Scholl-Kritik an Dreierkette: Jetzt kontert Löw

Radikalkritik an der Dreierkette: ARD-Experte Mehmet Scholl handelte sich Ärger beim DFB ein
 ©dpa

Evian-les-Bains – Nach dem Sieg von Deutschland gegen Italien, gibt es Kritik vom ARD-Experten Mehmet Scholl. Jetzt kontert Bundestrainer Joachim Löw die Scholl-Kritik.

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Jetzt kontert Löw

Oliver Bierhoff merkt man bei aller Smartness, die ihm nachgesagt wird, die Verstimmung immer gleich an. Er war beleidigt, dass Mehmet Scholl, 1996 sein Mitspieler im Europameister-Team, nun ARD-Experte, rund ums Italien-Spiel reichlich Kritik angebracht hatte: die Umstellung auf Dreierkette – quasi eine Aufgabe von Idealen. Dem Bundestrainer wohl eingeflüstert von Chefscout Urs Siegenthaler. Scholl über den Schweizer: „Er möge morgens bitte liegen bleiben.“ Und sich nicht einmischen, denn: „Warum bringt man eine Mannschaft, die so funktioniert hat, in diese Situation, dass man sagt, man muss sie dem Gegner anpassen?“ Es arbeitete in Bierhoffs Miene, als er Scholls Aussagen gegenkommentierte.

Löw selbst kam nicht darum herum, sich mit dem Thema Kritik zu befassen. „Das Medienrauschen habe ich mitbekommen“, sagt er und räumt ein: „Da kann man auch geteilter Meinung sein“, was taktische Ausrichtung betreffe. „Es ist das Recht von jedem, seine Meinung zu haben.“ Klar, seinen engen Mitarbeiter Urs Siegenthaler muss er verteidigen: „Äußerst negativ finde ich, wenn ein verdienter Mitarbeiter meines Stabs persönlich angegriffen wird. Außenstehende können interne Abläufe nicht beurteilen.“

Siegenthaler ist seit zwölf Jahren beim DFB, er war eine der ersten Verpflichtungen von Jürgen Klinsmann in dessen Bundestrainerzeit. Seine Spezialität: die Beobachtung von (potenziellen) Gegnern. Bei der WM 2006 stimmte Siegenthaler die Nationalmannschaft stets mit einem Land-und-Leute-und-Taktik-Vortrag ein auf Costa Rica, Polen, Ecuador, Schweden, Argentinien, Italien. Land und Leute lässt er inzwischen weg, liefer aber immer noch jede Menge Fakten zu. Auch die Sporthochschule Köln ist eingebunden in die Recherche, die Abteilung wurde noch erweitert durch ein Analyseteam um Christopher Clemens, technische Unterstützung leistet der Softwarekonzern SAP.

Bundestrainer Löw hat die Scholl-Bemerkung wohl doch mehr gewurmt als gedacht

Siegenthaler ist ein klassisch ruhiger Schweizer mit lieblichem Erzählertonfall, er reagierte nicht wütend auf die Scholl-Bemerkung: „Jeder kann seine Meinung haben. Damit habe ich keine Probleme.“ Gewundert hat ihn der Tonfall, weil Scholl und er sich nicht persönlich kennen würden „und ich nicht weiß, was ich ihm getan habe“. Inhaltlich hält er Scholls Forderung, ein System durchzuziehen, wohl für etwas unzeitgemäß: „Vor tausend Jahren haben die Menschen auch gedacht, die Erde sein eine Scheibe.“

Jogi Löw hat es wohl doch ein bisschen mehr gewurmt, als er zugeben mag, dass Scholl sein Geschick als Taktiker anzweifelt. Denn in der Pressekonferenz kam der Bundestrainer auf das Thema zurück, als schon alles dazu gesagt zu sein schien. Wäre man ins Viertelfinale gegangen mit dem Vorsatz „Wir spielen so wie immer, wir stürmen munter nach vorne“, dann hätte das Italien „in die Karten gespielt“. Das wäre, sagt Löw, „naiv und fahrlässig. Gegen eine Mannschaft wie Italien braucht man Intelligenz und Geduld“. Eindeutige Ansage – sicher soll Mehmet Scholl sie auf sich beziehen. Löw hat dann noch generös erklärt, dass Italien nur zwei Spielzüge im Repertoire hat. Wer ist hier der Durchblicker?

„Frankreich ist ein ganz anderer Gegner“, führt Löw aus. Sein Team hat jetzt auch andere Voraussetzungen, die personelle Lage bestimmt alle Überlegungen. „Für das Halbfinale und Finale, falls wir es erreichen“ legt Löw sich fest, „dass ich keinen Spieler aufstellen werde, der nicht zu 100 Prozent das Tempo bringen und in die Zweikämpfe gehen kann“. Sollte da irgendwo ein muskuläres Problem bestehen – kein Einsatz, definitiv nicht. Den Fehler, es doch zu tun, habe er einmal begangen, „vor vielen, vielen Jahren“.

Unschwer herauszufinden, was und wen Löw meint: den Einsatz von Michael Ballack im EM-Finale 2008 (0:1 gegen Spanien). Ein Spielt-der-Capitano-Drama mit stündlichem Update – und dem Ergebnis, dass Ballack spielte und unterging. Danach gab es Streit. Womöglich hat hier der Konflikt begonnen, der 2010 eskalierte. Auch Ballack hat bei dieser EM 2016 schon Schlagzeilen gefüllt: als Kritiker. Er sagte, dem Team fehle es an Führungskräften.

Fußball-EM 2016 in Frankreich: Spielplan, Stadien und Themenseite

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Übrigens: Wir haben bereits zusammengefasst, wie Sie das Halbfinale Deutschland gegen Frankreich live im TV und Live-Stream sehen können.

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