Rassismus-Vorfall bei U16-Spiel? Zweifel an Beleidigungen - Auerbach kontert Vorwürfe und attackiert Hertha

Ein Jugendspiel von Hertha BSC wurde aufgrund eines mutmaßlichen Rassismus-Vorfalls abgebrochen. Bereits in der vergangenen Woche soll es ähnliche Probleme gegeben haben.

  • Ein U16-Spiel wurde von Hertha BSC abgebrochen
  • Während der Partie wurden die Berliner Nachwuchsspieler rassistisch beleidigt
  • Bereits in der Vorwoche kam es bei Hertha zu einem ähnlichen Vorfall  
  • Einen Tag nach den Vorfällern äußerte sich auch Auerbach - und erhebt Vorwürfe gegen die Hertha

Update vom 15. Dezember: Einen Tag nach dem skandalträchtigen Jugendspiel Hertha BSCs beim VfB Auerbach meldet sich nun auch der beschuldigte Heimverein zu Wort. Weil Herthaner mehrfach von VfB-Akteuren rassistisch beleidigt worden sein sollen, entschied sich der Hauptstadtklub, die Partie nicht zu Ende zu spielen (siehe Erstmeldung). Nachdem sich Auerbach zunächst nicht zu den Vorwürfen äußerte, reagieren die Sachsen nun - und das durchaus mit Kritik an die Adresse des Bundesligisten. Der VfB erhebt Vorwürfe gegen Hertha.

Rassismus-Vorfall in Auerbach: Wirbel um die Wortwahl der Beschimpfungen

Herthas U16-Coach Sofian Chahed hatte der Bild erklärt: „Ich hörte, wie unser Spieler laut rief: 'Ey, wir wollen doch einfach nur Fußball spielen'. Es kam zur Rudelbildung. Als ich mir meinen Spieler an die Seite rief, berichtete er mir, dass die Sätze 'Wer ist hier im richtigen Land? Verschwinde aus unserem Land' gefallen sein sollen. Daraufhin sind wir vom Platz gegangen.“ Im Nachgang der Partie steht nun vor allem die Wortwahl der Beleidigungen im Mittelpunkt, vonseiten Auerbachs zeigt man nämlich durchaus Zweifel am Ausmaß der Beschimpfungen. 

Manager Volkhardt Kramer, der unter den 25 Zuschauern war, sagte: „Ein Berliner Betreuer äußerte den Vorwurf, einer ihrer Spieler wäre als Bananenfresser bezeichnet worden, hatte das selber aber auch nicht gehört.“ Kurz nach dem Abgang der Hertha-Youngster verneinte Kramer zudem die Vorwürfe und erkundete sich daher bei den Berlinern: „Als ich nach den Gründen für das Verlassen des Spielfeldes fragen wollte, entgegnete mir Trainer Chahed, ich sollte doch nach Hause auf meinen Bauernhof gehen.“ Seine Wortwahl bestätigte Chaded am Sonntag, erklärte aber, dies „aus der Emotion heraus gesagt“ zu haben. 

Rassismus-Vorfall in Auerbach: „Wurden von einigen Berlinern als Nazis betitelt“

Kramer verurteilte Rassismus jeder Art, fordert aber zunächst einmal Aufklärung des Spiels, das letztlich „einen hässlichen Aufhänger“ erhalten habe. Der Manager kündigte einen Bericht des Vereins beim Nordostdeutschen Fußballverband an und wollte mit seinen Jugendspielern am Mittwoch über die Vorfälle reden. 

Gleichzeitig nahm er jedoch auch Hertha BSC in die Kritik, denn auch vonseiten der Berliner soll es zu Beleidigungen gekommen sein: „Als die Berliner das Spielfeld endgültig verließen, wollten unsere Zuschauer, dass sie weiterspielen. Die Eltern und Großeltern, die unsere rund 25 Zuschauer bildeten, wurden von einigen Berlinern als Nazis betitelt.“ 

Wie die Partie am Ende gewertet wird, steht noch nicht fest. Gleichzeitig wurde bekannt, dass es erst vor einer Woche zu rassistischen Vorfällen um ein Spiel mit Auerbacher Beteiligung gekommen sein soll. Auch Spieler Viktoria Berlins wurden demnach rassistisch beschimpft: „Wir haben dort gerade ähnliche Erfahrungen gemacht“ wurde Viktoria-Coach Arthur Jujko von der Bild (Artikel hinter Bezahlschranke) zitiert. Die Profimannschaft Viktoria Berlins spielt wie der VfB Auerbach in der Regionalliga Nordost.

Ebenfalls als Nazi betitelt wurde Albacete Balompies Roman Sosulja. Der ukrainischer Profi soll von den Beleidigungen so mitgenommen worden sein, dass er in der Kabine weinend zusammenbrach. Die Bilder vom Spiel lassen allerdings an dieser Aussage des Vize-Präsidenten des spanischen Zweitligisten zweifeln. Auf jeden Fall aber wurde die Partie nach der Pause nicht wieder angepfiffen. 

Rassismus-Vorfall bei U16-Spiel! Hertha BSC verlässt geschlossen das Feld - und bekommt viel Unterstützung im Netz

Erstmeldung vom 14. Dezember: Berlin - U16-Jugendspieler von Hertha BSC sind nach Angaben des Berliner Fußballclubs von ihren Gegenspielern im Regionalligaspiel beim VfB Auerbach rassistisch beleidigt worden und haben die Partie deshalb abgebrochen. 

Das Team habe den Schiedsrichter am Samstag darauf hingewiesen und sich entschieden, das Spielfeld beim Stand von 2:0 zu verlassen, teilte Hertha mit. Der Club verurteile „Rassismus und Diskriminierung in jeglicher Form“. Von Auerbach lag zunächst keine Reaktion vor.

„Wir haben eine Verantwortung uns, unseren Spielern und auch der Gesellschaft gegenüber. Diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst, und deshalb war es die einzig richtige Entscheidung, dieses Spiel nicht fortzuführen“, sagte Paul Keuter, Mitglied der Hertha-Geschäftsführung

Sofian Chahed, Trainer der U16 von Hertha, postete ein Bild auf Twitter aus der Kabine der Nachwuchskicker, auf dem er und sein Team Arm in Arm zusammen stehen. 

Darunter schrieb er: „Es darf keinerlei Spielraum für Rassismus auf und neben dem Platz geben! #NoToRacism“

Erst kürzlich hatte sich Nationalverteidiger Antonio Rüdiger, der an diesem Wochenende sein Comeback bei Chelseas 0:1-Niederlage gegen den AFC Bournmouth gegeben hatte, für Spielabbrüche nach rassistischen Vorfällen ausgesprochen.

Hertha BSC: Jugendspiel nach Rassimus-Vorfall in Berlin abgebrochen

„Vielleicht ist diese Maßnahme ein Weckruf, dass wir alle gemeinsam - Spieler, Vereine, Verbände und Fans - endgültig diesem Problem Herr werden. In einer solchen Situation sind uns Werte und eine klare Haltung wichtiger als ein Sieg oder eine Niederlage auf dem Platz.“

U23-Spieler Jessic Ngankam hatte in der vergangenen Woche nach einem Regionalligaspiel der zweiten Mannschaft der Berliner gegen den 1. FC Lok Leipzig berichtet, durch Affenlaute aus der Leipziger Fankurve und durch das Wort „Affe“ von einem Gegenspieler beleidigt worden zu sein. 

Hertha BSC: Clubführung entschuldigt sich nach Rassismus-Vorfall 

Die Partie war für mehrere Minuten unterbrochen gewesen. Lok hatte sich von rassistischem Verhalten distanziert, Hertha verurteilte „rassistische Anfeindungen“ gegen seinen Spieler „aufs Schärfste“. 

Die Clubführung der Berliner räumte am Montag ein, dass man mit einer öffentlichen Stellungnahme zu lange gewartet habe.

Im Internet fand die Aktion von Hertha BSC großen Anerkennung. Viele User und Follower auf Twitter retweeten den Post und drückten so ihre Unterstützung aus. 

Kürzlich kam es auch im TV zu einem rassistischen Vorfall. Der ehemalige Weltklasse-Stürmer Marco van Basten sorgte mit Nazi-Vokabular für einen Eklat. Zu einem rassistischen Vorfall soll es auch in einem Spiel in England gekommen sein - Opfer ist ein deutscher Nationalspieler.

Rassistische Vorfälle sind häufig nicht rekonstruierbar. So auch der Eklat um die TV-Show „America‘s Got Talent“. Was Heidi Klum zu den Vorwürfen gegen den Produzenten zu sagen hatte, handelte ihr allerdings wütende Kommentare ein. 

dpa/fs

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