Drehschluss für die „Lindenstraße“: Nach 34 Jahren fällt am Freitag die letzte Klappe für die ARD-Kultserie. Bitter für viele Fans von Mutter Beimer & Co. Auch vielen Serienstars fällt der Abschied nicht leicht.
- Für die „Lindenstraße“ fällt am Freitag die letzte Klappe.
- Nach 34 Jahren* ist Schluss mit der ARD-Kultserie.
- So nehmen die Fans und Serienstars Abschied.
Köln - In den Kulissen der „Lindenstraße“ in Köln herrscht Trubel: Schauspieler werden per Lautsprecher zur Probe gerufen, Komparsen warten aufgeregt auf ihren Einsatz. Äußerlich deutet nichts darauf hin, dass es hier sehr bald ganz still werden wird: Am Freitag gehen in der Kultserie der ARD nach 34 Jahren die Lichter aus. Eine Gnadenfrist gibt’s für die Zuschauer: Die finale Folge der „Lindenstraße“ läuft Ende März 2020.
Aus für die „Lindenstraße“: So nehmen die Serienstars Abschied
Die Stimmung unter den Schauspielern ist trotz des nahen Endes erstaunlich gelöst–obwohl viele von ihnen noch nicht wissen, wie ihre berufliche Zukunft aussehen wird. „Wir hatten ja Zeit, uns an den Gedanken zu gewöhnen“, erklärt Moritz Sachs, der seit dem Start der Serie 1985 den Klaus Beimer spielt und für den das auch mal problematisch war*. Vor gut einem Jahr hatte die Fernsehprogrammkonferenz der ARD sich mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Produktionsvertrags entschieden. „Das war schon sehr emotional für mich. Da fällt ja nicht nur mein Arbeitsplatz weg. Viele der Kollegen sind meine Freunde. Wegen der Serie bin ich als junger Mann nicht aus Köln weggezogen.“
Wenn die Dreharbeiten zu Ende sind, will Sachs zunächst sein Buch über sein Leben in der „Lindenstraße“ zu Ende schreiben. Schließlich ist der 41-Jährige mit der Reihe erwachsen geworden. „Und dann mal sehen.“ Es sei noch nichts spruchreif.
Sein Kollege Erkan Gündüz will sich künftig auf Kameraregie konzentrieren. Auch für ihn war das Ende der Serie ein Schock: „Ich habe den Murat gerne gespielt.“ Immer wieder hat die Serie die Integration von Ausländern thematisiert. Murat stand dabei in einem besonderen Spannungsfeld: Auf der einen Seite der bodenständige, gut integrierte Türke mit modernen Ansichten– auf der anderen Seite seine zum Islam konvertierte Ehefrau Lisa, die traditionelle muslimische Werte hochhält. „Eine tolle Rolle“, schwärmt Sontje Peplow. „Weil Lisa ganz anders ist als ich.“ Durch ihr intrigantes Verhalten sorgte ihre Serienfigur für reichlich Spannung in der „Lindenstraße“. Bis heute hat die Szene Kultstatus, in der Lisa als junges Mädchen den Priester Matthias Steinbrück mit einer Bratpfanne erschlug. Abgesehen von solchen Extremen habe die Lindenstraße aber hauptsächlich Geschichten aus dem Alltag erzählt, meint Peplow – „und das wird dem Fernsehen fehlen“.
Schwulenkuss: Riesen-Skandal in der „Lindenstraße“
Mit dem ersten Schwulenkuss im deutschen Fernsehen sorgte die Serie 1990 für einen echten Skandal. Aber auch ansonsten griff sie unterschiedlichste gesellschaftliche Themen auf, sei es den Umgang mit Krankheit oder Behinderung, Scheidungen, Mobbing, Extremismus oder Flüchtlingen. Für Moritz Sachs ist das Aus zum jetzigen Zeitpunkt deshalb besonders bitter: „Gerade jetzt gibt es so viele Themen, die die Serie weiterhin auf bissige Weise umsetzen könnte – zum Beispiel Rechtspopulismus oder Klimaschutz.“
Mutter Beimer (Marie Luise Marjan): „Für die Fans ist das furchtbar“
Nach Ansicht von Marie Luise Marjan (Helga Beimer) wird vielen langjährigen Zuschauern künftig ein Stück Struktur im Leben fehlen. „Für die Fans ist das furchtbar. Die sagen zu mir: Was soll ich denn jetzt sonntagabends ohne Sie machen?“ Es sei für eine Serie einzigartig, über so lange Zeit ein Publikum an sich zu binden. Sie bedaure das Ende der Lindenstraße, sehe das Ganze aber professionell, sagt die 79-Jährige: „Wenn eine Tür zugeht, öffnet sich eine andere.“
Als das Ende der Serie bekannt wurde, waren die „Lindenstraße“-Fans derart empört, dass sie sogar auf die Straße gingen. Selbst FDP-Chef Christian Lindner zeigte sich damals auf Twitter ungläubig.
An ein Ende der #Lindenstraße zu meinen Lebzeiten hätte ich nicht geglaubt. Ich war kein Zuschauer, aber irgendwie gehört die Serie zum Inventar der TV-Republik. Vielleicht das Problem: Man erinnert sich, schaut aber nicht mehr. CL
— Christian Lindner (@c_lindner) 16. November 2018
Sie war sein Einstieg in die Schauspielerei - doch Til Schweiger findet seine damalige Rolle in der Lindenstraße „absolut blöd“. Der 56-Jährige packt aus.
Es dürfte für viele Fans ein schwerer Abschied werden, die Dreharbeiten für die Lindenstraße endeten nun. Mutter Beimer wird im Finale Opfer eines Anschlags. Til Schweiger erlangte seinen Durchbruch als Schauspieler in der „Lindenstraße“, jetzt ist der beliebte Filmemacher aber wütend.
Die ARD streicht die Bambi-Verleihung aus dem Programm.
dpa
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