Gerardo Seoane hat im offensiven Mittelfeld viele Optionen. Der Coach von Borussia Mönchengladbach steht vor einer schwierigen Entscheidung.
Mönchengladbach – Polyvalenz ist ein Attribut, dem in Personalentscheidungen von Borussia Mönchengladbach eine große Bedeutung zugeschrieben wird.
Gladbach hat im offensiven Mittelfeld die Qual der Wahl
Um den Kader im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten nach bestem Wissen und Gewissen zusammenzustellen, hält Sport-Geschäftsführer Roland Virkus nach Spielern Ausschau, die mehrere Positionen bekleiden können. Während in der Abwehr Joe Scally als Rechtsverteidiger, rechter Halbverteidiger in einer Dreierkette oder sogar als Linksverteidiger spielen kann, sind in der Offensive Alassane Pléa und Kevin Stöger sowohl auf der linken Außenbahn als auch auf der Zehn einsetzbar.
Stöger kann darüber hinaus als Achter spielen, während Florian Neuhaus auf der Acht oder Zehn eingesetzt werden kann. Abhängig von der Formation ergeben sich somit viele Kombinationsmöglichkeiten für Gerardo Seoane.
Stöger plötzlich auf der Bank
In dieser Saison vertraut der Schweizer auf eine 4-2-3-1-Formation, in der Julian Weigl auf der Doppelsechs gesetzt ist und Rocco Reitz den Platz von Philipp Sander erobert hat. Davor ist Franck Honorat auf der rechten Außenbahn gesetzt, während zu Saisonbeginn Stöger als einrückender Linksaußen und Pléa als Zehner agierte.
Mittlerweile ist Robin Hack zurückgekehrt und agiert als linker Flügelspieler, weshalb Stöger in der Bundesliga dreimal in Folge auf der Bank Platz nahm. Daneben saß Neuhaus, der im DFB-Pokal-Spiel gegen Eintracht Frankfurt Pléa ersetzte und wenige Tage später gegen Werder Bremen als offensive Option für Hack eingewechselt wurde.
Solange Hack und Honorat die Flügelzange bilden, hat Seoane mit Pléa, Stöger und Neuhaus drei Zehner zur Verfügung. Eine Luxussituation, die sich in Härtefälle umzuschlagen droht. Seoane erkennt darin jedoch Vorteile.
Gladbach und die „Frage der Balance“
„Wir haben in der Offensive wirklich viele Variablen. Das ist für einen Trainer immer angenehm, weil du während des Spiels die Sicherheit hast, vom Profil und Personal her eine Veränderung vornehmen zu können“, sagte der Schweizer auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei RB Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr). „Der eine bringt mehr Dribbelstärke, der andere mehr Schnelligkeit. Es ist eine Frage der Balance, wie wir uns aufstellen wollen.“
Eines sollen seine Zehner in jedem Fall mitbringen: Torgefahr. Pléa erzielte gegen Werder seinen zweiten Saisontreffer, Stöger traf erstmals im Fohlen-Dress, Neuhaus war hingegen letztmals am 4. Mai per Elfmeter erfolgreich, als Gladbach in Bremen ein 2:2-Remis einfuhr.
Nach dem Pokal-Aus in Frankfurt betonte Tim Kleindienst, Gladbach brauche mehr Personal innerhalb des Strafraums. Seoane pflichtete seinem Torjäger bei: „Es ist von der Zehnerposition wichtig, dass man den Sprint in die Box macht, wenn ein Durchbruch stattfindet. Wir haben einen Neuner, der sehr zuverlässig trifft, aber es ist wichtig, dass die Spieler aus der zweiten Reihe in Abschlusssituationen kommen.“
Seoane entscheidet „zum Wohle des Teams“
Wer hinter Kleindienst spielen will, der erneut für die deutsche Nationalmannschaft nominiert wurde, soll Präsenz im letzten Drittel und im Strafraum mitbringen. „Ich hatte im letzten Spiel ein gutes Gefühl, dass wir viel mehr Präsenz im gegnerischen Sechzehner hatten, bei Pässen in die Tiefe schneller nachgerückt sind“, lobte Seoane die Seinen diesbezüglich.
Ein anderer Faktor ist Konstanz in den Ergebnissen. Gladbach sammelte in den vergangenen drei Spielen sieben Punkte, bot gegen Heidenheim und Bremen über weite Strecken eine gute Leistung. Seoane dürfte am Offensiv-Trio Honorat, Pléa und Hack festhalten und Stöger und Neuhaus als zusätzliche Optionen einplanen. „Es sind nie Entscheidungen gegen einen Spieler“, stellte der Coach in diesem Kontext klar, „sondern zum Wohle des Teams“. Dem müssen sich alle unterordnen.