Borussia Dortmund legte eine frustrierende erste Saisonhälfte hin. Das Jahr 2025 bringt sowohl Hoffnung als auch Ängste mit sich.
Dortmund – Der versöhnliche Jahresabschluss mit dem ersten Auswärtssieg der laufenden Saison in der Bundesliga beim VfL Wolfsburg täuscht bei Borussia Dortmund nicht über ein insgesamt unbefriedigendes erstes Halbjahr hinweg. Der BVB hat die alljährlich größte Titelchance im DFB-Pokal bereits verspielt, überwintert lediglich auf Tabellenplatz sechs.
Zwar fehlen auf Rang drei nur zwei Zähler, dennoch hat Sportchef Lars Ricken bereits vor dem Jahresfinale in Wolfsburg gewarnt, Dortmund werde „eine immense Kraftanstrengung“ brauchen, um die Minimalziele zu erreichen. Mit dieser Ausgangslage während der Winterpause kennt sich der Klub inzwischen aus.
Herbstkrise hat beim BVB bereits Tradition
Eine Herbstkrise mit Nackenschlägen gerade kurz vor Weihnachten hat den BVB auch in den Vorjahren regelmäßig ereilt. Positiv stimmt der Blick auf die Endabrechnungen: Das Minimalziel Champions League wurde stets erreicht – wenn auch zuletzt nur dank der Reform des Europapokals, die der Bundesliga einen fünften Teilnehmerplatz bescherte. Darauf kann sich Dortmund in dieser Saison keineswegs verlassen.
Trotzdem hielt der Trend auch in der vergangenen Spielzeit an: 2023/24 holte Dortmund in der Rückrunde drei Punkte mehr, 2022/23 und 2019/20 betrug das Plus sogar neun Zähler, 2021/22 einen, 2020/21 sechs. Man muss in die Saison 2018/19 zurückschauen, um ein Minus im Vergleich der Rückserie zur Hinrunde beim BVB auszumachen.
BVB hofft auf entspannte Personalsituation
Die Gründe waren vielfältig, beinhalteten etwa Trainerwechsel (im Dezember 2020 von Lucien Favre zu Edin Terzić), Winter-Transfers (zum Beispiel kamen Anfang 2024 Ian Maatsen und Jadon Sancho), entspannte Personallagen nach Verletzungspech in Hinrunden und mehr Konzentration auf die Liga, nachdem in anderen Wettbewerben Endstation war.
Anlass zur Hoffnung in der aktuellen Situation gibt vor allem die Personalsituation. Jedenfalls ist schon statistisch schlichtweg unwahrscheinlich, dass der BVB im Frühjahr 2025 erneut so sehr mit Ausfällen zu kämpfen haben wird wie im Verlauf der ersten 15 Bundesliga-Spieltage, als zeitweise zehn Profis verletzt oder erkrankt waren. Mit Karim Adeyemi und Julian Brandt feierten kurz vor der Winterpause zwei individuelle Hoffnungsträger ihr Comeback nach Auszeiten.
BVB hatte in der Bundesliga bisher Spielplan-Glück
Der Spielplan wird sich für den BVB im neuen Jahr auch etwas entzerren, jedenfalls, wenn beim FC Bologna und gegen Schachtar Donezk Pflichtaufgaben in der Champions League erledigt werden und damit aller Voraussicht nach der direkte Einzug ins Achtelfinale gelingt. Ein Lauf bis ins Finale wie in der Vorsaison ist Dortmund qualitativ eher nicht zuzutrauen, damit ist in Sicht, dass es ab einem gewissen Zeitpunkt die volle Konzentration auf den Liga-Alltag geben kann.
Ein anderer Blick auf den Spielplan macht dabei deutlich, wie bitter nötig sie sein dürfte. Denn bisher hatte Dortmund in dieser Beziehung in der Bundesliga großes Glück. Mit Eintracht Frankfurt, RB Leipzig und dem FC Bayern kamen die stärksten Gegner nach Dortmund, auch Bayer Leverkusen gastiert nach der Winterpause noch im Signal Iduna Park.
Dortmund wird auswärts in der Rückrunde extrem gefordert
Heißt im Umkehrschluss: In der Rückrunde stehen für den BVB die schwersten Auswärtsfahrten noch bevor. Umso schlimmer ist die Zwischenbilanz auf fremden Plätzen, wobei als Lowlights die 1:5-Klatsche beim VfB Stuttgart sowie Niederlagen bei Union Berlin, dem FC Augsburg und FSV Mainz 05 herausstechen. „Wir spielen in der Rückrunde in München, in Leipzig, in Freiburg, in Leverkusen, in Frankfurt“, zählte zuletzt auch Sportchef Ricken auf.
Große Möglichkeiten, auf den weiteren Saisonverlauf einzuwirken, hat die Führungsetage dabei nicht. Einen Trainerwechsel weg von Nuri Şahin schließt sie kategorisch aus, viel finanzieller Spielraum für Winter-Transfers besteht beim BVB nicht. Dortmund muss darauf setzen, dass der (allenfalls leicht angepasste) bestehende Kader in der zweiten Saisonhälfte deutlich mehr aus sich herausholt.
Das Prinzip Hoffnung wird dabei durch den Blick auf die letzten Jahre genährt, auf eine Fortführung des Trends kann sich der BVB aber nicht ohne Weiteres verlassen.