Nachdem sein Wagen tagelang auf dem Lidl-Parkplatz herumstand, ließ der Discounter das Auto eines Mannes kurzerhand verschrotten. Nun klagt er gegen die Kette.
Berlin - Ein Supermarkt hat das Recht einen tagelang herumstehenden Wagen auf dem Parkplatz abschleppen zu lassen - doch in diesem Fall ging der Discounter Lidl zu weit: Er schickte den Mercedes von Football-Profi Richard Yancy kurzerhand in die Schrottpresse.
Auto in Schrottpresse: Besitzer wusste von nichts
Der 38-jährige Besitzer gab seinen Wagen eigentlich nur zur Reparatur: "Das Schiebedach war defekt", erklärte Yancy der Berliner Zeitung.
Tage später meldete sich die Werkstatt bei ihm und erkundigte sich, ob er das Auto schon abgeholt habe. Man erklärte ihm, es wurde aus Platzmangel auf einen Lidl-Parkplatz abgestellt und nun sei er weg.
Da er den Mercedes nicht abgeholt hatte, erkundigte er sich bei Polizei, Abschleppdiensten und Lidl über den Verbleib des Wagens.
Als er die Firma erreichte, welche das Fahrzeug abtransportiert hatte, erklärte man ihm, dass es schon längst verwertet wurde. Sprich: Man hatte ihn verschrottet.
Autobesitzer zog gegen Lidl vor Gericht
Erbost über das voreilige Handeln des Supermarktes, zog er gegen Lidl vor Gericht - und verlor.
Auch die Berufung ging für den Footballer schlecht aus, da er sich Tage vor der Verhandlung mit seinem Anwalt in die Haare gekriegt hatte und somit ohne rechtlichen Vertreter dastand. Daraufhin erging ein Versäumnisurteil und die Berufung wurde zurückgewiesen.
Die Richterin spricht Yancy trotzdem gute Chancen auf eine Entschädigung zu: Denn Lidl habe "irrtümliche Selbsthilfe" begangen. Wenn er mit einem neuen Anwalt Einspruch erhebe, könne er noch zwischen 125 und 1.000 Euro herausholen - nur nicht die von Yancy verlangten 6.000 Euro. So ein Preis wäre für den 15 Jahre alten Mercedes "aberwitzig".
Wieso wurde der Wagen verschrottet? So verteidigt sich Lidl
Der Anwalt von Lidl erklärt das Handeln des Discounters folgendermaßen: Der Wagen wäre fast ein halbes Jahr dagestanden und sei weder gemeldet noch versichert gewesen.
Außerdem befand sich angeblich ein Christbaum im Inneren des Fahrzeugs und letztendlich sei man von einer "Autoschieber-Sache" ausgegangen. Noch dazu konnte nicht festgestellt werden, ob der Mercedes tatsächlich Yancy gehörte.
Für die Richterin zählen diese Ausführungen nicht - die Argumentation, dass der Wagen schrottreif gewesen wäre, sei "dünn". Somit wird der Prozess wohl in die nächste Runde gehen.
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Von Franziska Kaindl