Gerardo Seoane will sein zweites Jahr bei Borussia Mönchengladbach nutzen. Dafür hat der Schweizer einige Hebel aktiviert.
Mönchengladbach/Rottach-Egern – Trotz Platz 14 in der Bundesliga und der viertschwächsten Punkteausbeute der Vereinsgeschichte saß und sitzt Gerardo Seoane bei Borussia Mönchengladbach fest im Sattel. Eine Ablösung des Schweizers stand zu keinem Zeitpunkt zur Disposition.
Seoane darf sich in Gladbach weiter beweisen
Vielmehr wurde Seoane gestärkt, indem mit David Zibung ein langjähriger Vertrauter vom FC Luzern als Sportkoordinator Lizenz verpflichtet wurde. Der frühere Torhüter nimmt eine andere Rolle ein als sein indirekter Vorgänger Nils Schmadtke, ist nah an der Mannschaft und gibt, wie Roland Virkus am Montag erklärt hat, dem Trainerteam viele Denkanstöße auf den Weg.
Während des Trainingslagers in Rottach-Egern sind intensive Einheiten zu beobachten, allen voran Athletiktrainer Nicolas Dyon bringt die Fohlen mächtig ins Schwitzen. Auch Seoane ist mitten im Geschehen, gibt vor vielen Übungen klare Anweisungen und unterbricht diese in regelmäßigen Abständen, um Korrekturen vorzunehmen.
Gladbach trainiert häufiger in Gruppen
All das ist keinesfalls neu, schon seit seinem Amtsantritt fiel Seoane als aktiver und kommunikativer Trainer auf. Dafür setzt der 45-Jährige auf dem Trainingsplatz noch stärker auf verschiedene Übungen für die einzelnen Mannschaftsteile. Mal wird in beiden Hälften das Spiel im letzten Drittel trainiert, mal üben die Offensivspieler Standardsituationen, während die Verteidiger am Aufbauspiel aus der ersten Kette feilen.
„Der Coach hat ein paar Sachen verändert. Es wird viel individualisiert und in Gruppen gearbeitet, um an Details zu arbeiten“, sagte Virkus in einem Pressegespräch, an dem auch fussball.news teilgenommen hat, über Seoanes neue Herangehensweise. So habe Ex-Verteidiger Tony Jantschke am Sonntag die Defensivspieler an die Hand genommen, Seoane habe mit Patrick Schnarwiler die Offensivübungen koordiniert, Guido Streichsbier sei indes für die Mittelfeldakteure zuständig gewesen.
Auch in den Spielen agiert Seoane anders
„Im Detail arbeiten kann entscheidend sein“, betonte Virkus, der allerdings nicht von einer Revolution sprechen will: „Gerardo hat sich nicht verändert, auch nicht seine Arbeitsweise. Er arbeitet jetzt mehr in Gruppen, aber das ist ein normaler Prozess.“
Gleichwohl ist Seoane auch in den Testspielen bemüht, viele Dinge auszuprobieren. Nach dem 1:0-Sieg gegen Holstein Kiel erläuterte der Schweizer, in der ersten Halbzeit bewusst viele Mann-gegen-Mann-Duelle provoziert zu haben, um die Innenverteidiger Ko Itakura und Fabio Chiarodia - der von Virkus ein großes Lob erhielt - auf der letzten Linie auf die Probe zu stellen.
Der passive und tiefe Ansatz soll der Vergangenheit angehören, Seoane will Gladbach mehr Aggressivität verleihen. Itakura und Chiarodia boten eine fehlerlose Leistung, was für die kommenden Partien Mut verleiht. Ob die ergriffenen Maßnahmen Wirkung zeigen, wird jedoch erst während des Saisonverlaufs deutlich.