Gut, günstig und Party-Hochburg: Bulgarien zieht immer mehr deutsche Urlauber an - aber auch viele Rentner. Weil sie sich das Leben in Deutschland nicht mehr leisten können.
"Goodbye Deutschland" hat kürzlich ein sehr ernstes Thema aufgegriffen, das viele Deutsche aktuell bewegt oder gar betrifft: die (drohende) Altersarmut. Oft haben sie ihr Leben lang geschuftet, doch anstatt den Lebensabend zu genießen, müssen manche Rentner jeden Cent umdrehen. Immer mehr von ihnen müssen deshalb aus Deutschland flüchten - so wie Annette Britsch.
"Goodbye Deutschland": Doku zeigt, wie Altersarmut Rentner ins Ausland treibt
Die 68-jährige Pfälzerin ist vor fünf Jahren nach Bulgarien ausgewandert. Obwohl sie die Sprache kaum versteht, blieb ihr nichts anderes übrig, als Deutschland den Rücken zu kehren und hier ein neues Leben zu beginnen. Der Grund dafür: Britsch erhält monatlich nur 700 Euro Rente - viel zu wenig, um in ihrer Heimat über die Runden zu kommen.
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"Meine Miete und die Nebenkosten haben schon 550 Euro ausgemacht", erklärt die gelernte Winzerin. "Aber ich wollte ja noch essen und Auto fahren, das ging aber alles nicht mehr." Die Mutter von vier Kindern sieht ihre mickrige Rente in ihrer Familiensituation begründet. "Ich habe meine Kinder erzogen, das hat meine Rente gedrückt", erklärt die 68-Jährige. Doch mit so wenig Geld für das Alter hat sie nicht gerechnet. "Das war schon ein Schock."
Doku enthüllt Leben am Existenzminimum vieler Rentner: nur 700 Euro zum Leben
Aus ihrer Not machte sie eine Tugend und so packte sie mit 63 ihre Koffer - auch wenn es sie traurig gemacht habe, im Alter noch weggehen zu müssen, so die gebürtige Pfälzerin. Da Britsch schwer hört, stellt für sie schon der Gang zum Wochenmarkt eine Herausforderung dar.
"Ich rede mit Händen und Füßen, und wenn da ein netter junger Mann ist, dann zwinker ich einmal und dann klappt das", so die Rentnerin. Dennoch gebe es noch viele Bulgaren, die auch Deutsch sprechen und ihr bei wichtigen Erledigungen helfen können, erklärt sie weiter.
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Während sie in Deutschland schon allein 500 Euro für ihre Wohnungsmiete hinblättern musste, sind es in Bulgarien gerade mal 200 Euro - inklusive Nebenkosten, verrät sie in der Sendung. Zudem gebe sie noch 400 Euro für Lebensmittel und Benzin aus. Am Ende des Monats blieben ihr so 100 Euro übrig. Diese lege sie allerdings zur Seite, so die 68-Jährige.
Was im ersten Moment ein Armutszeugnis für Deutschland ist, ist für Annette dennoch zum größten Glücksgriff geworden. "Ich fühle mich in Bulgarien angekommen, ich fühle mich hier zuhause. Ich möchte hier nicht mehr weg, mir geht es hier gut."
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jp
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