Borussia Mönchengladbach holt in der Bundesliga wichtige Punkte. Beim 2:1-Sieg gegen Union Berlin stachen mehrere Erkenntnisse heraus.
Mönchengladbach – Vor dem Anstoß sprach alles gegen einen Sieg, doch Borussia Mönchengladbach hat den Bann gebrochen.
Gladbach schlägt Union Berlin
Die Fohlen-Elf hatte keines der vorherigen fünf Auswärtsspiele gegen Union Berlin gewonnen, obendrein war Cheftrainer Gerardo Seoane gegen seinen Kontrahenten Steffen Baumgart noch sieglos. Mit dem Schlusspfiff an der Alten Försterei feierte Gladbach aber einen 2:1-Erfolg gegen die Eisernen, weil Lukas Ullrich (10.) und Tim Kleindienst (26.) die Weichen früh auf Sieg gestellt hatten.
Schon nach 22 Bundesliga-Spieltagen hat Borussia die Punkteanzahl aus der Vorsaison erreicht, doch damit nicht genug: Aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenz rückt die obere Tabellenhälfte immer enger zusammen, die Europapokalplätze sind nur noch einen einzigen Punkt entfernt.
Ohne einen Sieg gegen Union hätte die Ausgangslage anders ausgesehen – und fussball.news, das Fußballportal von IPPEN.MEDIA, nennt drei Erkenntnisse, die auf dem Weg zum vierten Auswärtsdreier in dieser Saison herausgestochen haben.
Stöger spielt sich in der Startelf fest
Nachdem Alassane Pléa Ende Januar gegen den VfL Bochum verletzt ausgefallen war, stand Kevin Stöger vor der Chance, seinen im Herbst verlorenen Stammplatz zurückzuerobern. Der Österreicher sammelte viele Argumente für weitere Einsätze von Beginn an und untermauerte an der Alten Försterei seinen Anspruch, regelmäßig zu spielen.
Pléa kehrte in der Vorwoche gegen Eintracht Frankfurt zurück in den Kader und erhielt einen Kurzeinsatz, in Berlin blieb er bis zum Schlusspfiff auf der Bank. Der Hauptgrund: Gerardo Seoane hat keinen Grund, Stöger aus der Startelf herauszunehmen.
Der 31-Jährige ließ sich gegen Union in mehreren Situationen tief in die eigene Hälfte fallen, um das Gladbacher Aufbauspiel anzukurbeln. Gleichzeitig war er an vielen Offensivaktionen beteiligt, leitete unter anderem das 2:0 durch Kleindienst im Zusammenspiel mit Joe Scally und Nathan Ngoumou ein.
Den klassischen Zehnerraum besetzt Stöger nicht, vielmehr ist er ein flexibler Verbindungsspieler für seine Mannschaftskollegen. Bis zu seiner Auswechslung für Florian Neuhaus in der 82. Minute verbuchte der Kreativposten 54 Ballkontakte und eine Passquote von 92 Prozent. Nach einem halben Jahr Anlaufzeit wirkt es, als sei Stöger langsam aber sicher bei Borussia angekommen.
Kleindienst winkt ein Tor-Rekord in Gladbach
Deutlich weniger Anlaufzeit hat Tim Kleindienst benötigt, der Mittelstürmer war vom ersten Spieltag an ein Unterschiedsspieler und hat das auch in Berlin gezeigt.
Dass sich der vierfache deutsche Nationalspieler in die Torschützenliste einträgt, ist mittlerweile Routine. An der Alten Försterei erzielte Kleindienst im fünften aufeinanderfolgenden Bundesligaspiel ein Tor und erhöhte seine Ausbeute auf 14 Treffer. Damit rückt das von ihm ausgerufene Saisonziel näher.
Kleindienst hatte vor dem Auswärtssieg beim VfB Stuttgart gegenüber der Rheinischen Post davon gesprochen, 20 Tore erzielen zu wollen. Bei zwölf ausstehenden Spielen wirkt diese Herausforderung angesichts des gegenwärtigen Höhenflugs wie ein Klacks. Doch selbst wenn Kleindienst an dem einen oder anderen Wochenende leer ausgehen sollte, ist er auf einem guten Weg, den Jahrtausendrekord einzustellen.
In der Saison 2011/12 erzielte Marco Reus für Borussia 18 Saisontore und avancierte damit zum vereinsinternen Top-Torschützen. Die Marke von 20 Toren übertraf letztmals Heiko Herrlich in der Saison 1994/95. Kleindienst kann somit Geschichte schreiben – und Gladbach gleichzeitig nach Europa führen?
Das größte Hindernis auf dem Weg nach Europa
Die Aussichten auf einen überraschenden Einzug in einen der internationalen Wettbewerbe stehen gut. Gladbach hat in den vergangenen vier Spielen zehn von zwölf möglichen Punkten gesammelt, sich dabei erfolgreich gegen Mannschaften wie Stuttgart und Frankfurt gewehrt.
Mit RB Leipzig, Borussia Dortmund und dem FC Bayern warten noch drei Spitzengegner auf Borussia, die sich obendrein am 34. Spieltag beim VfL Wolfsburg für das 1:5 am 14. Januar zu revanchieren versuchen wird. Gelingt es in der Zwischenzeit, die Pflichtaufgaben zu erfüllen und in Duellen auf Augenhöhe zuverlässig zu punkten, können die regelmäßigen Patzer der Konkurrenz ausgenutzt werden.
Das größte Fragezeichen steht jedoch hinter der Konstanz der Seoane-Elf. Gegen die Eintracht war Gladbach über 30 Minuten spielbestimmend, der Ausgleich durch Hugo Ekitiké stellte das Spiel auf den Kopf und am Ende waren die Hessen einem Sieg näher.
Gegen Union absolvierte Borussia eine nahezu makellose erste Halbzeit und hätte sogar mit 3:0 in die Kabine gehen können. Die Umstellung der Eisernen auf eine Dreierkette bereitete Gladbach große Schwierigkeiten, der Anschlusstreffer durch den – in der Entstehung kontroversen – Elfmeter von Andrej Ilic kam nicht von ungefähr.
Auch wenn Gladbach nach der Großchance von Tom Rothe in der 67. Minute wenig zugelassen hat, war ein Sieg bis zum Abpfiff keine Gewissheit. Damit war nach der dominanten ersten Halbzeit nicht zu rechnen, doch dieses Phänomen war bei Borussia häufiger zu beobachten. Das letzte Saisondrittel verkommt zu einer Frage der Konstanz – denn trotz aller Fortschritte stehen die Fohlen phasenweise auf wackeligen Beinen.