Die Edeka-Filialleitung wollte Applaus - und bekam stattdessen einen Shitstorm zurück. Es ging um ein auf Facebook veröffentlichtes neues Angebot.
"Ein weiterer Schritt zum Thema Nachhaltigkeit". Mit diesem enthusiastischen Facebook-Post warb Edeka Johansen aus dem rheinland-pfälzischen Jockgrim stolz für sein neues Holzbesteck an der Salatbar. Offenbar erwartete die Filialleitung Lob für den Umstieg auf Holz. Doch der Schuss ging nach hinten los! Was die Edeka-Filiale offenbar gar nicht bedacht hatte: Das umweltfreundliche Holzbesteck ist eingeschweißt in Plastik!
Zahlreiche Kunden mokierten sich darüber auf Facebook und Twitter. "Holzbesteck dafür in Plastik einpacken. Macht total Sinn", so ein Twitteruser sarkastisch.
Heute bei #Edeka
— Aufklärer (Nr. 335 Auf der Böhmermannliste) (@aufklaerer2017) 26. Januar 2019
Holzbesteck statt Plastikbesteck wegen der Umwelt einführen!
Holzbesteck dafür in Plastik einpacken.
Macht total Sinn ! pic.twitter.com/Zfb2JBxnIA
Edeka so: „Hey, wir ersetzen unser Plastikbesteck durch Exemplare aus Holz.“
— Nico Cicalone (@NChiggi) 26. Januar 2019
Ich: *schaut aufs Bild* *Facepalm* pic.twitter.com/zBHCOOxYv3
Und eine weitere Twitter-Userin warf die Frage auf, ob es Sinn mache für das Holzbesteck mehr Bäume zu fällen. Nach Hunderten Kommentaren auf Facebook hat die Edeka-Filiale die Reißleine gezogen und den Facebook-Post inzwischen gelöscht. Ob nach dem Shitstorm auch das Besteck an der Salatbar umgestellt wurde, ist nicht bekannt.
Edeka muss sich mit neuem Verpackungsgesetz auseinandersetzen: 220 Kilo Müll pro Kopf
Der Einzelhändler muss sich dennoch weiterhin dem Thema Nachhaltigkeit widmen. Seit Anfang Januar gilt das neue Verpackungsgesetz. Es soll helfen, dass mehr Verpackungen eingesammelt und recycelt werden - und dass wertvolle Ressourcen gar nicht erst zu Verpackungen verarbeitet werden. Denn Deutschland ist mit rund 220 Kilogramm pro Kopf und Jahr europäischer Spitzenreiter beim Anfall von Verpackungsabfällen. 18,16 Millionen Tonnen waren es 2016 insgesamt, so die aktuellsten Zahlen des Umweltbundesamts.
Weil Verpackungen für Hersteller und Handel größte Bedeutung haben und die Abfallabholung und -verwertung ein Milliardengeschäft sind, tut sich die Politik dennoch schwer damit, gegen den Müllberg anzugehen. Verbraucher werden nicht allzu viel merken von dem Gesetz, das natürlich nur ein Baustein ist im Kampf gegen unnötiges Müllaufkommen. Wenn die EU wie geplant Strohhalme und Besteck aus Kunststoff verbietet, fällt das den Bürgern mehr auf.
Netto und Aldi reagierten bereits: Kein Geschirr und Besteck mehr aus Kunststoff
Die beiden Discounter Netto und Aldi machen Tempo bei der Abschaffung von Einweggeschirr aus Plastik. Im kommenden Jahr nehmen beide Unternehmen Geschirr und Besteck aus Kunststoff aus dem Sortiment, wie sie am Donnerstag mitteilten. Die Supermärkte kommen damit EU-Vorschriften zuvor, die ab 2021 greifen sollen.
Aktuell gibt es bei dem Supermarkt noch einen anderen Aufreger: Bei einem Trendprodukt kassiert Edeka hippe Käufer richtig ab. Wie der aktuelle Streit zwischen Edeka und Coca-Cola ausgeht wird mit Spannung erwartet.
Auch Rewe und Lidl verzichten auf Einwegplastik-Artikel
Immer mehr Supermärkte und Discounter schließen sich dem Kampf gegen die Plastikmüll-Berge an. Lidl, Rewe und der Discounter Aldi verzichten bereits auf Geschirr, Trinkhalme und Einwegbecher aus Plastik. Auch andere „überflüssige Einweg-Plastikartikel“ will Aldi Schritt für Schritt auf umweltverträglichere Materialien umstellen oder durch Mehrweglösungen ersetzen, wie der Discounter erklärte. Ähnliche Schritte hatten in den vergangenen Monaten auch Lidl und Rewe angekündigt. So will Lidl in seinen rund 3200 Filialen bis Ende 2019 Einwegplastik-Artikel wie Trinkhalme, Becher, Teller, Besteck und Wattestäbchen mit Plastikschaft komplett auslisten und durch recycelbare Produkte ersetzen. Den Verzicht auf Einweg-Plastikhalme hatte der Lebensmittelhändler bereits im Juli angekündigt. Der zu Edeka gehörende Discounter Netto stellt 2019 ebenfalls bundesweit den Verkauf von Plastikbesteck und Einwegbechern aus Kunststoff ein.
Die Chefin des Umweltbundesamts, Maria Krautzberger, sieht aber auch die Hersteller in der Pflicht: „Unnötige Verpackungen müssen vermieden werden, wo es geht oder durch wiederverwendbare Mehrwegverpackungen ersetzt werden“, sagt sie. Wenn es Einwegverpackungen sein müssen, sollten diese möglichst gut recyclingfähig sein. Die Plastikummantelung des Holzbestecks im Jockgrimer Edeka Johansen gehört garantiert nicht dazu.
vg/dpa
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