Der FC Bayern verpflichtet Vincent Kompany als neuen Trainer, die Vertragslaufzeit wirkt beachtlich. Geht der Rekordmeister mit dieser zu sehr ins Risiko?
München – Die Trainersuche des FC Bayern gilt mit der Verpflichtung von Vincent Kompany als beendet. Im Februar kündigten die Münchner die Trennung von Thomas Tuchel zum Saisonende an, infolge mehrerer Absagen soll es nun Kompany richten. „Wir wünschen uns auf dieser Position wieder mehr Kontinuität“, so die Worte von Sportvorstand Max Eberl in der am Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung des Klubs.
FC Bayern soll beachtliche Summe für Trainer ausgegeben haben
Der FC Bayern soll für Kompany nach Angaben der Bild eine Ablöse in Höhe von 10,5 Millionen Euro an den FC Burnley überwiesen haben, im Erfolgsfall winken dem Premier-League-Absteiger noch Boni. Die Boulevardzeitung stellte zuletzt zur Trainerposition des Rekordmeisters eine Rechnung auf und kam seit dem Aus von Hansi Flick im Sommer 2021 auf etwa 62,5 Millionen Euro an Ablösesummen, Abfindungen und Gehältern.
Allein für Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel wurden kolportiert über 50 Millionen Euro ausgegeben. Nagelsmanns Ablöse an RB Leipzig soll rund 20 Millionen Euro betragen haben, das Gehalt des heutigen Bundestrainers belief sich an der Isar angeblich auf etwa sechs Millionen Euro pro Saison. RB-Boss Oliver Mintzlaff behauptete bezüglich der Ablöse sogar: „Am Ende lagen 25 Millionen Euro auf dem Tisch und wir haben es gemacht.“
Der FC Bayern stattete Nagelsmann 2021 mit einem Fünfjahresvertrag aus, knapp 21 Monate später war in München bereits Schluss. Thomas Tuchel übernahm, er unterschrieb bis 2025 und somit ein verhältnismäßig kürzer datiertes Arbeitspapier. „Es gab mal ein paar Minuten die Diskussion, ob zwei oder drei Jahre. Wenn sich alle wohlfühlen, werden wir versuchen, es zu verlängern“, sagte Tuchel bei seiner Vorstellung und merkte an: „Wenn sich irgendjemand hier unwohl fühlt, dann wird es auch nicht länger gehen. Egal, was auf dem Arbeitspapier steht.“
Gesagt, getan: Tuchel verlässt den FC Bayern ein Jahr vor eigentlichem Vertragsende. Wie Sky berichtet, erhält der scheidende Coach eine Abfindung von über zehn Millionen Euro, bei einem Vereinswechsel soll der Rekordmeister zudem keine Ablöse kassieren.
Nach Guardiola: Kein Bayern-Trainer erreichte die Zweijahres-Marke
Dass der FC Bayern nun vertraglich bis 2027 auf Kompany setzt, wirkt gewagt. Der letzte Trainer, der in München seinen Kontrakt erfüllte, war Pep Guardiola. Der Katalane war von 2013 bis 2016 Coach des FC Bayern, ehe er zu Manchester City ging. Länger blieb zuvor nur Ottmar Hitzfeld von 1998 bis 2004 im Amt. Nach Guardiola erreichte beim FC Bayern kein Trainer die Marke von zwei Jahren. Der Trend spricht damit gegen einen Dreijahresvertrag für Kompany.
Und trotzdem geht Eberl ein Risiko ein. Hat der Sportvorstand nicht aus der Vergangenheit gelernt? Nicht nur die jüngsten Beispiele beim FC Bayern gelten als Warnung. Als Eberl noch bei Borussia Mönchengladbach das Sagen hatte, zahlten die Fohlen 2021 die festgeschriebene Ablöse von 7,5 Millionen Euro für Adi Hütter an Eintracht Frankfurt. Die Gladbacher statteten den Österreicher darüber hinaus mit einem Dreijahresvertrag aus. Das Ende vom Lied: Borussia trennte sich ein Jahr später von Hütter, Eberl hatte sich da schon ein halbes Jahr zurückgezogen.
Warum beim Kompany-Deal auch Nachsicht geboten ist
Sollte Kompany die Erwartungen des FC Bayern nicht erfüllen, womöglich eine Trennung unausweichlich sein, fiele es auch auf Eberl zurück. Wie die Verantwortlichen des Rekordmeisters wohl die Vertragslaufzeit von Kompany rechtfertigen werden? Am Donnerstag (30. Mai, 11 Uhr) wird Kompany im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt, dort werden auch die Entscheidungsträger Rede und Antwort stehen.
Nachsicht ist aber durchaus geboten: Nachdem der FC Bayern die Trennung von Tuchel angekündigt und diverse Absagen erhalten hatte, standen die Münchner unter Druck. Die Trainersuche war Dauerthema, sämtlichen Vertretern in der Branche bekannt, dass händeringend ein neuer Coach gebraucht wird. Bayerns Verhandlungsposition war daher geschwächt, wodurch die Ablöse für Kompany nachvollziehbar wirkt. Gefragte Trainer kennen zudem – nicht zuletzt dank ihrer Berater – in der Regel ihren Marktwert und unterschreiben kaum Kurzzeitverträge.