Borussia Mönchengladbach rüstet sich für die Transferperiode im Sommer – und hat klare Vorstellungen, wo die neuen Talente herkommen sollen.
Mönchengladbach – Bei Borussia Mönchengladbach haben die Planungen für den kommenden Sommer bereits in den vergangenen Wochen begonnen. Kevin Diks und Jens Castrop werden zum 1. Juli ihre Zelte aufschlagen und neue Elemente in die Fohlen-Elf einbringen.
Castrop als Prototyp für Gladbachs Kaderplanung
Während Diks in erster Linie ein Vorgriff auf den Umbruch in Gladbachs Abwehr ist, kommt mit Jens Castrop ein Spieler, von denen Borussia in den vergangenen Jahren nicht allzu viele im Kader hatte. Der Youngster des 1. FC Nürnberg bringt großes Entwicklungspotenzial mit und soll, wenn alles nach Plan läuft, zu gegebener Zeit gewinnbringend verkauft werden.
„Castrop ist ein junger Spieler mit einem guten Profil, von dem wir sportlich überzeugt sind und mit dem wir Werte schaffen können. Wir müssen wieder Spieler haben, die ihre Marktwerte steigern“, sagte Sport-Geschäftsführer Roland Virkus in einem Interview mit der Rheinischen Post über den deutschen U21-Nationalspieler.
Manu Koné war der bislang letzte Spieler, bei dem Borussia ein Transferplus verzeichnet hat. Mit Ko Itakura steht ein Kandidat für den Sommer bereit, mittel- bis langfristig wird mutmaßlich auch Rocco Reitz Angebote einbringen, die der Klub nicht ablehnen kann.
Dahinter wird es dünn. Ein Luca Netz wird mehr als die zwei Millionen Euro einbringen, die Gladbach 2021 an Hertha BSC gezahlt hat. Für Joe Scally zahlten die Fohlen etwas weniger, auch hier wird im Falle eines Abgangs ein Plus verbucht. Auch Robin Hack, der etwas mehr als eine Million Euro gekostet hat, wird nicht als Missverständnis in die Bücher eingehen. Umgekehrt sind bei diesem Trio aber auch keine ganz großen Summen zu erwarten.
Gladbach-Boss bestimmt Marschroute für Transferfenster
Mit Philipp Sander, Kevin Stöger und Tim Kleindienst ist im vergangenen Sommer ein Trio mit Erfahrung und Zweikampfhärte verpflichtet worden. Borussia hatte sich das Thema „Leadership“ auf die Fahne geschrieben, die Neuzugänge sollten das Gerüst stärken und den Fohlen mehr Biss verleihen.
Dieser Schachzug ist geglückt, weshalb der Fokus jetzt wieder darauf liegt, junge und entwicklungsfähige Spieler anzulocken – auch, um schnellstmöglich Baustellen zu schließen. Steigern Spieler ihre Werte und werden verkauft, „müssen die nächsten bereit sein, die ihre Plätze einnehmen können“, betonte Virkus.
„Auf einigen Positionen haben wir die Situation schon, auf anderen nicht“, so der Sportchef. Der Castrop-Transfer kann in gewisser Weise als Vorgriff auf einen späteren Verkauf von Reitz interpretiert werden, während für Julian Weigl noch kein perspektivischer Nachfolger bereitsteht. Auf der Zehn herrscht mittelfristig Bedarf, da Stöger im vergangenen August 31 Jahre alt geworden ist und Alassane Pléa nur bis 2026 an Borussia gebunden ist.
Auf welchen Positionen kann Gladbach nachschießen?
Auf den anderen Positionen ist die Ausgangslage unterschiedlich. Verabschiedet sich Jonas Omlin aus Gladbach, stehen im Tor Moritz Nicolas und Jan Olschowsky bereit. Auf der rechten Abwehrseite plant Stefan Lainer seinen Abgang, Joe Scally hat seinen Wert bereits gesteigert und dürfte kaum zulegen. Wird trotz der Variabilität von Diks ein Lainer-Ersatz gesucht, wäre ein Transfer nach dem Castrop-Modell vorstellbar.
Diks wiederum ist für die Innenverteidigung verpflichtet worden, um in Itakuras Fußstapfen zu treten, außerdem soll Fabio Chiarodia weitere Schritte machen. Auf dem Linksverteidigerposten herrscht ein Konkurrenzkampf zwischen den jungen Netz und Lukas Ullrich, der seit Oktober große Schritte gemacht hat.
Für die linke Offensivseite stehen perspektivisch Yvandro Borges Sanches und Noah Pesch als Alternative zu Robin Hack bereit. Die Gerüchte um Rubén Vargas, Jan-Niklas Beste und Arnaud Nordin haben jedoch angedeutet, dass Borussia gestandene Konkurrenz sucht. Sollte Nathan Ngoumou angesichts der Spekulationen über eine Rückkehr nach Frankreich seinen Abschied planen, wäre ein genauso junger Backup für Franck Honorat zu erwarten.
Im Sturm steht Tomáš Čvančara hinter Tim Kleindienst zur Verfügung, ob der Tscheche mit seiner aktuellen Rolle zufrieden ist, darf allerdings infrage gestellt werden. Grant-Leon Ranos und Shio Fukuda sind zwei Optionen, haben aber noch einige Schritte vor sich. So ist Ranos im Winter an den 1. FC Kaiserslautern verliehen worden, sammelte bisher jedoch keine Einsatzminute. Gegenwärtig fällt der Stürmer wegen einer Schambeinreizung aus.
Virkus: „Wir wollen uns schließlich in Summe verbessern“
Könnte sich Virkus einen idealen Transfersommer ausmalen, fänden mehr Spieler wie Castrop ihren Weg an den Niederrhein. Als „polyvalenter Spieler, der auf vielen Positionen zum Einsatz kommen kann und unserem Kader damit noch mehr Flexibilität verleiht“, bringt der Mittelfeldspieler eine bevorzugte Eigenschaft des Sport-Geschäftsführers mit, doch das ist noch nicht alles: „Castrop ist jung, er hat Qualität – und er hat sich bekannt zu unserem Projekt. Das ist die ideale Konstellation.“
Schon in seinen ersten Amtsjahren hat Virkus nach jungen und hungrigen Spielern gesucht. Im Sommer 2022 war neben Ngoumou auch Oscar Fraulo verpflichtet worden, der nur zwei Einsätze absolviert hat und in den beiden vergangenen Jahren an den FC Utrecht verliehen wurde. Von den 2023er-Neuzugängen Ullrich, Ranos und Chiarodia hat sich bisher lediglich erstgenannter durchgesetzt.
Virkus und sein Team müssen den Beweis erbringen, aus vergangenen Transferperioden gelernt zu haben. „Auch wenn es wenige auslaufende Verträge gibt, wird das ein anspruchsvoller Sommer. Wir wollen uns schließlich in Summe verbessern“, legte der Sport-Geschäftsführer die Messlatte hoch.
Borussia werde „vor allem nach Spielern suchen, die noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen sind, unabhängig vom Alter“, und dabei den eigenen Nachwuchs im Blick behalten. Denn Klubs wie Eintracht Frankfurt oder der VfB Stuttgart zeigen, dass man auch mit jungen Spielern erfolgreich sein kann. Welche Spieler die Verantwortlichen präsentieren werden, ist mit Blick auf den Sommer eine der spannendsten Fragen.