Die DFB-Auswahl eröffnet am Freitagabend die EM gegen Schottland. İlkay Gündoğan wird das Team als Kapitän anführen. Um den Mittelfeldmann hat es viele Diskussionen gegeben.
Herzogenaurach – Das 78. Länderspiel von İlkay Gündoğan dürfte das größte seiner DFB-Karriere sein: Der Profi des FC Barcelona führt Deutschland bei der Heim-EM als Kapitän ins Eröffnungsspiel gegen Schottland. Gänzlich unumstritten ist die Rolle des 33-Jährigen im Vorfeld allerdings nicht.
Gündoğan hat in den Testspielen gegen die Ukraine und Griechenland recht diskrete Leistungen gezeigt. Es befeuerte Diskussionen, die um den amtierenden Fußballer des Jahres beim DFB-Team im Prinzip seit Jahren geführt werden. Quintessenz aus Sicht vieler Experten: Das Niveau, das Gündoğan bei seinen Klubs zeigt, erreicht er mit dem Adler auf der Brust nur selten.
İlkay Gündoğan „generell ein sehr nachdenklicher Mensch“
„Das ist eine Frage, mit der ich mich schon das eine oder andere Mal auseinandersetzen musste“, sagte Gündoğan zuletzt auf Nachfrage von fussball.news im DFB-Basecamp in Herzogenaurach. Auch in der Pressekonferenz vor dem Auftaktspiel gegen Schottland am Donnerstagabend wurde der Routinier mit dem Thema konfrontiert und antwortete er erfrischend ehrlich.
„Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mich gar nicht beschäftigt“, so Gündoğan zu den Diskussionen um seine Person. „Ich bin generell ein sehr nachdenklicher Mensch, ein sehr reflektierender Mensch, auch jemand, der sich hinterfragt und darüber nachdenkt, wie er sich verbessern kann.“ Wichtig sei für ihn, auch nach weniger guten Leistungen das Gefühl zu haben, die bestmögliche Performance auf den Platz gebracht zu haben.
Kapitän bleibt gelassen: „Das ist für mich nichts Neues“
„Man kann mal schlecht sein und schlechte Phasen haben, wenn man weiß, dass man nicht mehr geben kann und sein Bestes getan hat“, so Gündoğan. Die Diskussionen, die beispielsweise von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus geführt werden, sollen dabei bei der EM keine Beeinträchtigung für die Leistungen des Kapitäns sein.
„Wenn man ehrlich ist, gab es auch bei den letzten Turnieren, 2022, 2018, bei der EM zwischendurch, immer Diskussionen über meine Person, ob ich in die erste Elf gehöre oder nicht. Das ist für mich nichts Neues. Ich glaube, das ist ein Prozess, mit dem man umgehen muss und das werde ich bestmöglich tun“, kündigte Gündoğan an. Im Unterschied zu den vorherigen Turnieren, die für den DFB im Debakel endeten, geht der Mittelfeldmann diesmal als Kapitän an den Start.
Kapitän bei der Heim-EM: Für Gündoğan eine „unfassbare Ehre“
„Es bedeutet unfassbar viel, es ist ein Riesenprivileg“, sagte Gündoğan zu seiner Rolle. „Teil dieser Mannschaft zu sein, dieses Landes zu sein, und das deutsche Team und auch das deutsche Volk mit Stolz vertreten zu dürfen, ist natürlich eine unfassbare Ehre, auf die ich mich extrem freue. Es gilt, diese Freude auf den Platz zu transportieren und die Menschen auch spüren zu lassen, dass man diese Freude in den Fokus stellt und nicht so oft an den Druck denkt, der mit der Situation kommt.“
Deutschland ist gegen Schottland klar favorisiert und will die EM-Euphorie im Land mit einem Sieg in München befeuern. Allerdings hat die DFB-Auswahl letztmals vor acht Jahren einen Auftaktsieg eingefahren. Seit dem 2:0 gegen die Ukraine bei der EM 2016 in Frankreich setzte es zum Start in die WM 2018, EM 2020 (im Jahr 2021) und WM 2022 Niederlagen gegen Mexiko, Frankreich und Japan.
Eine Wiederholung wäre eine herbe Enttäuschung und würde die Hoffnung auf eine erfolgreiche Heim-EM trüben. Sami Khedira glaubt an das DFB-Team als Titelkandidaten – wenn es eine Schwachstelle beheben kann, wie der Weltmeister von 2014 im Interview mit fussball.news erklärt.