Ilkay Gündogan, Thomas Müller und Manuel Neuer könnten sich vom DFB-Team verabschieden. Der Torwart lässt sich mit seiner Entscheidung aber Zeit.
Stuttgart/Frankfurt – Der Traum vom Titel bei der Europameisterschaft im eigenen Land ist für die deutsche Nationalmannschaft geplatzt! Die 1:2-Niederlage gegen Spanien bedeutete das Aus im Viertelfinale. Zugleich war die Partie das letzte Länderspiel von Toni Kroos. Der 34-Jährige beendet jetzt seine Karriere und richtete zum Abgang eine emotionale Bitte an die deutschen Fans. Für weitere Größen des Teams könnte die Begegnung in Stuttgart der finale Auftritt im DFB-Trikot gewesen sein – darunter Thomas Müller, der wie Ilkay Gündogan eine zeitnahe Entscheidung ankündigte.
Kroos nicht der Einzige: DFB-Elf könnte Aushängeschilder um Müller verlieren
Müller bestritt seit seiner Premiere im März 2010 131 Partien für die Nationalelf. Interessant: Damals, bei einer 0:1-Niederlage gegen Argentinien, kam er für den Debütanten Kroos auf das Feld. Beide könnten somit gemeinsam ihre DFB-Karriere gestartet und beendet haben. Unmittelbar nach dem jetzigen Ausscheiden gegen „La Furia Roja“ deutete Müller gegenüber den Pressevertretern unmissverständlich an, dass er nicht unbedingt mit weiteren Einsätzen rechnet.
Ist Kroos also nicht der einzige deutsche Star, der abdankt? „Realistischerweise kann es schon sein, dass das mein letztes Spiel heute war“, sagte der Bayern-Star. Er werde seine Zukunft beim DFB in den kommenden Tagen mit Bundestrainer Julian Nagelsmann bereden. Doch einen aktiven Rücktritt wie bei Kroos „wird es von mir nicht geben“, stellte Müller klar.
Ein Nationalmannschafts-Abgang von Müller wäre ein herber Verlust
Die Chance, dass er auch bei den Nations-League-Partien im September mit von der Partie ist, besteht also dennoch. Für das deutsche Team wäre ein Abschied des 34-Jährigen zweifellos ein herber Verlust. Sportlich hatte Müller zwar bereits vor der EM keine absolut tragende Rolle mehr inne, beim Turnier kam er meistens von der Bank.
Dennoch würde seine Qualität fehlen – auch menschlich. Er gilt wie Kroos als Identifikationsfigur und war in den vergangenen Jahren stets eines der Aushängeschilder der Nationalmannschaft, nicht zuletzt wegen seiner Leistungen beim WM-Triumph 2014 und seiner immerzu schonungslosen Aussagen. Später äußerte sich Müller zudem auf Instagram und drückte seinen Stolz aus, „Teil dieses Teams“ sowie „ein Deutscher zu sein“. Abschiedsworte des Routiniers? Gut möglich.
Dankt Neuer ab? DFB-Torwart überrascht mit Zukunfts-Aussage
Anders als bei seinem Teamkollegen vom FC Bayern München ist eine schnelle Entscheidung bei Torwart Manuel Neuer nicht absehbar. Der 38-Jährige werde sich „nach dem Turnier Gedanken“ über seine Zukunft beim DFB machen, sagte er nach dem EM-Aus. „Das kann ein halbes Jahr oder länger dauern“, so Neuer etwas überraschend, der bislang 124-mal in Schwarz-Rot-Gold auflief und sich nun Zeit nehmen möchte. Er hatte vor dem Turnier aufgrund seiner schwankenden Leistungen in der Kritik gestanden, war der Nationalmannschaft aber bei der EM stets ein starker Rückhalt und ein Garant für das gute Abschneiden.
Unvergessen bleiben insbesondere seine Darbietungen 2014 in Brasilien. Allerdings stünde mit Marc-André ter Stegen ein qualitativ ebenbürtiger Nachfolger in den Startlöchern, der bereits seit einigen Jahren auf seine Berufung zur deutschen Nummer eins wartet. Trotz seines fortgeschrittenen Fußballer-Alters von nunmehr 38 Jahren und seiner Verletzungshistorie in jüngerer Vergangenheit bewies Neuer beim Heim-Turnier, dass noch immer mit ihm zu rechnen ist. Ein Nationalmannschafts-Abschied ist also möglich, jedoch nicht zwangsläufig „realistisch“ wie bei Müller.
Nagelsmann hofft auf Verbleib: Kapitän Gündogan lässt Deutschland-Zukunft offen
Neuers Nachfolger als DFB-Kapitän ist bereits seit September 2023 Ilkay Gündogan. Er stand wie der Torwart bei jedem EM-Match in der Startelf und überzeugte als Führungsspieler. Wie Müller werde sich der 82-fache Nationalspieler „in den nächsten Tagen“ überlegen, ob er sich auch über die EM im eigenen Land hinaus im deutschen Team sieht. Und Julian Nagelsmann?
Der plant mit Gündogan, wie er auf der Pressekonferenz am Tag nach dem Europameisterschafts-Aus unmissverständlich ausdrückte. „Ich würde mich freuen, wenn er weitermacht“, sagte der Bundestrainer. Er nannte den Barcelona-Star einen „stillen Leader mit der großen Erfahrung.“ Nagelsmann möchte bei der WM 2026 mit Deutschland nach dem Titel greifen – am liebsten mit Kapitän Gündogan. Allerdings solle der 33-Jährige „selber entscheiden und verkünden“, ob es für ihn in der Nationalmannschaft weitergeht.
Verabschieden sich Neuer, Müller und Gündogan? Nagelsmann: DFB-Team „nicht jung“
Es ist also möglich, dass das deutsche Team zusätzlich zu Kroos drei Aushängeschilder verliert. Coach Nagelsmann verwies darauf, dass der DFB-Kader „nicht extrem jung“ sei. Deutschland stellte mit einem Spieler-Durchschnittsalter von über 28 Jahren das zweitälteste Aufgebot im Kreis der EM-Teilnehmer.
Allerdings habe der Bundestrainer nicht vor, „den ganzen Kader durchzuwürfeln“ – auch, weil er bei keinem Akteur einen Leistungsabfall befürchte. Ein Signal an das Routinier-Trio, dessen Zukunft unklar ist? Fest steht: Einen Rücktritt nahelegen wird Nagelsmann wohl keinem der drei Spieler. Das deutsche Trainerteam versuche, „den Grundstock der Mannschaft identisch zu lassen“.