Viele Deutsche fürchten sich vor Armut im Alter. Ein Experte erklärt, warum dieses Schreckensszenario bittere Wahrheit werden könnte. Was dagegen zu tun sei, wird nicht allen schmecken.
Rentenversorgung und Altersarmut - diese beiden Begriffe sind zurzeit aktueller denn je und sind fast täglich in der Politik Gesprächsthema. Kein Wunder, heißt es doch, dass der demographische Wandel dazu führen wird, dass die Deutschen vergreisen.
Experte sieht Kollaps in Rentendebatte voraus - und warnt vor verheerenden Folgen
Doch ein Experte ist sich gegenüber Focus Online jetzt sicher: Uns geht es heutzutage besser denn je. Durch die ganze Debatte ginge leider völlig unter, dass Deutschland ein funktionierendes, misch-finanziertes Alterssicherungssystem habe, dass Umlage und Kapitaldeckung sehr gut ergänze.
Zu Bismarcks Zeiten sah das noch ganz anders aus. Um die Jahrhundertwende bestand seine Sozialreform hauptsächlich aus verzinsten, individuellen Beitragszahlungen (und Steuermitteln). Zu dieser Zeit gab es erst ab dem 70. Lebensjahr eine Altersrente. Doch zwei Weltkriege, eine Finanzkrise und eine Währungsreform später, war die Altersarmut hoch.
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Heute strapazieren die fallende Geburtenrate sowie die steigende Lebenserwartung das Umlageverfahren zunehmend. Doch wenn die Politik weiter ihre Augen verschließt, erklärt der Experte, wird es in naher Zukunft verheerende Folgen mit sich führen. Der Grund dafür: Die umlagefinanzierte Rente setzt sich aus drei Faktoren zusammen - der Dauer und Höhe der Beitragszahlungen, der Höhe der Rentenzahlungen und dem steuerfinanzierten Bundeszuschuss.
Experte fordert: Renteneintrittsalter bis 2060 auf 69 Jahre erhöhen - und was Sie selbst tun können
Schraubt man an den beiden ersten Stellen im Sinne von Wahlversprechen herum, wird zwangsläufig der dritte Faktor mehr und mehr überstrapaziert. Das bedeutet konkret: Steuererhöhungen drohen. Das Pikante daran: Die Deutsche Bundesbank hat bereits 2016 vor diesem Szenario gewarnt und die Grundzusammenhänge mithilfe einer Simulation durchgespielt.
Das Ergebnis: Um die Beitragssätze und das Rentenniveau auf "als zumutbar" zu stabilisieren, müsste das Renteneintrittsalter bis 2060 auf 69 Jahre angehoben werden. Zudem können eigenverantwortlich betriebliche und private Altersvorsorgen getreu dem Motto "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not" den Druck auf den Einzelnen herausnehmen.
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Vielen Deutschen wird das Ergebnis wohl nicht schmecken - weshalb Bundesfinanzminister Olaf Schulz nun andere Maßnahmen anstrebt. Er schlug jüngst eine Festschreibung des Sicherungsniveaus auf 48 Prozent bis 2040 vor - wie er das allerdings umsetzen möchte, bleibe allerdings noch unklar. Dabei reiche es schon aus, wenn weniger Bürokratie und mehr Förderung die Rentendebatte erleichtern würden, schließt der Experte.
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jp