Coronavirus: Ein New Yorker Arzt warnt vor dramatischen Überlastungen in anderen Teilen der USA. Doch eine Beobachtung zu Kindern macht ihm besonders Sorgen.
- New York erlebte im April besonders viele Infektionen mit dem Coronavirus*.
- Ein Kinderarzt aus einem New Yorker Krankenhaus empfiehlt jetzt allen, sich auf eine zweite Welle vorzubereiten.
- Außerdem berichtet er von Symptomen* bei Kindern mit COVID-19, die erst nach überstandener Infektion auftreten.
- Hier finden Sie die grundlegenden Fakten zum Coronavirus* und die Corona-News aus Deutschland*. Außerdem finden Sie hier aktuelle Fallzahlen in Deutschland als Karte*.
New York - Über 2000 Corona-Patienten habe man in der ersten Aprilhälfte in dem Krankenhaus, in dem er arbeitet behandelt, berichtet der New Yorker Arzt Nils Hennig in einem Interview mit Watson. Inzwischen seien es nur noch etwa 50, man könne den normalen Krankenhausbetrieb wieder hochfahren. Das sei vor allem aufgrund der Kontaktbeschränkungen und Mundschutzmasken so.
Noch Ende März hatte er in den Tagesthemen (ZDF) ein Interview gegeben und mit Sorgen in die nahe Zukunft geblickt.
In 1 bis 2 Tagen sei die Kapazität der #Krankenhäuser in #NewYork erreicht, sagt der Arzt Nils Hennig. Auf die steigenden Zahlen von #Coronapatienten sei man nicht vorbereitet. Vor allem fehlten Beatmungsgeräte und #Schutzkleidung. #Corona #COVID2019 #USA #CoronavirusUSA pic.twitter.com/eFxfK0oFMg
— ZDF heute journal (@heutejournal) March 26, 2020
Inzwischen sieht er andere Städte in den USA in Gefahr, in eine ähnliche Situation zu geraten, wie New York im April, sagte er im Interview mit watson.
Coronavirus: New Yorker Arzt sieht neue Hotspots in den USA vor dem Kollaps
Im Gespräch mit Kollegen aus Texas habe er das Gefühl, das dort bald ähnliche Zustände drohen könnten: „Die Kollegen durchleben jetzt ähnliches, was uns vor Monaten widerfuhr, so hört es sich zumindest an. Dort sind die Krankenhäuser und Intensivstationen bald am Rande ihrer Kapazitäten angelangt. Die Covid-19 Patientenzahlen steigen weiter.“ Die besonders schweren Fälle und gehäuften Todesfälle zeigten sich etwa zwei Wochen nach Anstieg der Neuinfektionen.
Ein großes Defizit im System der US-amerikanischen Krankenhäuser sieht er außerdem darin, dass es keine übergeordnete Koordination gäbe - es sei im Grunde ein „Wettkampf um die notwendigen Bestände an Masken, Schutzkleidung und Beatmungsgeräten“, mit der Folge, dass ärmere Gegenden unterversorgt seien. Und fehlende soziale Absicherung mache es für viele unmöglich, zu Hause zu bleiben ohne zu arbeiten.
Coronavirus: Arzt hegt Verdacht auf Langzeitfolgen für Kinder
Als Kinderarzt mache ihm eine Beobachtung besonders Sorgen: „Wir sehen bei einigen Kindern, die sich infiziert haben, nach überstandener Erkrankung Symptome wie Bauchschmerzen, niedrigen Blutdruck, Herzmuskelentzündung und Lungenödem.“ Vereinzelt hätten auch junge Patienten für einige Zeit an eine Herzlungenmaschine angeschlossen werden müssen, es habe auch Todesfälle gegeben.
Noch sei die Krankheit zu wenig erforscht - für Hennig könnten die späten Symptome der Kinder eine Überreaktion des Immunsystems auf eine überstandene Infektion sein. „Es ist eine Erkrankung, die wir noch nicht ganz genau verstehen, aber wir müssen uns wohl auf steigende Fallzahlen vorbereiten“, vermutet der Mediziner im Gespräch mit Watson.
Das RKI vermutet einen schwereren Verlauf für Kinder bei etwa 14%, einen kritischen bei etwa 5%. Die Gesundheitsversorgung in Deutschland sei zwar deutlich besser, so Hennig, aber: „Es wäre fahrlässig, sich nicht auf eine zweite Welle vorzubereiten.“ Britische Experten warnen, dass im Herbst und Winter eine zweite Corona-Welle auf uns zukommt. Sie wollen „starke Beweise“ haben. Ein erneuter Lockdown könnte unumgänglich werden.
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