„Stimmte einfach nicht“: Nagelsmann spricht Klartext über Entlassung beim FC Bayern

Vor fast einem Jahr beendete der FC Bayern die Zusammenarbeit mit Julian Nagelsmann. Nun erzählt der heutige Bundestrainer seine Version der Entlassung.

München – Im März 2023, also vor inzwischen fast einem Jahr, beschloss der FC Bayern den Saisonendspurt ohne Julian Nagelsmann zu bestreiten. Auf dem Münchner Trainerstuhl hatte er etwa anderthalb Jahre Platz nehmen dürfen. Sein Aus verursacht bis heute an der Säbener Straße immer mal wieder Nebengeräusche. Bisher schwieg Nagelsmann, nun äußert er sich in einem Interview.

Julian Nagelsmann
Geboren:23. Juli 1987 (Alter 36 Jahre), Landsberg am Lech
Aktuelles Team:Deutsche Nationalmannschaft
Vorherige Stationen als Trainer:FC Bayern, RB Leipzig, TSG Hoffenheim
Vertrag beim DFB bis:31.07.2024, nach der EM

FC Bayern: Julian Nagelsmann ging, Thomas Tuchel kam

„Wir haben damals neun Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund verspielt. Mit Thomas Tuchel war ein anderer Trainer sofort verfügbar. Und so kommt das dann“, spricht Nagelsmann im Spiegel über die Umstände seiner Entlassung. Die Reaktion auf die damalige sportliche Talfahrt gab den FCB-Machern in ihrem Handeln zumindest für das Abschneiden in der Bundesliga recht. Denn in der Champions League sowie dem DFB-Pokal war unter Tuchels Leitung jeweils schon im Viertelfinale Schluss.

Tuchel schaffte es dann immerhin, freilich unter gütiger Mithilfe des BVB, die Bayern am letzten Spieltag der Saison 2022/23 doch noch als Meister über die Ziellinie zu bringen. In einem nervenaufreibenden Endspurt gewannen die Bayern durch ein Tor von Jamal Musiala in den Schlussminuten knapp mit 2:1 in Köln. Parallel verspielten die Dortmunder Borussen die Meisterschaft mit einem 2:2 vor eigener Kulisse gegen Mainz.

Thomas Tuchel muss gehen: Julian Nagelsmann kritisiert den FC Bayern

Etwas Nachhaltiges wird aber auch Tuchel in der bayerischen Landeshauptstadt nicht entwickeln dürfen. Vor Kurzem gaben die Bayern auch in diesem Fall die Trennung bekannt, Tuchel scheidet zum Saisonende aus seinem Traineramt aus. Über dieses Vorgehen dürfte Nagelsmann nicht wirklich verwundert gewesen sein.

Der 36-Jährige beschwert sich nun nämlich darüber, dass ihm entgegen vorheriger Absprachen wenig Zeit eingeräumt wurde: „Ich wurde bei Bayern verpflichtet mit der Maßgabe, Dinge zu verändern. Es gibt Klubs, die geben einem die Zeit. Jürgen Klopp war fünf Jahre beim FC Liverpool, bis er dort erstmals Meister wurde. Pep Guardiola holte erst nach sieben Jahren den Champions-League-Titel mit Manchester City. Die Trainer bei Bayern München bekommen nicht so viel Zeit, um etwas zu entwickeln.“

Julian Nagelsmann: Entlassung beim FC Bayern lange Thema Nummer 1

Die mediale Geräuschkulisse, kurz vor der Entlassung und Wochen danach, war ohrenbetäubend. Aus allen Ecken des Internets, den Printmedien sowie vielen verschiedenen Experten wurden Vorwürfe gegen Nagelsmann laut. Einer davon lautete, er hätte sich während seiner Zeit beim FCB zu sehr in Szene gesetzt, sich zu oft mit Hobbys beschäftigt. Von seinem Rauswurf erfuhr er beim Skiurlaub im Zillertal.

Die Vorwürfe, durch sein Verhalten auf und neben dem Platz unnötig Baustellen aufgemacht zu haben, will Nagelsmann nicht auf sich sitzen lassen. Einer davon lautete, dass er nach der Niederlage gegen Bayer Leverkusen nicht erreichbar gewesen sei. Die 1:2-Pleite im Rheinland am 19. März 2023 war das letzte Spiel in seiner Funktion als Bayern-Trainer.

Julian Nagelsmann wehrt sich gegen Vorwürfe: „Stimmte einfach nicht“

„Das stimmte einfach nicht“, entgegnet Nagelsmann den damaligen Beschuldigungen. „Ich war von Montag bis Mittwoch ganz normal im Büro am Trainingsgelände an der Säbener Straße. Als Einziger übrigens, sonst war keiner der Verantwortlichen da. Ich bin dann Mittwochmittag bis Freitagmorgen in den Kurzurlaub gefahren. Das war auch so genehmigt.“ Damals sickerte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag durch, dass Nagelsmann seinen Job los sei. Als er sich am Freitagmorgen mit der damaligen Führung bestehend aus Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić traf, war in der Öffentlichkeit schon alles bekannt.

Das, was nach einer nach außen kommuniziert werde, habe nichts mit der Realität zu tun, spricht Nagelsmann zunächst allgemein, spezifiziert es aber dann auf die damaligen Umstände bei den Bayern. Zu Kahn und Salihamidžić unterhielt er ein gutes Verhältnis, stellt Nagelsmann klar. „Wir haben besprochen, wie wir gemeinsam damit umgehen wollen, wenn ein Worst-Case-Szenario eintritt. Aber dann war doch alles anders. Da stellt man sich die Frage: Wie weit öffne ich mich in Zukunft gegenüber Protagonisten in dieser Branche? […] In dem Geschäft fehlt es an Offenheit.“

Julian Nagelsmann: „Bin eben nicht wie Jupp Heynckes“

Nagelsmann, der jüngst mit einer möglichen spektakulären Bayern-Rückkehr in Verbindung gebracht wurde, nennt für sich sogar noch ein konkretes Beispiel, warum ihm immer mal wieder äußerst böiger Gegenwind entgegenkam. Er habe einfach andere Charakterzüge als ein Jupp Heynckes, schon allein weil er jünger sei. „Ich stehe bei Spielen des FC Bayern nicht im beigen Trenchcoat an der Linie, nur weil das einige meiner Vorgänger gemacht haben. Die Verantwortlichen in München wussten vorher, dass ich auch mal eine rote Jacke anhaben würde. Und es hat sie nicht gestört. Aber im Misserfolg werden solche Nebensächlichkeiten einem gern aufs Brot geschmiert.“

Auf Nagelsmann wartet mit der Heim-EM schon bald die nächste schwierige Herausforderung. Seit September 2023 ist er als Bundestrainer beschäftigt und hat bisher mit nur einem Sieg aus vier Spielen nicht wirklich überzeugen können. Zuletzt gab es zwei äußerst bittere wie in Teilen blamable Niederlagen gegen Österreich (0:2) und die Türkei (2:3). (aoe)

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