert – Pardon – des „Wohninvest Weserstadions“.

DeichStuben-Reporter Björn Knips mit einem Kommentar zum Verkauf des Stadionnamens: Auch mal an die Helden denken. Noch eine andere Meinung: Werder-Trainer Florian Kohfeldt freut das Wohninvest-Geld. Außerdem erklären wir, wie der Begriff Wohninvest im Stadion und im Stadtbild Einzug halten soll: Der neue Vorname soll bald am Weserstadion leuchten.

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