Arbeitgeber verklagt Krankenschwestern - wegen Falschparkens

Zahlreiche Krankenschwestern in Wales erhielten Knöllchen von ihrem Arbeitsgeber - die Gebühren belaufen sich mittlerweile auf Millionenhöhe.
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Dieser Knöllchen-Streit macht sprachlos: Weil die Angestellten auf dem Besucherparkplatz des Hospitals parkten, verlangte der Arbeitgeber 14,5 Millionen Euro.

Wenn es ums Parken geht, verstehen die Briten keinen Spaß: Denn seit das Geschäft mit den Knöllchen privatisiert wurde, geht es um jeden Millimeter. Am University Hospital in Wales ging es sogar soweit, dass der Arbeitgeber seine Angestellten umgerechnet auf sage und schreibe 14,5 Millionen Euro verklagte - weil sie ihre Fahrzeuge auf die Besucherparkplätze stellten.

Parksünder: So entschied nun das Gericht

Ein Gericht gab dem Kläger nun recht: Somit kommen auf jede falschparkende Krankenschwester 170.000 Euro Parkgebühren zu. Für die Angestellten ein Schock - denn einerseits verlangt das Krankenhaus im Falle eines Notrufs sofortige Anwesenheit, andererseits stellt es den 6000 Arbeitenden nur 1800 Parkplätze zur Verfügung. Gerade deswegen stellten die Krankenschwestern aus Trotz ihre Fahrzeuge auf die Besucherparkplätze: Um die Verwaltung des Hospitals auf diese Unzulänglichkeiten aufmerksam zu machen.

Dank dieser Botschaft entging ein Falschparker dem Knöllchen.

Parkproblem: Krankenhaus hat kein Einsehen mit Angestellten

Doch die Verwaltung erklärte die Parksituation zum Privatproblem der Angestellten und verteilte regelmäßig Knöllchen im Wert von rund 140 Euro an die Falschparker. Für die Krankenschwestern, die auf das Auto angewiesen sind, ist das ein Unding. Denn das Hospital befindet sich in Cardiff, wo öffentliche Verkehrsmittel eher mau sind - besonders in den Nachtstunden, zu denen sie oft zur Arbeit erscheinen müssen.

Der ehemalige Mitarbeiter Robert O'Brien, welcher seinen Job an der Großklinik aufgrund zahlreicher Bußbescheide aufgegeben hat, erklärte der Daily Mail: "Es ist nicht zu viel verlangt, dass man einen Parkplatz gestellt bekommt, wenn man in Schichten rund um die Uhr arbeitet." Das Krankenhaus und der Parkdienstleister Indigo wollen allerdings keine weiteren Parkplätze zur Verfügung stellen.

Ausgerechnet Vorzeige-Autobauer Tesla hat ein Problem mit seinen Mitarbeiter-Parkplätzen.

Gewerkschafterin geschockt über Knöllchen-Urteil

Zwar fiel das Urteil der Bezirksrichterin Clare Coates erstmal nur gegen drei Parksünder, doch es ist zu erwarten, dass weitere Urteile ähnlich ausfallen werden. Für Sue Prior, die Gewerkschafterin der Betroffenen, ist das unzumutbar:

"Das sind furchtbare Nachrichten für Ärzte und das Krankenhauspersonal im ganzen Land. Diese Leute erlauben einer privaten Firma so mit uns umzugehen. Da steckt doch kein gesunder Menschenverstand dahinter. Es ist so schrecklich viel Geld, das wir jetzt aufbringen sollen."

Einige der Krankenschwestern könnten durch die herannahenden Kosten offensichtlich auch noch ihr Zuhause verlieren.

Lesen Sie hier wieviel Zeit wir Deutschen beim Parken verschwenden.

Auch interessant: So übel rechnete eine Leipziger mit einem Falschparker ab.

Von Franziska Kaindl


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