Sportlich sieht der Alfa Romeo Stelvio aus, aber kann er seinen Konkurrenten aus den Häusern Audi, BMW, Mercedes und Hyundai das Wasser reichen? Wir haben den Test gemacht.
Für die Italiener ist er der höchste Pass. Der Stelvio. Auf gut Deutsch das Stilfser Joch. Und weil die italienischen Autobauer beim Thema SUV erst relativ spät eingestiegen sind, wollten sie gleich hoch hinaus. Logisch, dass Alfa Romeo deshalb seinen ersten SUV auch Stelvio getauft hat. Wir haben den sportlichen Italiener getestet – und mit der Konkurrenz von BMW bis Hyundai verglichen, um ein wenig Licht in den SUV-Dschungel zu bringen.
Alfa Romeo Stelvio: Erste Schwachpunkte zeigen sich nach dem Start
Zunächst jedoch müssen wir unserem Ärger Luft machen. Denn schon kurz nach dem Starten (der Knopf ist kurioserweise an der Lenkradspeiche) offenbaren sich ein paar Schwachpunkte, die man bei Alfa ausmerzen sollte, um wirklich ein rundum gelungenes Auto auf der Straße zu haben.
Erstens ist der Bildschirm auf der Mittelkonsole zu klein. Schon mal grundsätzlich. Aber so richtig peinlich wird es, wenn sich das Bild der Rückfahrkamera zuschaltet. Mamma mia, warum ist es nur so groß wie ein Polaroid? Aber vielleicht legt man bei den Alfinsti auf diesen Fahrer-Assistenten keinen allzu großen Wert. Unter Umständen ist es ja unter der Würde des italienischen Mannes, zu solch profanen Hilfsmitteln wie einer Kamera zu greifen, wo man doch das Rückwärtsfahren so elegant und körperbetont inszenieren kann.
Zweiter Schwachpunkt ist das eingebaute Navigationsgerät. Plump und grobschlächtig ist die Grafik, die Bedienung träge und kompliziert. Das trifft leider auch auf den Bordcomputer zu: Die Menüführung kommt unübersichtlich, unlogisch und sperrig daher. Intuitiv geht da gar nichts, und so einfache Dinge wie das Zurückstellen der Reisedaten der aktuellen Fahrt erfordern schon einen oder mehrere Blicke in die Bedienungsanleitung.
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Die Konkurrenz des Alfa: Audi Q 5, BMX X 3, Mercedes GLC und Hyundai Tucson
Wer genau sind nun die die Gegner des Alfa? Ganz klar Audi Q 5, BMX X 3, Mercedes GLC und Hyundai Tucson. Der Porsche Macan hat zwar ähnliche Dimensionen fährt aber alleine vom Preis her in einer anderen Liga. Das Basismodell der Zuffenhausener gibt es erst ab rund 56.000 Euro, den Stelvio kann man schon ab 41.000 Euro bestellen. Weil wir gerade bei den Preisen sind. Der Q 5 kostet nackt 46.900 Euro, der BMW X 3 ab 44.600, der GLC 45.900 und der Santa Fe ab 23.000 Euro. Von daher haben die Italiener ihren Alfa recht geschickt positioniert. Als Premium-Fahrzeug rangiert er damit am unteren Ende der Preis-Skala, zum günstigen Koreaner hält er aber standesgemäßen Abstand.
Sieht man sich die vergleichbaren Motorisierungen an, bietet sich plötzlich ein ganz anderes Bild. Doch zunächst einmal zurück zum von uns getesteten Alfa mit dem großen Diesel. Das 210-PS-Aggregat (Euro 6b) läuft – wie man im nördlichsten Bundesland der Italiener, also in Bayern, sagen würde – wie ein Glöckerl (also wie ein Glöckchen). Will sagen, der Alfa zieht damit sauber ab, bei 1.750 Umdrehungen boosten 470 Nm Drehmoment, das reicht für flotte Kurvenfahrten und die notwendigen Überholmanöver. Und Tempo 100 ist nach 6,6 Sekunden erreicht.
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Alfa Romeo Stelvio verbraucht deutlich mehr als der Hersteller verspricht
Bei höheren Geschwindigkeiten geht dem Turbo die Luft aus, da muss man schon konsequent auf dem Gaspedal bleiben, um die Nadel über 160 km/h zu treiben. Beim Verbrauch im Testbetriebe genehmigte sich der Motor knapp über acht Liter und lag damit um 3,2 Liter über der Werksangabe. Dieses aber ansonsten höchst angenehm zu fahrende Aggregat gibt es nur mit Allradantrieb und 8-Stufen-Automatikgetriebe und kostet ab 50 000 Euro aufwärts.
Preis-Leistungs-Verhältnis
Und so sieht das Preis-Leistungsverhältnis bei der Konkurrenz mit vergleichbaren Motoren aus: Audi schickt im Modelljahr 2019 den 40 TD quattro mit 190 PS ins Rennen und nimmt dafür 47.300 Euro (8,1 Sekunden von 0 auf 100/Verbrauch 5,4 Liter). Bei BMW müsste es, um wirklich vergleichen zu können, mindestens der xDrive20d sein (8,0/5,6/47.600 Euro) oder der xDrive25 d mit 231 PS (6,8/5,7/52 500 Euro).
Ähnlich verhält es sich bei Mercedes. Der 220d 4matic leistet 170 PS und kostet knapp über 46.000 Euro, der stärkere 250er (ebenfalls 4matic) mit 204 PS schlägt schon mit 48.000 Euro zu Buche. Dafür haben beide Motoren nur die Euro Norm 6 c und die Verbräuche liegen laut Hersteller-Angaben bei rund 6 Litern. Der kleinere Diesel braucht 8,3 Sekunden von 0 auf 100, der größere 7,6 Sekunden.
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Wie sehen die Italiener nun im Vergleich mit dem Hyundai Tucson aus? Allrad, starker Selbstzünder und Automatik – das gibt es bei den Koreanern erst ab der etwas teureren Ausstattungslinie Style und da in der 185-PS-Variante dann auch zu einem deutlich höheren Preis als die günstige Einstiegsvariante. Hier rufen die Südostasiaten auch schon 41.000 Euro aus. Der Verbrauch soll laut Werksangaben bei 5.8 Litern liegen, die Leistungskurve ist mit 9,5 Sekunden von 0 auf Tempo 100 am schlechtesten von allen verglichenen Modellen.
Fazit zum Alfa Romeo Stelvio
Ob Stelvio, Q 5, X 3 oder Tucson – letztendlich unterscheiden sich die Marken bei Preis und Leistung dann doch nur um Nuancen. Da mag sein, dass Hyundai die Assistenzsysteme günstiger ins Rennen schickt, da mag sein, dass die Kultiviertheit eines BMW-Motors von Alfa nicht ganz erreicht wird. Und dass Audi und Mercedes vom Design her progressiver oder eleganter sind. Eines bleibt dem Alfa jedoch immer: Die sportlichste Schnauze mit der auffälligsten Nase hat der Italiener. Ein Auto für echte Liebhaber.
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Rudolf Bögel