Immer mehr Senioren sind auf Grundsicherung angewiesen. Geringverdienern soll nun auch die Grundrente helfen. Doch welcher Lohn ist nötig, um ohne Aufschläge oder Sozialleistung auszukommen?
Die Zahl der Senioren mit Grundsicherung im Alter ist 2020 Jahr auf einen Rekordwert gestiegen: Ende des vergangenen Jahres waren der Nachrichtenagentur dpa zufolge mehr als 564.000 Menschen in Deutschland auf die staatliche Grundsicherung angewiesen - der höchste Wert zum Jahresende seit der Einführung der Leistung 2003. Ein Stundenlohn von 12,21 Euro wäre nach heutigem Berechnungsstand nötig, um eine Rente zu erreichen, die so hoch ist wie die im Schnitt bewilligte Grundsicherung, wenn man dabei nicht auf Grundrente* angewiesen sein will: Das gehe aus der Regierungsantwort auf eine Linken-Anfrage hervor, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin vorliege. Mit der Anfang des Jahres eingeführten Grundrente würde ein Stundenlohn von 7,27 Euro reichen, heißt es demnach.
Auf Grundsicherung angewiesen seien vor allem Frauen: So erhielten laut Statistischem Bundesamt Ende 2020 knapp 315.000 Frauen und 249.000 Männer die Leistung, wie dpa schreibt. Ende 2019 floss Grundsicherung an 562.000 Menschen. Die Zahl stieg demnach mit Schwankungen von 258.000 im Startjahr 2003. Mit der Grundsicherung wollte die damalige rot-grüne Koalition „verschämter Altersarmut“ entgegenwirken. Sie orientierte sich an den Regelsätzen der zuvor bezahlten Sozialhilfe. Die Zahl der Senioren mit Grundsicherung in diesem Jahr zeigt die Statistik noch nicht.
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Der Lohn für eine Rente ohne Sozialleistung:
Die Linke ging dpa zufolge nun der Frage nach, was man verdienen muss, um nicht auf Grundsicherung angewiesen zu sein. Sie fragte, welcher Bruttostundenlohn notwendig wäre, um nach 45 Jahren Vollzeitarbeit eine Nettorente von 835 Euro zu erreichen. Das ist der Betrag, der Betroffenen Ende 2020 im Schnitt als Bedarf für Grundsicherung gewährt wurde.
Die Antwort des Arbeitsministeriums zeigt dabei deutlich die Wirkung der Anfang 2021 eingeführten Grundrente, wie dpa berichtet - der rechnerisch nötige Stundenlohn sinke dadurch um 4,94 auf 7,27 Euro.
Die Grundsicherung muss als eigenständige Sozialleistung beantragt werden. Bei der Grundrente muss niemand einen Antrag stellen - die Rentenversicherung prüft automatisch, ob ein Anspruch besteht. Grundrente bekommt dem Bericht zufolge nun, wer mindestens 33 Jahre Beiträge aus Beschäftigung, Kindererziehung oder Pflege aufweise und mehr als nur ergänzendes Einkommen etwa durch Minijobs hatte.
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Freibetrag bei der Grundsicherung:
Da auch nach Einführung der Grundrente Menschen auf Grundsicherung angewiesen sind, habe die Koalition eine weitere Verbesserung eingeführt, schildert dpa die Hintergründe: Seither wird nicht mehr die gesamte gesetzliche Rente als Einkommen auf die Grundsicherung angerechnet. Empfänger mit Erwerbs- oder Kindererziehungszeiten haben einen Freibetrag von 223 Euro. Zusammen mit den 835 Euro durchschnittlicher Grundsicherungsbedarf ergibt das damit ein Nettoeinkommen von 1.058 Euro bei einem Einpersonenhaushalt. Um eine solche Nettorente im Alter zu erreichen, wäre rechnerisch ein Stundenlohn von 14,37 Euro nötig, heißt es laut dpa in der Regierungsantwort auf die Linken-Anfrage.
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Künftige Höhe des Mindestlohns:
Die derzeitige Lohnuntergrenze von 9,50 Euro und die ab Juli vorgeschriebenen 9,60 Euro schützten nicht vor Altersarmut, so ein weiterer Kritikpunkt.
Der Mindestlohn soll nach bisheriger Rechtslage bis 1. Juli 2022 auf brutto 10,45 Euro steigen, wie dpa schildert. Dann soll er durch die Mindestlohnkommission aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern weiter an die Tariflohn-Entwicklung angepasst werden.
(ahu) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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