Ein Supermarkt wirbt damit, dass er Plastikmüll vermeiden will, lässt seine Angebotsbeilagen allerdings einschweißen. Das sorgt für Ärger.
Update vom 11. August 2019: Umweltministerin Svenja Schulze will nun ebenfalls das Thema Plastiktüten angehen - ihr Haus plant ein Verbot.
Rewe eckt mit seiner Werbung an: „Wann hört dieser Schwachsinn endlich auf?“
Köln - Die Vermeidung von Plastikabfällen wird in der heutigen Zeit heftig gefordert. Immer wieder wird die Frage gestellt, warum Lebensmittel trotz einer natürlichen Schale zusätzlich in eine Kunststofffolie eingeschweißt werden oder warum andere Waren kleinteilig verpackt sind. Für die Kunden ist das komfortabel, allerdings steigt damit natürlich auch die Menge des anfallenden Mülls. Inzwischen müssen Verbraucher auch für Einwegtragetaschen am Supermarkt zahlen. Sie gab es bis vor einigen Jahren noch kostenlos.
Nun hat ein User auf Twitter eine Diskussion losgetreten, weil er etwas anderes kritisiert hatte, nämlich die eingeschweißten Angebotsprospekte, die wöchentlich in die Haushalte geliefert werden. Innerhalb der ersten 27 Stunden hatten knapp 900 andere Nutzer den Post retweetet. Rund 3800 User haben den Tweet in dieser Zeit mit „Gefällt mir“ markiert. Ein Marketing-Gag von Rewe bezüglich Coronavirus ging unterdessen nach hinten los.
User löst mit Rewe-Foto Diskussionen aus
Stein des Anstoßes war ein Bild, das er lediglich mit einem ironisch gemeinten Daumen nach oben kommentierte. Auf dem Bild ist der Werbeprospekt gesehen. Auf ihm steht in einer auffälligen Schrift „Wir tun was gegen Plastikmüll“. Zudem ist eindeutig zu erkennen, von welcher Supermarktkette dieser Werbeprospekt stammt.
— Die Sprachdiplomatin (@Sprchdplmtn) 30. Juli 2019
Es dauerte nicht lange, bis sich weitere Twitter-User auf Rewe eingeschossen hatten. Sie posteten Fotos von Obst und Gemüse, das eingeschweißt ist. Zum Teil handelt es sich um Convenience-Produkte. Sie sind küchenfertig im Handel erhältlich, müssen also zum Kochen nicht vorbereitet werden. Sie scheinen damit belegen zu wollen, dass die Kampagne zur Müllvermeidung offenbar Lücken aufweist. Die Kampagne bezieht sich darauf, dass der Supermarkt weniger Plastik bei den eigenen Produkten verwenden will. „Ganz klar auf einem Auge blind“, schreibt ein Twitter-User. Ein anderer fragt: „Wann hört dieser Schwachsinn endlich auf?“
Vermeidbaren Plastikmüll gibt es offenbar nicht nur in der Lebensmittelabteilung des Supermarkts. „Das Buch "Leben ohne Plastik" (oder so) hab ich im Laden in Folie eingeschweißt gesehen“, schreibt eine Userin auf Twitter.
Den Kampf gegen Plastikmüll nimmt auch Netto auf - mit einer Veränderung soll Verpackungsmüll verringert werden.
Nach Rewe-Kritik: Eingeschweißte Werbebeilagen schon häufig kritisiert
Andere versuchen, Rewe mit Erklärungen in Schutz zu nehmen. Sie sagen zum Beispiel, dass die ins Visier genommene Kette nicht die Einzige sei, die ihre Werbeprospekte auf diesem Weg verteile. Außerdem meinen einige, dass die Art der Verpackung durch die Druckerei vorgegeben werde.
Auch wenn die Supermarktkette mehrfach in den Tweets erwähnt wurde, scheint sie bislang noch nicht Stellung bezogen zu haben.
Die eingeschweißten Werbebeilagen sind nicht zum ersten Mal in der Kritik. Weil einige Verbraucher sie mit der Plastikfolie über das Altpapier und damit nicht sachgemäß entsorgten, wurde bereits des Öfteren die Sinnhaftigkeit hinterfragt.
Einige Supermarktketten versuchen derzeit, Abfall zu vermeiden. Eine Edeka-Filiale geht derzeit einen ungewöhnlichen Weg, damit weniger Lebensmittel weggeworfen werden müssen. Mit einer anderen Aktion sorgte Edeka allerdings für Kopfschütteln bei den Kunden. Real hat derweil Pläne entwickelt, um das Aufkommen von Plastikmüll zu reduzieren.
Komplett in Plastik verpackt sind auch die Puddings bei Rewe, doch das schützt sie anscheinend nicht immer vor Schaden. Letztens empörte sich eine Kundin wegen eines wahrlich unschönen Anblicks.
Eine Frau stieß während ihres Einkaufs bei Rewe auf einen Artikel, der sie zutiefst schockierte. Sie veröffentlichte das Foto auf Facebook. Rewe selbst, aber auch zahlreiche andere Nutzer reagierten.
dg