In Krisenzeiten investieren Anleger am liebsten in das gute, alte Gold. Das steht für Sicherheit und lohnt sich oft. Hier erfahren Sie alles über den Erwerb.
Neben Immobilien gilt Gold seit Jahren als konstante, sichere und stets verlässliche Geldanlage. Für viele ist es eine lukrative Altersvorsorge oder auch Lebensversicherung. Doch warum greifen Anleger so gerne auf den schweren Goldbarren zurück, wenn es doch noch so viele weitere Anlagemöglichkeiten auf dem Markt gibt? Hier erfahren Sie alles über das beliebte Edelmetall und warum es sich auch für Sie lohnt, in Gold künftig zu investieren.
Wie kann ich Gold kaufen?
Generell wird Gold in Barren verkauft. Hier gibt es bereits welche im Mini-Format mit einem Gewicht von einem halben Gramm bis hin zu Barren von einem Kilogramm. "Innerhalb der Gruppe der Barren waren, was den Umsatz angeht, die 100 Gramm, ein Kilogramm und 250 Gramm führend. Von der Stückzahl her wurde am häufigsten der Ein-Unze-Barren gekauft", erklärt Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Sprecher der Geschäftsführung des Gold-Händlers Degussa gegenüber Focus Online.
Zudem wird Gold auch in Münzenform oder als Schmuck verkauft. Diese können sie ebenfalls einzeln erwerben und bei sich sicher verwahren. Allerdings macht es Sinn, eher in schwerere Goldbarren zu investieren, schließlich ist hier die Gewinnspanne am größten. Allerdings müssen Sie beim Erwerb auch bedenken, dass, wenn Sie einen großen Barren kaufen, diesen unter Umständen zersägen müssten, wenn sie ihn wieder loswerden wollen. Die Crux daran: Das Gold verliert dabei automatisch an Wert.
Wie setzt sich der Goldpreis zusammen?
Grundsätzlich wird der Preis pro Feinunze Gold berechnet. Eine Feinunze entspricht hier etwa 31 Gramm. Um den Wert also exakt zu berechnen, wird das Gold auf einer elektronischen Waage sehr genau ausgewogen. Der Endpreis wird dann aus Gewicht, dem Reinheitsgrad in Karat sowie dem Tagespreises des Goldes berechnet. Dieser ist je nach weltwirtschaftlicher Lage natürlichen Schwankungen unterworfen: Aktuell ist eine Feinunze über 1.000 Euro wert.
Wo kann ich Gold kaufen?
Wer Barren kaufen möchte, sollte sich renommierte Goldhäuser heraussuchen, denen Sie vertrauen können. Zudem sind hier Spezialisten am Werk – und Sie erhalten oftmals günstigere Konditionen als zum Beispiel bei Banken. Gold können sie bequem im Fachhandel vor Ort oder zum Beispiel in deren Online-Shops anonym erwerben. Dazu zählen:
- Umicore
- Heraeus
- Degussa
Diese gelten als standardisiert und Sie können sicher sein, dass Sie Abnehmer finden, wenn Sie Ihr Gold verkaufen wollen. Wenn Sie dagegen erst klein anfangen und Münzen kaufen wollen, sollten sie laut Focus Online an von der Londoner Bullion Market Association (LBMA) zertifizierte Anbieter halten. Dazu gehören:
- Krügerrand
- Maple Leaf
- Australian Nugget/Kangaroo
- Wiener Philharmoniker
- American Eagle
Allerdings gibt es auch hier Goldmünzen, die besser ankommen als andere: "Bei den Münzen lag der Krügerrand etwa doppelt so hoch wie der kanadische Maple Leaf. Der Krügerrand war auch das insgesamt stückzahlenmäßig am häufigsten verkaufte Einzelprodukt. Die australischen Goldmünzen (Kangaroo) folgen abgeschlagen, alle anderen Goldmünzen spielen nur eine untergeordnete Rolle", sagt Wrzesniok-Roßbach von Degussa Goldhandel.
Was ist beim Goldkauf zu beachten?
Auch wenn Sie kein Fachmann sind, ist es ratsam, auf die Reinheit des angebotenen Goldes zu achten. Schließlich spielt sie mit in den endgültigen Preis. Gut zu wissen: Außerdem sind Goldbarren erst ab einem Reinheitsgrad von 99,5 Prozent von der Mehrwertsteuer befreit. Bei Münzen sind es dagegen "nur" 90 Prozent.
Wichtig: Achten Sie zudem darauf, dass der Fachhändler Ihres Vertrauens Mitglied im Berufsverband des deutschen Münzhandels ist. Wenn Sie sich nicht sicher sind, empfiehlt es sich zudem, sich vor dem Kauf über den tagesaktuellen Goldpreis zu informieren und die Preise der einzelnen Händler zu vergleichen.
Wo bewahre ich mein Gold auf?
Am besten lassen Sie es nicht offen zuhause herumliegen, sondern räumen ihm einen eigenen Platz ein. Viele haben dafür extra einen Tresor eingerichtet, in dem sie ihr Gold lagern. Dieser sollte nicht nur gut versteckt gegen Einbrecher, sondern auch brandgeschützt sein. Eine sichere Alternative stellt hier das Bankschließfach dar. Allerdings müssen Sie jährlich eine Gebühr von 25 bis 50 Euro zahlen. Dafür dürfen Sie bis zu 20 Kilobarren dort lagern.
Gold als Geldanlage: Keine Mehrwert- und Abgeltungssteuer
Diejenigen, die auf Gold als Geldanlage schwören, argumentieren, dass sie neben der Mehrwertsteuer auch die Abgeltungssteuer umgehen können. Schließlich sind Gewinne aus Geschäften mit Gold nach einem Jahr vollkommen steuerfrei, wie der BusinessInsider informiert.
Zwar gibt es immer mehr Befürworter, die die Abgeltungssteuer für überholt halten – nicht selten werden schließlich Gewinne aus Aktiengeschäften seit 2009 pauschal mit 25 Prozent besteuert. Wann allerdings eine Reform oder ähnliches eintritt, steht noch in den Sternen. Hier hat also Gold die Nase vorn – und wird deswegen in den Augen vieler Anleger immer lukrativer.
Geldwäsche: Bargeldgeschäfte werden limitiert - Gold hat die Nase vorne
Zudem hat die Bundesregierung seit Ende Juni 2017 eine erneute Geldwäscherichtlinie der EU umgesetzt. Mit der Folge: Wer Bargeldgeschäfte mit mehr als 10.000 Euro abwickeln möchte, muss sich stets ausweisen. Zum Vergleich: Davor lag die Grenze noch bei 15.000 Euro. Um Geldwäschern das Handwerk zu legen, müssen Verkäufer nun Quittungen mit den persönlichen Daten der Käufer versehen. Das gilt übrigens auch für Käufer von Goldbarren. Doch auf lange Sicht sind diese im Vorteil.
Denn sie haben schließlich auch die Möglichkeit, im Internet zu bestellen. Die persönlichen Daten werden dann von seriösen Händlern mittels dem Verschlüsselungs-Standard SSL übertragen. Das Gold wird dann unscheinbar verpackt und zu Ihnen nach Hause geliefert. Kosten für Versand und Versicherung liegen zwischen zehn und 30 Euro – je nach Anbieter und Bestellwert.
Wird Bargeld bald abgeschafft? Und warum Gold sich lohnt
Ein weiterer Grund, der für Gold spricht: Das Bargeld an sich steht schon seit längerem bei Finanzexperten in der Kritik. Viele deutsche Bürger fürchten, dass es in naher Zukunft ganz abgeschafft wird. Ein erster Schritt ist bereits getan – der 500-Euro-Schein wird ab 2018 nicht mehr in Umlauf gebracht. Angeblich nicht nur wegen möglicher Geldwäsche, sondern auch aus Angst vor Terrorismusfinanzierung.
Generell soll Finanzminister Schäuble laut dem Wirtschaftsmagazin damit liebäugeln, die Obergrenze bei Bargeldgeschäften auf 5.000 Euro zu senken. Dennoch hat die Bundesregierung in der Vergangenheit immer wieder beteuert, dass das Bargeld nicht abgeschafft werde. Wer also in Goldbarren investiert, ist hier klar im Vorteil. Schließlich ist es eine sichere Geldanlage, die in Krisenzeiten ihren Wert behält oder sogar an Wert zunimmt - und von politischen Entscheidungen weitgehend unberührt bleibt.
In Gold investieren: Aktiengeschäfte unsicher und immer komplizierter
Was ebenfalls für die Investition in das Edelmetall spricht, ist, dass Aktiengeschäfte immer komplizierter werden. Besonders in guten Wirtschaftszeiten wird gerne zu Wertpapieren & Co. gegriffen. Schließlich trauen sich die Anleger dann mehr und zudem werfen Aktien in kürzerer Zeit mehr Gewinn ab.
Während man die Papiere vor 20 Jahren noch zuhause lagern konnte, ist das heute kaum mehr vorstellbar. Anleger durften diese früher sogar am Bankschalter abholen. Meistens gab es zu den Wertpapieren Bögen mit Coupons. Wenn eine Ausschüttung bevorstand, konnten die Aktionäre einen Coupon abtrennen und sich das Geld wieder am Bankschalter abholen. Diese blieben aber stets anonym.
Heutzutage ist dies nicht mehr so einfach möglich – und wenn, dann nur noch gegen horrende Gebühren. Bis Ende 2016 galt das Verfahren auch für Fondsanteile. Doch seit Anfang des Jahres sind diese formell kraftlos und müssen erst einem Depot gutgeschrieben werden. Das gilt für Gold dagegen nicht – und beweist, dass es trotz seiner langen Geschichte noch lange nicht zum alten Eisen der Geldanlagen gehört.
jp